Eigentlich wollte ich zuerst die Geschichte vom Sommerurlaub zu Ende erzählen. Dazu benötige ich aber Ruhe und Muße – beides werde ich wohl erst wieder nach Sylvester haben.
Daher wird es erstmal mit technischen Beiträgen weiter gehen. Denn: Es ist ja nicht so, dass in der letzten Zeit nichts passiert wäre. Im Gegenteil.
Der Besuch bei meiner Lieblingswerft Julius Grube in Hamburg stand an. Und die bange Frage: Welche Schäden hat unsere unangenehme Havarie auf dem Fels in Schweden verursacht? (Die spannende Geschichte zum nachlesen: Erstaunlich, was das Schiff aushält: Der Felsen, der nicht weichen wollte.)
Und dann war da ja noch das Unterwasserschiff. Schon im Frühjahr war klar: Hier besteht ernsthafter Handlungsbedarf.
Da hatten mein Sohn und ich die Beschichtung nur ausgebessert mit dem Ziel, dass es bis zum Herbst hält. Das hat gut geklappt, und nun war die Grundinstandsetzung bei der Grube Werft geplant.
Neuaufbau des Unterwasserschiffs beim Stahlboot
Ideal wäre es, den Rumpf komplett zu strahlen. Aber es sind noch so viele andere Punkte auf der Arbeitsliste, und das Budget ist endlich. Daher bin ich dieser Empfehlung gefolgt:
- Erst mal mit richtig, richtig Druck abwaschen. Dort, wo die Beschichtung dann noch vorhanden ist, muss nicht bis auf den Stahl runtergeschliffen werden.
- Dann schleifen: Teilweise bis auf den Stahl, teilweise nur einige Schichten wegnehmen und die Kanten egalisieren.
- Blanken Stahl mit 2 Komponenten Zink-Epoxy beschichten.
- Danach überall mehrere Schichten Vinyl-Barriere.
- Dann eine dicke Schicht Antifouling.
Die Jungs von der Grube Werft machen fast täglich Beschichtungen, vor allem im professionellen Bereich. Ich vertraue ihnen und folge da dem Rat vom Chef. Das wird schon passen.
Reparatur Hyraulik-Zylinder der Stabilisatoren, Logge, Echolot
Auch die Stabilisatoren wollten Aufmerksamkeit. Genauer: Die Hydraulik-Zylinder, die außen liegen und die großen Klappen bewegen. Einer davon bewegte sich nur noch ruckartig, und der andere hatte viel zu viel Spiel.
Und schließlich funktionierte die Logge schon seit über einem Jahr nicht mehr. Logge, Echolot und Temperatursensor stammen noch aus Autohelm-Zeiten (ST50 Serie) – Eine gute Gelegenheit, die Geber durch etwas Zeitgemäßes (DST800 von Raymarine, geliefert von ensslin.com) zu tauschen.
Neuaufbau der Beschichtung am Unterwasserschiff, Hydraulik-Zylinder und Geber – das wurde alles schnell und sehr gut erledigt.
Der neue Raymarine DST800 vereint alle drei Sensoren in einem Geber, das Loch von der alten Logge wurde daher einfach zugeschweißt. Ich wollte da keinen Kunststoff-Propfen haben, sondern eine permanente und verlässliche Lösung.
Bei den Hydraulik-Zylindern wurden Dichtungen getauscht, was erstaunlich teuer war: Eine genaue Aufstellung bekomme ich noch, aber alleine für die Materialkosten waren es wohl über 200 Euro. Dazu mehr Arbeitsstunden als gedacht. Insgesamt ein hoher dreistelliger Betrag.
Die Arbeiten am Unterwasserschiff sind auch eine spürbare Investition – alleine das Schleifen hat mit zwei Mann über zwei Tage gedauert. Doch an dieser Stelle für viele Jahre Ruhe zu haben: Das lohnt sich.
Schäden nach der Havarie auf dem Felsen in Schweden
„Mit einem Kunstoffrumpf hättest du ein ordentliches Loch im Boot gehabt!“
Sagt der Chef der Werft, als wir zusammen den Rumpf im Trockendock begutachten. Nur: Wo sind denn die Schäden?
Unten am Kiel ist natürlich viel Farbe abgekratzt. Der Echolotsensor hat auch viele Kratzer. Aber sonst?
„Hier, schau diese Linie!“
Er zeigt auf einen langen Riss in der Beschichtung, längs am Rumpf entlang.
„Da ist ein langer Riss in der Farbe…?“
„Ja, genau. Der Stahl hat um diesen Riss herum ordentlich gearbeitet während du auf dem Felsen rumgeschrammt bist.“
Na sowas? Der Stahl biegt sich nach innen und wieder zurück? Es muss wohl so sein. Jetzt jedenfalls sehen die Linien des Rumpfes aus wie immer.
Dann suchen wir noch die Beule, die der Taucher nach der Havarie fotografiert hatte. Allerdings ohne Ergebnis. Wir finden: Nichts. Keine Beule, keinen Kratzer im Eisen selbst – nichts.
Der Chef lässt noch mal seinen Blick über den Rumpf schweifen und meint dann nur noch:
„Das ist echt ein stabiler Dampfer. Glückwunsch.“
Ich bin einigermaßen beeindruckt. Wir waren sicher mit 5 Knoten auf harten Fels aufgelaufen. Bei den ersten Abschleppversuchen ist der Rumpf böse über den Stein gezogen worden. Und das alles ohne Schaden am Rumpf. Wow. Ein gut gebautes Stahlschiff hält offensichtlich eine Menge aus.
Aus dem Dock. Und die Arbeit geht gleich weiter.
