Einen „Winterschlaf“ gibt es für die JULIUS nicht, ich nutze mein Schiff das ganze Jahr über. Im Winter als Büro, zum Einbau neuer Fähigkeiten und gelegentlich auch für kleine Touren.
Im Februar beispielsweise war ich mit meinem Freund Heiko zum ankern hinter Pagensand – das Wetter war da aber so trübe, dass es keine brauchbaren Fotos gibt – und daher auch keinen Artikel hier auf booteblog.net (letztes Jahr waren wir im Januar bei Schweinesand, darüber hatte ich hier geschrieben).
Frühlingstour bei viel Wind von Hamburg nach Damp
Über Ostern haben wir (die ganze Familie) die JULIUS von Hamburg zurück nach Damp überführt. Nur das erste Stück, vom Hafen in der Bille nach Wedel, hatte ich mit Bordhund Ole alleine gemacht – zum Glück.
Anfang April schrieb ich meinem Freund Heiko, mit dem ich schon interessante Törns gemacht habe (zum Beispiel im Januar ankern hinter Schweinesand):
Da wir dieses Jahr urlaubsmäßig eine Tour geplant haben, die zwar verspricht schön zu werden, navigatorisch aber keinerlei Herausforderung bietet […] , fehlt mir jetzt schon die kleine Portion Abenteuer dieses Jahr.
Mir schwebt da eine interessante Idee im Kopf herum, die an einem Wochenende umzusetzen wäre, am besten mit Dir 🙂
Frage ist, ob Du an einem Wochenende z.B. im Juni Zeit hättest?
Und Minuten später kam die Antwort von Heiko:
Hey, das klingt gut! Ja, hätte ich.
Du machst es ja mal wieder spannend!!
Damit war es abgemacht. Auf Heiko ist Verlaß!
Es ist soweit: Der Törn „Abenteuer an einem Wochenende“ startet am Freitag, 16. Juni 2017
Am kommenden Wochenende werden wir aufbrechen: Zu einem ungewöhnlichen Törn. Einem Törn, bei dem nicht wenige sich fragen werden „warum macht man sowas…?“. Alte, segelnde Salzbuckel werden von oben herab blicken und denken „laaangweilig, das kann doch jeder“.
Obwohl genau das nicht stimmt: Die große Mehrheit der Sportbootskipper hätte auf so eine Aktion überhaupt keine Lust. Und gerade für Segler ist der geplante Törn so nur sehr schwer oder gar nicht machbar.
Egal was andere denken – Heiko und ich finden die Herausforderung interessant. Ich werde versuchen, von unterwegs zu berichten. Und das eine oder andere gute Videoschnipsel wird sicher auch anfallen.
fragt Heiko mich. Er hatte vor einigen Tagen auf meine Frage, ob er Lust auf eine kleinen Abenteuer-Törn über ein Wochenende hätte, sofort und blind zugestimmt.
Heiko hat kein eigenes Boot, ist aber erfahrender Mitsegler und hat in vielen Jahren so einige interessante Fahrten gemacht. Einige davon mit mir.
„Es ist so: Mir ist aus seemännischer Sicht langweilig. Ich bin interessiert, eine neue Erfahrung zu machen…“
„Ja, das sagtest du bereits.“
entgegnet Heiko.
„…und außerdem habe ich schöne neue Navigationselektronik und ein klasse Radar, das muss intensiv erprobt werden.“
fahre ich unbeirrt fort. Wenn ich erstmal etwas erläutern möchte, bin ich nur schwer zu stoppen.
„Es ist schon nach zwei Uhr… wir bekommen bestimmt keinen Platz mehr in Langelinie!“ kommt wie gewohnt der Kommentar von Steffi, wenn wir kurz vor Kopenhagen sind. Dieses Mal allerdings mit einem Augenzwinkern, denn wir haben in all den Jahren gelernt: Irgendwie klappt’s schon.
Es ist Dienstag, und wir sind am Freitag Spätnachmittag von Damp gestartet. In vier Tagen nach Kopenhagen! Alleine hab ich das schon in drei Tagen gemacht, aber mit Familie und Hund… erstaunlich, wie ein attraktives Ziel motivieren kann.
Start in Damp am Freitag, viertel vor sechs – Nachmittags
Ein paar Seefahrer-Gene sind wohl doch in meiner Familie über die Jahre zur Entfaltung gekommen:
„Das nächste Tonnenpaar hat die Kennung Flash 3 Sekunden, danach kommt ein Paar mit der Kennung Quick.“
Leo blickt konzentriert auf die Karte, sagt mir an, wie sich die nächsten Tonnen zu erkennen geben und schaut dann auf, um sie in der Dunkelheit vor uns zu suchen. Es ist Mittwoch, spätabends.
Nachdem wir zwei sehr schöne Tage in dieser für eine Millionenstadt ganz außergewöhnlich entspannten, ganz eigenen Kopenhagener Atmosphäre verbracht haben, sind wir noch um halb elf abends aufgebrochen. Eigentlich wollten wir nördlich um Seeland herum, aber für die nächsten paar Tage ist viel Wind angesagt und da wäre diese Route recht ungemütlich. Letzlich wären wir wohl irgendwo eingeweht worden, dazu hatten wir aber keine Lust.
„Komm, wir gehen noch mal mit dem Hund!“ sagt Steffi zu mir, und schon spazieren wir entlang des idyllischen Hafens von Praestø, der am Ende der Faxe Bugt liegt:
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Eigentlich wird die Faxe Bugt nur überquert, um nach Kopenhagen zu kommen – die Fahrt an das Ende dieser Bucht ist ein Umweg. Wir sind allerdings froh, diesen Abstecher unternommen zu haben. Der Hafen ist ruhig und sehr geschützt, groß genug, bietet alle Versorgungsmöglichkeiten und hat eine interessante Landschaft, die zum wandern einlädt. Mich haben die sanften Hügel an die Toskana erinnert.
Als wir zurück kommen glänzen die urigen Häuser am Hafen in der warmen Abendsonne. „Es gibt bestimmt schönere Orte, aber mir gefällt es hier gut.“ meint Steffi. Während ich mich umschaue und überlege, warum auch ich mir hier sehr wohl fühle, kommt ein älterer Herr, mit Schlips, Kragen, Kapitänsmütze und einer Trompete.