Da hat sich erheblich etwas getan, seit meinen ersten Gehversuchen mit VisuShip. Mittlerweile gibt es VisuShip Version 2, und das ist eine erhebliche Weiterentwicklung:
Nun ist alles in einem Gerät vereint. Das macht die Verdrahtung und Montage erheblich einfacher. Der VisuShip Controller (VSC) hat gute, abnehmbare Schraubklemmen und lässt sich mit Schrauben auf eine Oberfläche fixieren oder an eine Hutschiene klemmen.
Während ich den VSC Version 1 noch provisorisch irgendwo unter einer Sitzbank installiert hatte, sitzt der VSC 2 nun an einem permanenten Einbauort am inneren Steuerstand. Dort ist auch der Internet Router (von meiner mittlerweile sehr bewährten und bei vielen Yachteignern beliebten Lösung für Internet auf dem Boot) hingewandert.
Eine der wesentlichsten Verbesserungen in VisuShip 2
Ein ganz großer Fortschritt ist der eingebaute Anschluss an ein NMEA 2000 Netzwerk, was in meinem Fall der Raymarine SeaTalk NG Bus ist. Dafür ist nur ein Kabel mit offenen Enden (gibt es z.B. hier bei ensslin.com) notwendig, von dem die blaue und gelbe Ader an den VSC angeschlossen werden (Details dazu stehen in der Anleitung). Ich hatte nur ein normales SeaTalk NG Spurkabel, das ich einfach aufgeschnitten und die Adern selbst abisoliert habe.
So habe ich nun aber eine Reihe von Daten aus dem NMEA 2000 Netz im VisuShip zur Verfügung:
- Wasser- und Lufttemperatur
- Luftdruck
- Tiefe
- Windrichtung und -Geschwindigkeit
- AIS Ziele
Natürlich ist es kein Must-Have, diese Daten jetzt von zu Hause aus sehen zu können. Nützlich ist es aber allemal: Wenn z.B. der Wasserstand stark ab- oder zunimmt, kann ich den Hafenmeister bitten, mal nach den Leinen zu schauen.
Das Dashboard für unterwegs: Alles auf einen Blick.
Am Außensteuerstand hatte ich immer schon ein großes Android Tablet, das bisher nur als Fernsteuerung für Coastal Explorer gedient hat. Jetzt hat es ein zweite Aufgabe bekommen: Ich kann die VisuShip Übersicht nun draußen aufrufen und sehe sofort, ob alle Temperaturen und Spannungen unterwegs so sind, wie sie sein sollen.
Parallel ist am inneren Steuerstand ein altes iPad Mini montiert (das bisher hauptsächlich für den Ankeralarm zuständig war), dort läuft VisuShip nun permanent und ich habe auch dort jederzeit im Blick, ob alles in Ordnung ist.
Morgens reicht ein Blick auf mein iPhone von der kuscheligen Koje aus um zu sehen, wie warm oder kalt es draußen ist: Denn VisuShip kann ich auf dem Handy natürlich auch anzeigen.
For Free: Ein echter Barograph
Sobald Luftdruck im NMEA Netz vorhanden ist, kann VS eine entsprechende grafische Historie anzeigen:
Nun habe ich also einen waschechten Barographen, der über 6 Stunden, 24 Stunden oder sogar eine Woche und mehr geht. Den Luftdruck erhalte ich übrigens über den Maretron WSD-100 Sensor (der aber nur noch als Restposten verfügbar ist). Eine Alternative wäre z.B. der LCJ BaroPlug (hier bei busse-yachtshop.de).
Daneben gibt es eine Historie für die Temperaturen, Windgeschwindigkeit, Spannungen, Tiefe und Ladezustand der Batterie (wenn z.B. ein Victron BMW 700 vorhanden ist).
Während Temperaturen, Wind und Tiefe eher informativen Charakter haben, eignen sich die Kurven für Spannungen und Ladezustand gut, um den eigenen Energiehaushalt und -verbrauch auf dem Boot besser zu verstehen.
Was kommt als nächstes?
Akut möchte ich noch drei weitere Dinge im VS sehen:
- Temperatur im Kühlschrank.
- Temperatur der Batterien im Maschinenraum.
- Laufzeit des Kühlschrank-Kompressors.
Für die ersten beiden muss ich nur zwei weitere Temperatursensoren installieren, das ist also nur mit dem ziehen von Kabeln verbunden.
Die Laufzeit des Kühlschranks kann ich aber auch einfach ermitteln: Ich kann das Kabel, das Spannung führt wenn der Kompressor läuft, an einen Digitaleingang vom VSC anschließen. Das System kann dann zählen, wie oft der Kompressor am Tag an war und auch die summierte Laufzeit ermitteln.
Das wiederum ist sehr nützlich um zu verstehen, unter welchen Bedingungen der Kühlschrank – der vermutlich größte Stromverbraucher vor Anker – wie viel Strom benötigt. Was spart es beispielsweise, wenn er auf 8 Grad statt auf 6 Grad eingestellt ist?
Wer immer im Hafen am Landstrom ist, den interessiert sowas nicht – das ist mir klar. Wir ankern viel, und ich möchte den Generator so wenig wie möglich laufen haben. Daher interessiert mich, wie der Kühlschrank weniger Strom verbrauchen kann.
Vorläufiges Fazit
Ganz ehrlich: Mittlerweile möchte ich VisuShip nicht mehr missen. Der Appetit kommt hier ganz klar beim essen.
Natürlich befriedigt so ein System meinen persönlichen, vielleicht etwas nerdigen Spieltrieb. Aber: Es beruhigt mich tatsächlich, zu wissen, nicht zu vermuten, ob es dem Boot gut geht, wenn ich nicht da bin.
„So ein Blödsinn. Ging bisher ohne, wird auch in Zukunft ohne gehen.“
Klar, das kann man so sehen. Für mich ist VisuShip aber mittlerweile wirklich nützlich und macht Spaß.