Von Öckerö nach Träslövsläge (bei Varberg)

Gegen 1330 haben wir in Träslövsläge, drei Meilen südlich von Varberg, festgemacht.

20140802-210220-75740979.jpg

Aber es war ein anstregender Törn.
Erstmal war um 0600 hektisches aufstehen angesagt: der Wind hatte auf Südost gedreht, wie vorhergesagt, und das ist soweit ja auch gut. Aber er hatte auch ordentlich aufgefrischt, und die Leinenverbindung zur Schäre hielt den Bug nicht mehr auf der gewünschten Position, wodurch der Bug unter Wasser gegen einen Felsen gestossen ist.

Wenn das passiert, geht ein dumpfer Schlag durch das ganze Schiff, und das merke ich auch, wenn ich schlafe. Sprich: ich stand mit einem Mal senkrecht in der Koje und war wenige Sekunden später draußen, um die Lage zu prüfen.

Unsere netten Nachbarn, die übrigens aus Schweden kommen und nicht aus Dänemark wie im vorherigen Blogeintrag fälschlicherweise behauptet, waren auch schon auf. Bei ihnen hielt der Heckanker nicht mehr, und sie waren schon im Aufbruch.

Bei uns war die Situation noch entspannt, aber es bestand auch Handlungsbedarf. Auf der luvwärtigen (also zur Wind zugewanten) Landleine war richtig Spannung, der Bug war so nicht mehr in die richtige Position zu bringen. Unser Heckanker schien noch zu halten, aber wie lange noch?

Also mussten wir uns von der Schäre trennen. Und dann? Gleich los? Verschlafen und ohne was zu Essen raus aufs Kattegat bei 4-5 Beaufort?
Klingt eher nach einer schlechten Idee.
Mit dem Hauptanker noch mal in der Mitte des Naturhafens ankern war die bessere Idee.

Dass Steffi, die auch schon wach war, auf die Schäre geht, die Leinen und Schärennägel löst und dann in Ruhe aufs Boot geht war keine Option. Der Wind war viel zu stark, ich hätte das Boot niemals ruhig an der Schäre halten können.

Also erstmal Leinen an Bord gelöst, auf der Schäre zurückgelassen und mitten in der Bucht den Hauptanker rausrauschen lassen. Die Tiefe betrug ungefähr 6m, aber mit 30m Kette hielt mein Jambo Anker auf Anhieb.

Damit hatten wir erstmal Ruhe und konnten

  • Die Leinen und die Schärennägel mittels Schlauchboot von der Schäre bergen.
  • Frühstücken.
  • Öl in der problematischen Bb Maschine auffrischen – die kommenden Fahrten wollte ich auf jeden Fall mit zwei Maschinen machen.
  • Boot seefest vorbereiten.

Dann ging es gegen 0830 raus auf die See. Und schnell war klar: heute kein Kindergarten.

Wie gesagt, der Wind blies jetzt aus Südost, dadurch hätten wir zumindest teilweise Landschutz haben müssen. Aber da war auch noch eine alte Dünung von den vorherigen Westwinden, und die war wirklich ordentlich. Lange und sanfte Wellen waren das, aber ganz schön hoch. Man verschätzt sich immer mit den Wellenhöhen, aber wenn wir im Wellental waren, war der nächste Wellenberg sicher auf Höhe der Reling.

Jedenfalls sah es ziemlich beeindruckend aus, diese Wellen auf uns anrollen zu sehen. Aber: die waren relativ harmlos. Bei unserem Kurs kamen diese alten Wellen von schräg vorne und hoben das Schiff relativ sanft an, dann ging es abwärts und wieder sanft aufwärts. Soweit, so gut.

Aber durch den frischen Südost kam eine neue Windsee aus einer anderen Richtung dazu, die im Ergebnis also diverse Kreuzseen produziert hat. Und die warfen das Boot ganz schön hin und her.

Der Autopilot wäre damit zurecht gekommen, aber der sieht natürlich nicht, welche Wellen von wo auf uns zukommen. Daher habe ich von Hand gesteuert, um die höheren Wellen besser nehmen zu können. Das ging ganz gut, war aber anstrengend.

Zusätzlich war noch eine erhebliche Strömung gegen uns, so dass wir teilweise mit unter 4 Knoten unterwegs waren, obwohl beide Maschinen für über 6,5 Knoten drehten. Irgendwann hatten wir dann zumindest wieder etwas über 5 Knoten über Grund, aber letztlich dauerte der Törn dadurch eine gefühlte Ewigkeit.

Die Crew hat aber gut durchgehalten, keiner wurde ernsthaft Seekrank. Die Kinder haben einen neuen Trick gegen Übelkeit entdeckt: in der Achterkoje auf dem Fernseher Folgen von „Phineas und Ferb“ gucken. Heute sicher drei Stunden lang… aber wenn es hilft.

Auf jeden Fall waren wir alle froh, als wir in Träslövsläge angekommen waren. Der Hafen ist ein Tipp von unseren schwedischen Nachbarn aus Öckerö, die wollten auch heute hierher und meinten, das wäre hier viel netter als in Varberg.

Das stimmt auch. Aber klein ist es auch. Die Plätze für 12m Stahl-Schlachtschiffe sind erstens sehr begrenzt und waren zweitens besetzt. Wir haben einen Platz direkt an der Einfahrt gefunden, wo gerade eine Menge Leute den Kai als Sprungbrett zum Baden genutzt hatten. Als die Badenden sahen, dass wir es ernst meinen und da 14 Tonnen Stahl auf sie zukommen, sind sie aber alle schnell verschwunden, so dass wir anlegen konnten.

Ansonsten ist der Hafen hier echt ein Tipp. Die Sanitäranlagen sind sehr gut, es gibt eine Waschmaschine und er gehört zu den günstigeren Häfen.

Unabhängig davon müssen wir weiter über das Kattegat. Aber wann und wie? Heute abend zumindest nicht mehr, es weht immer noch ordentlich, wenn auch mit abnehmender Tendenz, und die Böen sind heftig.

Morgen ab Mittag stirbt der Wind, was perfekt, aber etwas spät ist. Außerdem ist für morgen eine 15%ige Gewitterwahrscheinlichkeit vorhergesesagt. Auch doof.

Ich werde heute Nacht um 0230 mal aufstehen und die Lage peilen. Wenn der Wind dann nachgelassen hat, fahren wir los, damit wir zumindest erstmal über das Kattegat kommen.

2 Kommentare zu “Von Öckerö nach Träslövsläge (bei Varberg)

    1. Julian Buß

      wir sind auch froh, wenn wir in Kopenhagen sind 🙂 Ja, zum Glück haben wir noch genug Zeit. In dieser Gegend unter Zeitnot zu leiden und bei Starkwind raus zu müssen wäre wirklich kein Vergnügen!

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.