Sieben Jahre haben wir nun die JULIUS. Jahre voller wunderschöner Törns, Training, Erweiterungen, Umbauten und Vervollständigung der Ausrüstung. Abgesehen davon, dass ich die Fotos auf der Seite über die JULIUS hier im Blog aktualisieren muss, sind wir nun soweit, dass es auf eine längere Reise mit weiter entferntem Ziel gehen kann: Norwegen.
Ursprünglich hatten wir für dieses Jahr England und den Ärmelkanal im Blick: Im Mai nach London, dort eine Woche liegen und mit der Familie diese Stadt erleben. Dann runter zum Ärmelkanal, weiter nach Westen, und irgendwo dort dann den Sommerurlaub verbringen.
Ein guter und interessanter Plan. Doch je mehr ich darüber nachdachte, desto hakeliger wurde die Sache: Die Überführungen nach London, von dort zum Ärmelkanal und zurück nach Hause würde ich alleine mit Hund machen. Grundsätzlich kein Problem, Einhand unterwegs zu sein habe ich in den letzten Jahren ausführlich geübt und fühle mich dabei absolut sicher.
Wie im letzten Beitrag berichtet geht es dieses Jahr nach Norwegen, dem Land des steuerbefreiten Bootsdiesels (genauer: ohne Energiesteuer, aber mit Mehrwertsteuer).
Nun werde ich natürlich erstmal den guten, biofreien Diesel ohne Mehrwertsteuer auf Helgoland tanken und die ungefähr 3.000 Liter Bunkerkapazität der JULIUS wird für die gesamte Reise locker reichen. Grob werden das um die 1.500 Seemeilen, bei im Schnitt 1,3 Liter pro Seemeile wären wir dann bei knappen 2.000 Litern Brennstoff.
Auf der Rückreise wieder in Kristiansand angekommen könnte ich sicher um die 1.000 Liter nachbunkern. Bei dieser Menge macht es einen offensichtlich deutlichen Unterschied, steuerbefreit in Norwegen zu um die € 1 / Liter (z.B. NOK 10,55 = aktuell € 1,04) oder irgendwo in Dänemark zu vermutlich eher € 1,5 / Liter zu tanken.
Bald werde ich ablegen zur großen Tour nach Norwegen. Die JULIUS ist technisch gesehen und von der Ausrüstung her startklar, trotzdem habe ich noch ein paar Punkte, die vorbereitet werden mussten. Das eine oder andere ist für Skipper:innen, die sich auch für so eine Reise interessierten, vielleicht interessant – deswegen schreibe ich das mal auf.
Seekarten und Routenplanung
Der Weg von der Ostsee entlang der Dänischen Ostküste nach Norwegen ist navigatorisch eher einfach, und auch die Törns in Norwegen selbst sollten mit passendem und aktuellem Kartenmaterial problemlos zu bewältigen sein.
Ich navigiere seit Jahren ausschließlich elektronisch via Costal Explorer (unter Windows, das in einer virtuellen Maschine auf einem Mac Mini läuft), auf meinen Raymarine MFDs und als Backup auf iPad und iPhone. Hier kommen unterschiedliche Kartensysteme zum Einsatz, so dass ich neben der Redundanz auch den Luxus von verschiedenen Karten für das gleiche Gebiet habe.
Und wie schon mein Imray über den Ärmelkanal und die Themse ein Goldschatz ist, so gilt das auch für diesen Norwegen Revierführer. Alle notwendigen Informationen zu Häfen, Ankerplätzen und Besonderheiten des Reviers, übersichtlich geordnet und präsentiert. Eine absolute Empfehlung!
Der Traumtörn nach Norwegen geht los. Die JULIUS ist voll gepackt mit Lebensmitteln und nicht alkoholischen Getränken. Ein bisschen Wein, Rum und Whisky ist noch an Bord und wird verdunsten, während ich mich in Dänemark aufhalte, entspricht der erlaubten Menge oder wird einfach von mir verzollt (via Toll App) und dann ordnungsgemäß nach Norwegen eingeführt.
Die Abfahrt ist für Freitag den 3. Juni geplant, sofern dann handiges Wetter ist. Momentan sieht es nach mäßigen westlichen Winden aus, was perfekt wäre. Der erste Schlag soll dann nach Lyø oder in die Dyvig gehen. Dann werden mein Bordhund Ole und ich über das Wochenende ordentlich Strecke machen, idealerweise via Æbelø bis nach Ebeltoft. In der folgenden Woche möchte ich gerne Skagen erreichen – ein sportliches Ziel unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ich jeden Tag Vollzeit arbeiten muss.
Als Ziel der Skagerrag-Querung habe ich Arendal ausgesucht. Das sind 80 Seemeilen und ungefähr 12,5 Stunden Fahrt, für die ich ruhiges Wetter abwarten werde. Zeit genug habe ich: Für die insgesamt ca. 560 Seemeilen bis nach Bergen habe ich fünf Wochen Zeit.
