Was für ein Tag! Nach dem frühen Aufstehen sah der Ankerplatz so aus:
Für so einen Anblick stehe ich gerne früh auf! Allerdings bringt ankern häufig auch einen Nachteil:
Fliehzeugs aller Art, das am Morgen dann entweder noch ums Boot rumschwirrt oder sich das Boot als letzte Ruhestätte ausgesucht hat:
Aber ein paar Eimer Seewasser später ist so ein Problem auch gelöst. Von Taerø aus ging es erstmal zur Faxe Bucht, der Weg dahin fühlt sich fasst wie eine Flussfahrt an. Land zu allen Seiten und diverse schmale Fahrwasser. Aber schön anzusehen:
Das Fahrwasser zur Faxe Bucht ist um die zwei Meter tief. Das Wasser allerdings ist momentan so klar, dass man völlig ungetrübte Sicht auf den Grund hat. Ich hab jedenfalls erstmal einen kleinen Schreck bekommen und dachte eher an einen Meter Wassertiefe, so nah sah der Grund aus. Ich hab mal versucht, das im Video festzuhalten:
Dazu noch der blaue Himmer, die knallende Sonne und Badehose-Temperaturen – spätestens als das Seegras aufhörte und ich ganz klar den sandigen Meeresboden sehen konnte, habe ich mich gefühlt wie im Mittelmeer. Wenn das Wetter so ist, gibt es kaum was schöneres als die Ostsee.
An den letzten zwei Tagen hatte ich unterwegs ja viel Zeit, dank Autopilot und weiter See, auf der wenig los war. Das war heute anders: zuerst das enge Fahrwasser mit viel Verkehr, danach dann die Faxe Bucht die zwar weiter und offener war, wo aber immer noch viel los war.
Nach Überquerung der Faxe Bucht kam die größere Køge Bucht, und da wurde es ruhiger. Alle Bootsfahrer hatten mehr Platz und konnten sich besser aus dem Weg gehen. Somit konnte ich dann den Automaten steuern lassen, Radar auf Überwachung stellen und ansonsten Zeit haben.
Von der Spezialfarbe, mit der ich die Anti-Rutsch-Platten auf dem Vorderdeck beschichtet habe, war noch was übrig. Also habe ich noch ein paar Platten achtern damit beschichtet. Nun sieht es zumindest vorne und achtern gut aus, mal sehen, wie lange die Beschichtung hält.
Ansonsten habe ich gelesen, Essen gemacht, abgewaschen, gesonnt und nichts getan. Auf der offenen See ist es unter anderem so schön, weil man unterwegs sein kann und trotzdem Zeit für alle möglichen Dinge hat. Binnenfahrer kennen das vermutlich nicht, da muss man immer persönlich am Steuer stehen.
Und fasziniert bin ich im übrigen davon, dass meine Internetlösung unglaublich gut funktioniert. Der UMTS-WLAN-Hotspot ist nun einfach Tag und Nacht an, und der Empfang über die externe UMTS Antenne ist sehr gut. Selbst in der Mitte der Køge Bucht, bestimmt knapp 10 Meilen vom Land entfernt, hatte ich noch Internet. Und das alles zu fixen Kosten dank der 30 Tages Flatrate.
Kurz vor den ersten Ausläufern von Kopenhagen kamen dann ein paar Wolken, somit waren die ersten Eindrücke etwas getrübt. Zumal man sowieso erstmal Industrieanlagen und den Flughafen passiert – nicht die schönste Ecke von Kopenhagen.
Heute sollte es ja aber sowieso erstmal zum Flakfort gehen. Die Ansteuerung war völlig problemlos und der Anleger hat perfekt geklappt. So ganz unproblematisch hatte ich mir das gar nicht vorgestellt, weil zwischenzeitlich etwas Wind aufgekommen war, ich gegen den Wind am Kai angelegen wollte (damit ich morgen einfach wegkomme) und es somit schnell passieren konnte, dass das Boot wieder vom Kai weg getrieben wird.
Aber so ganz grün bin ich in der Einhand-Szene ja auch nicht mehr und daher hatte ich das Ende der Vorder- und Achterleinen schon nach Mittschiffs, da wo die Tür ist, zurechtgelegt. So brauchte ich nur schräg auf den Kai zufahren und mit der Bb-Maschine kurz abstoppen. Durch den Radeffekt zieht sich dann das Heck an den Kai ran, so dass ich entspannt aufstehen, aus der Tür gehen, die beiden Leinen schnappen, auf den Kai springen und festmachen konnte.
Allerdings hatte ich die Höhe der Kaimauer vorher falsch abgeschätzt, so dass die Fender viel zu hoch hingen. Das Boot ist aber nirgends angeeckt, und nachdem die Leinen fest waren konnte ich in aller Ruhe die Fender niedriger hängen.
Dazu passt übrigens die goldene Regel für Manöver, die ich von der Kinette gelernt habe:
- Langsam
- Langsam
- Langsam
Direkt nach mir kam ein dänischer Segler mit drei Leuten an Bord, die haben hinter mir festgemacht und sich deutlich dämlicher angestellt: vorne stand zwar einer mit einer Leine parat, achtern jedoch war überhaupt keine Leine klariert, der Skipper war am Steuer und ansonsten hockte da ein junges, ganz hübsches, aber ahnungsloses Mädel. Nachdem ich die Vorderleine angenommen hatte, trieb das Heck vom Boot bildschön weg, bis mir der Skipper endlich eine Leine rübergeworfen hat.
Ich liege hier jedenfalls gut und werde morgen gegen 9 zum Hafen Langelinie in Kopenhagen (übrigens direkt neben der berühmten kleinen Meerjungfrau) aufbrechen. Dann werde ich gegen 10 da sein und hoffentlich bekomme ich dann einen Platz dort.