Die Auswahl an Metallbooten war auf der boot Düsseldorf 2017 sehr übersichtlich, und die meisten niederländischen Stahlboote sind vom grundsätzlichen Stil, Aufbau und Einsatzzweck her sehr ähnlich – doch da viel mir die neue Jetten auf:
Ein großer Salon, eine große Plicht – so weit, so Standard. Aber das Design, der Stil – ist anders. Und zwar auf angenehme Weise. Modern und schick – aber nicht protzig. Meine Neugier war geweckt, und ein sehr freundlicher Jetten Mitarbeiter hat sich Zeit genommen und mir die Jetten Beach gezeigt.
Ein Verdränger, der auch schnell sein kann
Der Rumpf dieser Jetten ist nicht alltäglich: Er sieht aus wie ein Verdränger, aber trotzdem kann die Jetten Beach bis zu 20 Knoten schnell sein. Dafür müssen zwar 440 kW (knapp 600 PS) eingesetzt werden, aber immerhin kann dieser Rumpf diese Geschwindigkeit erzielen.
Jetten verwendet hier eine „Fast Displacement Hull Form“, die von Van Oossanen entwickelt und in 2009 das erste Mal bei einer großen Yacht eingesetzt wurde. Diese Art Rumpf soll spürbar weniger Energie (also Motorleistung und damit Brennstoff) benötigen als herkömmliche Halbgleiter.
Tatsächlich liefert Jetten harte Fakten zum Energie- und Brennstoffaufwand, hier ein Auszug:
Geschwindigkeit | benötigte Leistung | Brennstoff-Verbrauch pro Stunde | Brenstoff-Verbrauch pro Seemeile |
---|---|---|---|
8 kn | 40 kW | 10,5 l/h | 1,3 l/sm |
10 kn | 90 kW | 23,6 l/h | 2,4 l/sm |
12 kn | 150 kW | 39,3 l/h | 3,3 l/sm |
20 kn | 440 kW | 115,2 l/h | 5,8 l/sm |
(Basierend auf einem Verbrauch von 220g Diesel pro kWH.)
Das Boot ist dabei 13,3m lang (was tatsächlich auch nahezu der Länge der Wasserlinie entsprechen dürfte), 4,48m breit, hat einen Tiefgang von nur 0.89m und hat eine Verdrängung von 17,5t.
Die 1,3 l/sm bei 8 Knoten sind das, was bei einem Verdränger mit dieser Wasserlinien-Länge erwartet werden kann. Bei einem Stahlboot dieser Größe ist der Verbrauch nur unwesentlich höher, vielleicht 1,4 oder 1,5 Liter. Ab 8 Knoten scheint der Rumpf aber den energetisch günstigen Bereich des Verdrängers zu verlassen und geht vermutlich in den Zustand des Halbgleiters über, denn für nur 25% mehr Geschwindigkeit muss über doppelt so viel Energie aufgewendet werden.
Es ist gut möglich, dass dieser FSHF Rumpf hier günstiger ist als ein klassischer Halbgleiter… aber nichtsdestowenigertrotz ist der Aufschlag für so ein wenig mehr an Geschwindigkeit erstaunlich. Der Tank fasst übrigens 900 Liter, wer also gerne schnell fährt sollte sich vornehmlich Ziele mit Bunkerstationen suchen.
Weniger für die Ostsee, eher für das Mittelmeer geeignet
Schon der Blick auf das große, offene Achterdeck zeigt: Für das doch eher kühlere Klima in Ost- und Nordsee ist diese Yacht nicht gemacht. Das bestätigt mir auch der Mitarbeiter von Jetten: Zielgruppe sind Menschen, die im Mittelmeer ein schickes, bequemes Boot suchen, um mal eben – und schnell – zur nächsten Badebucht zu jetten. Geld sollte dann auf einem etwas höheren Niveau vorhanden sein, und dann spielt auch der Verbrauch bei flotter Fahrt eine untergeordnete Rolle.
Auch wenn man persönlich nicht dieser Zielgruppe entspricht, zeigt Jetten mit dieser Yacht aber, welche Qualität sie abliefern können: Hochwertige Metallverarbeitung zeigt sich in runden Formen und sauberen Übergängen, der Ausbau macht einen sehr hochwertigen Eindruck und ist – für diesen Einsatzweck! – durchdacht und sinnvoll. Dazu kommen professionelle ausgeführte Installationen (zumindest soweit ich das von einem Messebesuch sagen kann).
Die Marinearchitekten bei Jetten haben sich eine Menge Gedanken gemacht
Ich mag es ja, wenn die Details stimmen (das war auch letztes Jahr bei diesem Privateer Trawler so). Auch bei Jetten habe einige Kleinigkeiten gefunden, die mir gefallen würden, wenn ich im Mittelmeer unterwegs wäre:
Natürlich kann man einfach den Kopf schütteln und sagen „was soll ein Boot mit einem so eingeschränkten Einsatzbereich?“. Da denke ich aber, dass die Leute von Jetten sich das sicher gut überlegt haben und diese Zielgruppe existiert. Vielleicht gibt es einige Menschen mit ausreichender Bonität, die keine Lust mehr auf schnelle Kunstoff-Yachten haben?
Denn: Edel sieht die Jetten meiner Meinung nach aus. Damit kann man sich im Mittelmehr sicher in jedem Hafen sehen lassen (wenn einem so etwas wichtig ist).
Auch wenn ich persönlich mit dieser Yacht nichts anfangen könnte, akzeptiere ich aber, dass es einen Einsatzbereich für dieses große Standboot gibt. Vor allem aber zeigt sie, was für schöne Yachten Jetten bauen kann.
Ich halte das gehobene Geschwindigkeitspotential gerade auf strömenden Gewässern für interessant.
Aber 2,4 l/sm bei 10 kn ist kein Rekordwert. Eine Seafaring 44 soll bei ähnlicher Größe und ähnlichem Konzept nur 1 l/sm bei dieser Geschwindigkeit verbrauchen. Sofern die Werksangaben stimmen, wäre damit wohl der leichtere Kunststoff das weitaus geeignetere Material für diese Art Boot.
ja, Kunststoff ist sicher leichter und die Seafaring 44 sieht optisch auch viel leichtgewichtiger aus – und gerade bei höheren Geschwindigkeiten spielt das Gewicht eine wesentliche Rolle.
Ob Metall (in diesem Fall Aluminium) oder Kunststoff hängt ja noch von vielen weiteren persönlichen Vorlieben ab. Auf jeden Fall hat mich der Aufschlag gerade auch für den kleinen Sprung von 8kn auf 10kn gewundert.
Hallo
Bin der carl aus österreich, eure seite hat mich
Sehr gut beraten mir auch ein ähnliches schiff
Auszusuchen…
Lindekotter 13.70 patente hab ich auch gemacht so das ich jetzt als landratte
Aufs wasser gehe äh fahre..
Schaun mir mal
Na dann viel Freude auf dem Wasser! Der Lindekotter scheint ziemlich ähnlich zu meinem Bekebrede Kotter zu sein. Viel Spaß und möglichst wenig Arbeit damit!
Also glaube mir deine berichte habe ich fünf msl rauf und runter gelesen ..
Mom bin ich gut drauf die praxis wird zeigen
Was für ein kleines licht ich bin nur habe ich von deinen berichten enorm profitiert..
Carl
Nur Mut, das lässt sich alles lernen! Es freut mich sehr, dass meine Berichte Dir helfen – solch ein Feedback ist der Hauptgrund, warum ich mir die Mühe mit dieser Seite mache. Danke.