Anfang Juni geht es los: Einhand nach Norwegen.

Ein langer Weg bis nach Bergen (Screenshot aus der NV Charts App).

Der Traumtörn nach Norwegen geht los. Die JULIUS ist voll gepackt mit Lebensmitteln und nicht alkoholischen Getränken. Ein bisschen Wein, Rum und Whisky ist noch an Bord und wird verdunsten, während ich mich in Dänemark aufhalte, entspricht der erlaubten Menge oder wird einfach von mir verzollt (via Toll App) und dann ordnungsgemäß nach Norwegen eingeführt.

Eines von mehreren Deep Storage Schapps.

Die Abfahrt ist für Freitag den 3. Juni geplant, sofern dann handiges Wetter ist. Momentan sieht es nach mäßigen westlichen Winden aus, was perfekt wäre. Der erste Schlag soll dann nach Lyø oder in die Dyvig gehen. Dann werden mein Bordhund Ole und ich über das Wochenende ordentlich Strecke machen, idealerweise via Æbelø bis nach Ebeltoft. In der folgenden Woche möchte ich gerne Skagen erreichen – ein sportliches Ziel unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ich jeden Tag Vollzeit arbeiten muss.

Als Ziel der Skagerrag-Querung habe ich Arendal ausgesucht. Das sind 80 Seemeilen und ungefähr 12,5 Stunden Fahrt, für die ich ruhiges Wetter abwarten werde. Zeit genug habe ich: Für die insgesamt ca. 560 Seemeilen bis nach Bergen habe ich fünf Wochen Zeit.

Aktuell funktioniert die Technik auf dem Boot einwandfrei. Mit der neuen Fernbedienung für das Ankerspill mit Kettenzählwerk (Lofrans Thetis 5003) hatte ich noch diversen Ärger: Letzten Herbst installiert und bei der ersten Fernbedienung war der Sensor für die Zählung der Umdrehungen des Ankerspills defekt, das Austauschgerät funktionierte dann. Nun im April war die Fernbedienung auf einmal tot. Weil unklar war, wie lange ein Austausch braucht, habe ich schnell eine neue bestellt – bei der dann auch die Kettenzählung nicht funktionierte.

Ein weiteres Austauschgerät funktioniert nun wieder (Danke an SVB für eine sehr unkomplizierte und schnelle Abwicklung!). Und für die gestorbene Fernbedienung habe ich nun direkt vom Hersteller ebenfalls Ersatz bekommen: Nun habe ich also ein funktionierendes Gerät und noch mal eine Zweite als Backup. Die Ankerwinsch ist für mich ein kritisches Stück Ausrüstung, daher ist das nicht übertrieben. Zusätzlich habe ich noch einen 24V-24V Konverter in die Stromversorgung der Fernbedienung installiert, um Probleme durch zu hohe Spannungen auszuschließen.

Mein Batteriesystem habe ich noch mal um vier weitere LE300 LiFePO Module ergänzt (siehe Hybridbatterie mit BOS LE300: Jetzt macht es Spaß – Erfahrungen, Empfehlungen und Tipps). Dass einfach nach und nach Module dazu gepackt werden können ist einer der großen Vorteile dieses Systems. Nun habe ich 190 nutzbare (!) Ampérestunden bei 24V als Lithium und 460Ah@24V als AGM Bleibatterien, von denen die Hälfte nutzbar ist. Macht 420Ah oder ~10kWh Batteriekapazität bei einen Verbrauch pro Etmal von 3-4kWh, die an guten Tagen vollständig von dem Solarkraftwerk gedeckt werden. Das wird reichen, zumal so hoch im Norden nochmal länger Licht ist und Strom erzeugt wird.

Solarkraftwerk auf der JULIUS: 1.116 Watt Leistung.

Den April und Mai haben wir noch für ein paar schöne Nächte vor Anker in der Schlei und Eckernförder Bucht genutzt. Schleswig-Holstein kann unfassbar schön sein, gerade so früh im Jahr wenn der Raps blüht.

In der Schlei an einem traumhaft schönen Morgen.
Am Anfang der Eckernförder Bucht
Bei der morgentlichen Hunderunde
Ankern an der ungeschützten Küste: Bei sehr ruhigem Wetter kein Problem.
Schönes Schleswig-Holstein!

Nächste Woche geht es noch einmal ins Büro, danach hat mich meine Firma für drei Monate nur per Videocall (für die sich übrigens die Logitech Brio Kamera sehr bewährt hat) – und ich sie. Der persönliche Kontakt zu meiner Familie und den engsten Kolleg:innen, die auch Freunde sind, wird mir fehlen.

Bis ich meine Familie wieder sehe werden es fünf Wochen sein, in denen ich nur meinen Hund habe. Da ich hauptsächlich ankere, werden sich die menschlichen Kontakte auf gelegentliche Hafenbesuche und Einkaufstouren beschränken. Ist das gut? Oder werde ich das doof finden? Das herauszufinden wird für mich ein interessantes Experiment.

Ebenfalls herauszufinden wird sein, wie ich euch an der Reise teilhaben lassen kann. Schriftstellerisch anspruchsvolle Blog Artikel wird es nicht geben können, die Zeit dafür ist einfach nicht da. Kurze Updates via Youtube Videos könnten eine Möglichkeit sein, die Erstellung muss aber möglichst einfach sein. Ihr werdet sehen oder lesen, welchen Weg ich wähle.

Ich jedenfalls bin freudig aufgeregt und sehr gespannt. Es gibt diejenigen, die schon so weit herumgekommen sind, dass so eine Tour für sie kaum nennenswert ist. Für die meisten Sportbootler ist eine derartige Reise aber schon etwas Besonderes, und das gilt für mich auf jeden Fall. Bald, sehr bald geht es los!

9 Kommentare zu “Anfang Juni geht es los: Einhand nach Norwegen.

  1. Timo Finger

    Hallo Julian. Ich bin gerade ein bissneidisch auf dich. Hab mir diese Tour für die nächsten Jahre auch mal als Ziel gesetzt und werde deine Tour jetzt verfolgen. Viel Spaß dabei und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel. Schöne Grüße. Timo

  2. Norbert Rieper

    Hallo Julian, jetzt können wir es kaum erwarten deiner Reise hier zu folgen.
    Mich interessiert die Fernbedienung für die Ankerwinsch. Ist die dann im Cockpit montiert?
    Wie machst Du das Einhand mit dem Ankern?
    Wäre eine Funkfernbedienung nicht besser geeignet für Einhand?

    1. Julian Buß

      Das ist eine kabelgebundene Fernbedienung, die ich extra gewählt habe weil ich bei einer Funkfernbedienung befürchte, das Bedienteil zu verlieren 😉 ich versuch da mal ein Video drüber zu machen… Ankern finde ich aber gerade einhand so viel einfacher als im Hafen anzulegen, daher werde ich hauptsächlich ankern.

  3. Lars Johansson

    Hallo Julian,
    viel Spaß Dir/Euch auf diesem spannenden Törn.
    Habe mich gefreut euch in Damp kurz persönlich kennenlernen zu dürfen. Werde gespannt die Törnberichte verfolgen. Gute und sichere Reise. LG

  4. Bert Frisch

    Moin Julian, gute Reise!
    Ich würde gern auch einen LED Suchscheinwerfer einbauen, er soll auf die vordere Saling . Funkgernbedienung sollte er haben damit ich nicht so ein dickes Kabel legen muss. Welchen soll ich nehmen.
    Gruß von Heimkehr, von genau da wo wir uns zum ersten Mal getroffen haben.
    Bert

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