Kann man das Wetter von gestern noch toppen? Ja, das ist tatsächlich möglich. Gestern hatten wir den ganzen Tag Sonne und es war schon ziemlich warm für Ende April. Aber ein ganz leichter Wind wehte, der durchaus hier und da mal eine kühle Nuance ins Spiel gebracht hat.
Heute war gar kein Wind. Null. Nada. Nullkommanix. Und Sonne, Sonne, Sonne. Und eine etwas höhere generelle Lufttemperatur. Ach ja, und Sonne satt, hatte ich das erwähnt?
Und da es morgen auch noch so sein soll, erschien es uns die perfekte Gelegenheit zu sein, mal kurz nach Aerosköbing zu verholen und am dortigen Westerstrand zu ankern.
Genauer ist das eine sehr idyllische, relativ große aber in fast alle Richtungen hervorragend geschützte Bucht, wo man erstklassig ankern kann. Im Sommer liegen hier zig Boote, 15 oder 20 Yachten sind keine Seltenheit. Heute allerdings, Ende April, liegt hier natürlich noch keiner und wir waren die Ersten. Aber ich greife vor.
Zuerst sah es heute vormittag nämlich so aus, als wenn wir unseren Plan nach Aerosköbing zu fahren revidieren müssten: Leo und Maxi hatten Schlauchbootfreunde gefunden und cruisten begeistert mit denen im Marstaler Hafen herum. Der Hafen ist ja wie bereits berichtet sehr leer und außerdem sehr weitläufig, daher konnte das auch niemanden stören.
Auf jeden Fall hatte ich da schon gesagt „hier ist es ja auch schön, und wenn die Kinder Freunde gefunden haben, sollte man das nicht gleich wieder auseinanderreißen…“ und mich innerlich schon auf einen weiteren Hafentag eingestellt, was angesichts des Wetters nun auch wirklich schön gewesen wäre. Aber so kam es nicht, der Vater der beiden anderen Kinder traf nämlich kurz darauf Vorbereitungen zum ablegen. Darauf angesprochen meinte er, dass er gerne heute noch Richtung Dyvig möchte, damit sie nicht später gegen den Westwind kreuzen müssen.
Also haben die Schlauchbootfreunde samt ihrer Eltern abgelegt und wir konnten zum ursprünglichen Plan zurückkehren und haben kurze Zeit später auch abgelegt.
Direkt am Hafenausgang von Marstal beginnt ein eng betonntes Fahrwasser, das sicher durch diverse Untiefen führt und berücksichtigt werden sollte. Weil das Fahrwasser aber einen ziemlichen Umweg macht und zwei Seekarten von unterschiedlichen Verlagen eine ausreichend tiefe Abkürzung versprachen, habe ich das Fahrwasser kurz hinter Marstal ignoriert und habe eben diese Abkürzung genommen. Da sollte überall über 2 Meter Tiefe sein, was bei unserem 1,2m Tiefgang nun wirklich ausreichen sollte.
Um es vorweg zu nehmen: nein, wir sind nicht auf Grund gelaufen. Aber kurz vor dem Ende der Abkürzung, als es wieder in das Fahrwasser ging, war es dann doch noch mal etwas knapp. Auf einmal ging nämlich der Tiefenalarm los (mein Navigationscomputer kennt meinen Tiefgang und bekommt die aktuelle Tiefe ständig vom Echolot gemeldet und kann mich daher rechtzeitig warnen, wenn es flach wird), woraufhin ich die Geschwindigkeit stark reduziert habe und mit einem leichten Befremden zur Kenntnis genommen habe, dass das Echolot nur noch 1,4m angezeigt hat. Der Sensor ist in 40cm Tiefe, d.h. de facto hatten wir da noch bequeme 60cm unter dem Kiel, aber bei laut Seekarte locker über 2m Tiefe hat mich das schon gewundert.
Letztlich war das aber nur ein kleiner Unterwasserhügel und wir konnten gefahrlos wieder ins Fahrwasser einbiegen und dann sicher und ohne weitere Zwischenfälle weiter fahren.
Irgendwann endet das Fahrwasser (nämlich dann, wenn es wieder überall tief ist) und dann erst kann man tatsächlich Kurs auf Aerosköbing bzw. dessen Ankerbucht nehmen. Weil aber das Wetter so perfekt und die See vollkommen spiegelglatt war, haben wir spontan noch ein Foto- und Videoshooting eingeschoben.
Wir haben also angehalten und das Schlauchboot runtergelassen. Maxi und ich sind mit der Kamera ins Schlauchboot, und Steffi und Leo blieben auf der Xenia zurück. Dann ist Steffi gefahren und ich habe vom Schlauchboot aus Fotos und Videos geschossen. Das hat super geklappt und da sind schöne Aufnahmen bei herausgekommen, die ich später noch hochlade und zeige.
Kurze Zeit später sind wir dann in die Ankerbucht eingelaufen und der Anker fiel auf 3,5m Tiefe. Bisher hatten wir immer Schwierigkeiten in der Bucht, weil der Anker nicht auf Anhieb hielt. Auf dem Grund hier ist viel Seegras, was alle meine bisherigen Anker große Probleme bereitet hatte. Diesmal jedoch war alles kein Problem. Mein fast 30 Kilo schwerer Jambo Anker biss sich sofort in den Grund und hielt. Ich glaub, dass ich nun tatsächlich einen zuverlässigen Anker gefunden habe – nachdem ich drei andere Anker ausprobiert hatte.
Kurze Zeit später kamen dann unsere Freunde, die von Marstal aus eine Radtour nach Aerosköbing gemacht hatten. Ich hab sie alle mit dem Schlauchboot vom Strand abgeholt und wir haben dann zusammen wie immer eine sehr nette Zeit verbracht. Unsere Tochter und die Tochter unserer Freunde haben mit dem Schlauchboot gepaddelt und getrascht, wie es Mädchen halt so machen.
Leo und der Sohn unserer Freunde haben geangelt und dann mit Leos Jolle gesegelt, mittlerweile war nämlich ein ganz leichter Wind aufgekommen. Letztes Jahr klappte das mit dem Segeln noch nicht so gut, weil da viel Angst vor dem Kentern im Spiel war. Heute aber waren wir alle sehr überrascht, wie super die beiden das gemacht haben. Der Sohn unserer Freunde hatte letztes Jahr auch einen Segelkurs, genau wie Leo, und das scheint sich ausgezahlt zu haben. Die beiden sind echt souverän in der Bucht rumgesegelt und hatten viel Spaß dabei.
Am späten Nachmittag haben unsere Freunde dann den Weg zurück nach Marstal angetreten, und wir sind noch kurz ein paar Kleinigkeiten einkaufen gegangen und haben dann einen entspannten Abend verbracht.
Übrigens ist es selbst um 2300 überhaupt nicht kalt, im Salon sitze ich immer noch im T-Shirt. Den Tag über war es richtig warm, fast schon wie im Sommer, so dass wir Barfuß und in leichter Kleidung rumlaufen konnten. Das Wasser allerdings ist noch frisch, so um die 12 Grad. Baden ist da noch nicht wirklich angesagt.
Die Heizung jedenfalls kann ich mir heute sparen. Morgen ist es wie schon erwähnt auch noch schön und warm, am Donnerstag dann wird es deutlich kühler. Wir werden morgen wieder zurück nach Marstal dampfen, um weiter Zeit mit unseren Freunden verbringen zu können.