Am Sonntag vor meiner Abreise war mir langweilig. Seit Tagen schon prüfe ich wieder und wieder die Wind- und Wetterverhältnisse am kommenden Freitag, meinem Abfahrtstag für die große Fahrt nach Norwegen (hier weiterlesen: Anfang Juni geht es los: Einhand nach Norwegen). Hauptsächlich mit den Apps Weather Pro, Windfinder und Windy.
Weather Pro und Windfinder habe ich beides als bezahlte App: Weather Pro ist super für den schnellen Überblick für die nächsten Tage und einer Tendenz für bis zu zwei Wochen bezogen auf einen Ort. Windfinder ist bekannt, bewährt und liefert in der Regel sehr gute Vorhersagen für mindestens 48 Stunden.
Wie erwähnt wollte der Sonntag Morgen beim ersten Kaffee ausgefüllt werden, und so habe ich angefangen, mich mehr mit Windy zu beschäftigen: Je mehr ich in dieses Werkzeug eingestiegen bin, desto faszinierter war ich und wollte mehr. Nach einer übersichtlichen Investition von € 29,90 für ein Jahr (einmalig, kein Abo) hatte ich alle Funktionen.
Das war sehr gut investiertes Geld. Windy bietet erstaunliche Möglichkeiten, die über eine reine Wettervorhersage weit, weit hinaus gehen!
Routen- und Wetterplanung mit Windy
Mit jeder App kann ich mir den vorhergesagten Wind, Temperatur, Wolkenbedeckung und Regenwahrscheinlichkeit für einen Ort zu bestimmten Uhrzeiten anschauen. Bei längeren Törns würde ich also diese Vorhersagen für den Start- und Zielort anschauen und dann selbst schätzen, wie sich die Bedingungen im Laufe der Fahrt entwickeln werden.
Diese Arbeit nimmt mir Windy vollständig ab: Dort kann ich eine Route (mit Entfernungsangaben in nautischen Meilen) inklusive Geschwindigkeit und Startzeit erstellen. Windy zeigt mir dann, wie sich Wind, Welle, Temperatur und Regen im zeitlichen und örtlichen Verlauf während ich die Route abfahre entwickeln wird.
Heute bin ich wie geplant losgekommen und habe unterwegs getestet, ob ich euch via Video ein bisschen mitnehmen kann auf meine lange Reise.
Das hat schon ganz gut geklappt, ich kann alles direkt auf dem iPhone machen und der Aufwand scheint machbar zu sein. Hier also das Ergebnis des ersten Tages!
Langsam werde ich warm mit „Magic Movies“ von iMovie auf dem iPhone. Hier der zweite Tag meiner Reise! Ich puzzel noch, wie viel Impressionen und Redeanteil am Besten sind. Die Musik im Hintergrund ist einerseits gut, andererseits stört sie auch manchmal – ich kann sie aber nicht für einzelne Clips ausstellen. Also: Das Format wird sich noch entwickeln. Ich habe ja Zeit dafür 😄
Eindrücke von Skagen (warum ist der Hafen eigentlich so teuer….?) und dann die lange Fahrt über das breite Skagerrak: Sehr neu und ungewohnt, so lange alleine auf offener See zu sein!
Der erste Ankerplatz in Norwegen ist schon wunderschön und zufällig an einem Nationalpark. Bei viel Wind machen Bordhund Ole und ich einen Ausflug mit dem Tender nach Arendal, der nächsten äußerst norwegischen Ortschaft.
50m Kette mit der Notbedienung hochwuchten – anstrengend! Eine Fahrt durch die Schären bei viel Wind. Dann baue ich den Motor aus – der ist übel mitgenommen. Wo bekomme ich da nur Ersatz her…? Ach ja, die Kühlwasserpumpe leckt auch. Doof. Aber durch puren Zufall finde ich dafür Hilfe.
Viel Spaß mit diesen neuen Berichten und Eindrücken meiner Norwegen Reise!
Norwegen hat‘s drauf: Das Blindleia Schärenfahrwasser ist teilweise weniger Meter eng – hochspannend! Und: Mein Paket wartet in Kristiansand auf mich, die Freude ist riesig! Und, ist alles dran, was ich für die kaputte Ankerwinsch brauche?
Es gibt sie, die schönen Dinge! Dieser Ankerplatz bei Mandal gehört auf jeden Fall dazu. Magisch! Dann geht es weiter um das Kap Lindesnes – aber wo finde ich danach ein schönes Plätzchen für die nächsten Arbeitstage?
Korshavn könnte auch Knuffingen heißen. Dann geht es bei erst 1m, später bis 2m alter Welle weiter nach Kirkehamn auf Hydra. Da bin ich froh über die Stabilisatoren, deren Wirkung ich versuche im Video zu zeigen!
Kirkehamn ist dann ein neues Highlight. Der Aussichtspunkt, eine ehemalige deutsche WW2 Stellung: schlicht atemberaubend.
Auf einem engen Ankerplatz, rundherum Felsen, passiert das Unglück! Wie dumm kann man sein?
Im Nebel fahre ich das letzte Stück an der ungeschützten Küste Norwegens entlang und habe unheimliche Begegnungen. Dabei zeige ich, wie ich das Radar verwende und welch unschätzbare Hilfe es ist.