Zurück am provisorischen Liegeplatz neben dem Dock stehen noch viele Punkte auf der Liste:
- Der alte Autohelm ST50 Windsensor hat aufgegeben. Den tausche ich gegen aktuelle NMEA 2000 Technik.
- Damit sind auch die Autohelm ST50 Instrumente für Tiefe und Wind am Außensteuerstand obsolet. Da muss also auch etwas neues hin.
- Nachdem sich der neue Raymarine Autopilot bewährt hat, kann ich die alte Radio Zeeland Euro 500 Anlage ausbauen.
- An einigen Stellen hat sich Korrosion unter dem Lack entwickelt.
- Die Funkanlage funktioniert nur noch leidlich. Mittelfristig muss da auch was aktuelles hin.
- Endlich will ich mal das Visuship Paket installieren und testen.
- Es gibt ohne Ende alte, nicht mehr genutzt Kabel. Die müssen alle mal entfernt werden. Dann ist auch wieder Platz in den Kabelkanälen.
- Der Druckbehälter von der Frischwasseranlage erzeugt keinen Druck mehr.
- Ein Maschinenraum-Ventilator macht komische Geräusche. Den muss ich ausbauen und Instand setzen.
- Teile der Bilge können mal einen neuen Anstrich vertragen.
Und das ist noch nicht alles… der Winter wird auf jeden Fall nicht langweilig!
Korrosion unter dem Lack beim Stahlboot behandeln
Hier und da gibt es Blasen unter dem Lack, also offensichtlich Korrosion:
Ich hab bisher kein Verfahren, um solche Stellen perfekt, langfristig und trotzdem mit übersichtlichem Aufwand in Ordnung zu bringen. Nachdem ein guter Bekannter sehr gute Erfahrungen mit Le Tonkinois als Rostschutz und Grundierung gemacht hat, teste ich das mal an einigen Stellen aus:
- Lack und Korrosion mit dem Dremel abschleifen, bis auf das blanke Eisen.
- Dann vier Schichten Le Tonkinois.
- Darauf dann den 2 Komponenten Decklack.
Das war zumindest der Plan. Ich dachte, dass vier Schichten Le Tonkinois mit Zwischenschliff auch Unebenheiten ausgleichen. Das ist aber nicht der Fall. Vielmehr ist es notwendig, noch mal mit 2 Komponenten Spachtel darüber zu gehen. Der kann dann zu eine perfekt planen Oberfläche geschliffen werden, so dass dann der Decklack eine glatte Oberfläche erzeugt.
Und wenn ich ohnehin noch mit Spachtel arbeiten muss, kann ich mir auch die vier Schichten Le Tonkinois sparen und weiter mit Owatrol arbeiten. Bei den nächsten Stellen werde ich also diese Prozedur testen:
- Schleifen bis auf das Eisen.
- Zwei Schichten Owatrol.
- 2 Komponenten Spachtel.
- Zwischenschliff.
- Decklack.
Über die Zeit kann ich dann vergleichen, welche Prozedur das beste Ergebnis liefert.
Radio Zeeland Euro 500 Ruderanlage ausbauen
Nach und nach baue ich die sicht- und unsichtbaren Teile der Euro 500 aus. Und zwar so, dass sie auch wieder zusammengesetzt werden können. Also möglichst nicht destruktiv.
Im Detail ist das gar nicht so einfach und vor allem unfassbar zeitaufwändig. Ihr macht euch keine Vorstellung, was alleine für Kabel nur für diese Anlage durch das Schiff laufen:
- Von Außenfahrstand zum Innenfahrstand: Autopilot-Einheit und Tiller (drei dicke Kabel).
- Vom Mast (Kompasssensor) zum Außenfahrstand und von dort weiter zum Innenfahrstand.
- Vom Gyroskop achtern im Rumpf zur Zentraleinheit im Maschinenraum.
- Weitere vier dicke Kabel vom Innenfahrstand quer durchs Boot zur Zentraleinheit im Maschinenraum.
Dagegen heutige Technik: Es läuft ein einziges NMEA 2000 Backbone Kabel durch das Schiff, und alle Komponenten klinken sich da ein. Segensreicher Fortschritt!
Insgesamt also viele Baustellen. Aber es geht voran, und der Winter ist ja noch lang.
Moin Julian, ich habe ebenfalls kleine Blasen im Lack, also Korrosion. Dieses Jahr will ich dies im Winterlager beseitigen, und dank guter Erfahrungen mit BOB 2K Rostschutz habe ich jetzt Farbschicht und Spachtelschicht mit dem Stechbeitel entfernt und den losen Rost abgebürstet. Mehr soll laut BOB nicht runter. Dann 2x mit BOB Rostversiegelung und anschließend BOB Grundierung. Nächster Schritt: Presto-Spachtel, der schön glatt geschliffen werden kann für die Lackierung. Da will ich zunächst mit Filler ran, dann End-Lackierung.
Was hältst Du davon? Oder ist Dremel-Schliff und Tonkinois erfolgversprechender?
Schöne Grüße aus dem Winterlager
Dieter
Ich kennen BOB nicht, dazu kann ich nichts sagen. Wie gesagt von Le Tonkinois bin ich momentan wieder ein wenig abgekommen, ich werde die nächsten Stellen mit Owatrol versehen. Owatrol kann auch direkt auf Korrosion aufgetragen werden, solange kein loser Rost mehr vorhanden ist.
Bei mir muss ich 2K Spachtel nehmen, weil ich auch 2K Lack habe.
Letztlich bin ich auch noch dabei, Erfahrungen zu sammeln – also: Probier es aus 🙂