Den Nutzen der Stabilisatoren zeige ich auch noch mal und erkläre, was das eigentlich ist und wie sie funktionieren.
Ein Zwischenfazit nach fünf Wochen Anreise von Damp (Ostsee) via Anholt, Kattegat, Skagen, Skagerrak, Südnorwegen, Stavanger, Fjordnorwegen bis nach Bergen.
Wie hat es mit Arbeiten und gleichzeitig Reisen geklappt? Wie ist es so, alleine mit Hund? War ich einsam? Was für Probleme hatte ich? Konnte ich mit Solarstrom – ohne Generator und Landstrom! – arbeiten, kochen, Warmwasser machen?
Meine Antworten in diesem Video – viel Spaß damit! Und wenn Du Fragen hast, dann schreibe einen Kommentar, ich antworte gerne!
Vier Wochen Urlaub durch Norwegen, von Nord nach Süd: Tiefe Fjorde, beeindruckende Wasserfälle, wunderschöne Wanderwege. Von Regen und Sturm bis zu Hochsommertagen und Abenden, die kaum zu Ende gehen.
Ich nehme Euch mit, zeige Eindrücke und erzähle ein bisschen darüber. Auch, wie ich 3 Monate unterwegs sein kann bei nur 4 Wochen Urlaub. Viel Spaß und lasst bitte bei Youtube einen Daumen hoch da wenn Euch das Video gefallen hat!
Hat diese Reise mich verändert? Wie war es, als Stotterer mit diesen Videos in der Öffentlichkeit zu stehen? Wird es mir nach drei Monaten schwer fallen, in den Alltag zurück zu finden?
In drei fast paradiesisch schönen Wochen bringe ich die JULIUS alleine mit Hund von Norwegen nach Hause, nach Damp an der deutschen Ostseeküste.
Ich zeige Euch, wie ich auf See mit meiner Navigationselektronik arbeite.
Bei bestem Hochsommer Wetter geht es dabei durch wie wunderschönen westschwedischen Schären. Von dort zur Sonneninsel Anholt, wo es kaum schöner sein kann.
Nach einem Abstecher in der Südsee ziehe ich dann ein Fazit und beantworte obige Fragen.
Gefahrene Strecke, Brennstoffverbrauch, Energie von den Solarzellen
Hier noch ein paar Zahlen:
Gefahrene Strecke:
1.466 Seemeilen
Verbrauch Gesamt:
2.120 Liter Diesel
80% gebunkert auf Helgoland zu € 1,35/Liter, Rest in Kirkehamn/Norwegen zu € 1,89/Liter. Gesamtkosten € ~3.090.
Im Schnitt pro Stunde:
8,0 Liter
Der Anteil an Ankermanövern mit Maschine in Leerlauf oder sehr geringer Last wirkt sich hier aus. Auf langen Strecken liegt der Schnitt bei 8.5 Liter / Stunde.
Im Schnitt pro Seemeile:
1,5 Liter / Seemeile
Dieser Schnitt ist höher als normal: Es gab viele Kurzstrecken, in denen Ankermanöver relativ viel Zeit verbraucht haben. Auf langen Strecken liegt der Schnitt bei 1,3 Liter / Seemeile.
Durch die fast tägliche Maschinenlaufzeit ist ein kleiner Teil des Brennstoffverbrauchs auch auf die Stromerzeugung durch die 2,5kW Lichtmaschine zurückzuführen.
Durchschnittsgeschwindigkeit über alle Fahrten
5,5kn
Übliche Marschfahrt sind um 6,5kn. Viele Manöver und einige enge Fahrwasser mit reduzierter Fahrt wirken sich hier aus.
Solarertrag im Juli
64,44kWh
Im Schnitt also 2,15kWh oder 86Ah@24V pro Tag. Da ich fast täglich unterwegs war hatte die Maschine einen erheblichen Anteil an der Stromerzeugung.
Gesamtleistung der Solarzellen: 1.016W.
Solarertrag im August
62,84kWh
Kosten für die drei Monate
Der Brennstoff hat € ~ 3.090 gekostet, also fast genau € 1.000 pro Monat. Für einen Segler klingt das sicher nach sehr, sehr viel Geld für Brennstoff. Für einen so schweren Motorkreuzer (beladen 28t) ist das aber ein sehr guter Wert. Und dafür, drei Monate derart komfortabel unterwegs zu sein, finde ich das keinesfalls zu viel Geld.
Hafengebühren sind hauptsächlich während des vierwöchigen Familienurlaubs angefallen, wo wir zu sicher 70% in Häfen übernachtet haben. Im Schnitt hat eine Nacht € 30 gekostet, also ca. € 630. Davor und danach war ich sehr wenig in Häfen und schätze die Kosten auf noch mal € 300 (in zwei Monaten), ingesamt also wohl knappe € 1.000 für drei Monate.
Die Kosten für Lebensmittel habe ich nicht ermittelt. Wir haben immer selbst gekocht und waren nicht essen, was in Norwegen genau wie in Schweden meinem Empfinden nach sehr teuer ist.