Auch in Holtenau standen die Tore offen und wir konnten direkt reinfahren! Nun sind wir in der Kieler Förde auf dem. Weg nach Damp, ETA 1230.
Ab Rendsburg um 0640
Heute sind wir einen Tick später los, erst um 0640 statt um 0600 – so grosse Eile haben wir nicht mehr.
Es ist kalt, 5 Grad zeigt das Thermometer. Draußen, versteht sich. Drinnen hatte ich die Heizung über Nacht runtergestellt, so dass wir 17 Grad hatten. Dafür ist es ein wunderschöner Morgen: strahlender Sonnenschein, leichter Frühnebel hier und da und kein Wind.
Das Barometer ist von gestern morgen bis heute morgen von 1014 auf 1029 rasant gestiegen – daher die Sonne und der ab heute Mittag zunehmende Wind. Jetzt aber ist es wie gesagt ruhig und ich bin zuversichtlich, dass wir entspannt nach Damp kommen. ETA ist ca. 1300.
Fest in Rendsburg
Der erste Teil des Plans hat einwandfrei geklappt. Um 1759 haben wir in Rendsburg festgemacht, eine Stunde früher als geplant, weil wir so ein Glück mit der Schleuse hatten.
Sogar Diesel haben wir hier noch bekommen, in Rendsburg ist das nämlich immer relativ günstig (1,49 Euro). Nun haben wir wieder volle Tanks und zwei Kanister á 40 Liter zusätzlich.
Morgen gehts weiter nach Damp, die Vorhersage ist gar nicht so schlecht.
Statistik für heute: 81,5 Seemeilen in 12 Stunden, Durchschnittsgeschwindigkeit inklusive Schleuse 6,8 Knoten. Zu Essen gabs unterwegs Kartoffeln mit Quark, Hering und so weiter.
Hügelig und Glück gehabt
So ab Mitte der Strecke bis Brunsbüttel wurde es zunehmend hügeliger, sprich: schaukeliger. Wir hatten nämlich Wind (um die 4 Bf, gar nicht so wenig) gegen den Strom. Da kann sich in kurzer Zeit eine ziemliche Welle aufbauen.
Und genau das ist passiert. Kurz vor Glückstadt stampfte das Boot gegen 1 Meter Welle an. Das war auszuhalten, keine Frage, aber erheblich mehr als ich gedacht hätte.
Ein wenig mehr wurde es auch noch. Regelmäßig ist der Bug eingetaucht und die Elbe spülte über das Vorschiff.
Einmal kam ein richtiger Kaventsmann, mindestens 1,5m und ein großer Schwall Wasser knallte aufs Vorschiff und umspülte die Fenster am Fahrstand (also in Höhe des Salons). Einen Augenblick lang haben wir nur noch braunes Wasser um uns herum gesehen. Der dramatische Effekt wurde noch gesteigert durch ein lautes Knallen – ein Werkzeugkasten, der auf dem Außenfahrstand lag, war eine Etage tiefer gefallen. Glücklicherweise habe ich bei den vordersten Fenstern dicke Plexiglasscheiben vor den eigentlichen Glasscheiben angebracht, solche Wellen können die Fenster dort also nicht eindrücken.
Danach habe ich dann den Autopiloten temporär vom Dienst suspendiert und habe selbst gesteuert. Bei hohen Wellen habe ich etwas Gas weggenommen, damit das Boot nicht so in die nachfolgende Welle rammt. Das ging ganz gut.
Bei Glückstadt haben wir uns eine Pause gegönnt und sind parallel durch einen kleinen Nebenarm der Elbe gefahren, wo mehr Landschutz war. Danach war das restliche Stück bis Brunsbüttel gut auszuhalten, auch dort war Landschutz gegeben.
Bei der Schleuse angekommen hatten wir ungewohntes Glück: sie stand offen und Sportboote durften rein. Wir sind gerade noch so als Letzte mit reingeschlüpft. Einem Segler, der zwei Minuten nach uns kam wurde das Tor vor der Nase zugemacht. Auf jeden Fall war ganz schön was los in der Schleuse.
Im Kanal angekommen war es erstmal unspektakulär. Kein Seegang, wenig Grossschifffahrt… bis die Drehzahl der Backbord-Maschine auf einmal abfiel und sie nach ein paar Minuten dann ganz ausging.
Vor Jahren hätte mich das vermutlich erschreckt. Nun aber stellte ich schnell die Diagnose: Luft im Kraftstoffsystem oder Kraftstofffilter zugesetzt. Letzteres war der Fall, der Filter war schwarz vor Schmodder.
Es ist schon etwas her, dass ich die Filter geprüft hatte, und bei dem Seegang heute haben sich bestimmt Ablagerungen vom Boden der Tanks gelöst, sind ins Kraftstoffsystem gelangt und wurden dann vom Filter aufopferungsvoll gefiltert. Bis er so dicht war, das kein Diesel mehr durchkam.
Zum Glück haben wir zwei Maschinen, also konnten wir weiterfahren während ich den Filter mittels reinem Tastsinn (sehen kann man da nämlich nix) ausgebaut habe. Nach der Säuberung funktionierte der Filter dann einwandfrei und die Maschine lief wieder wie Bienchen.
Zur Sicherheit habe ich dann auch noch das Gleiche bei der Steuerbord-Maschine gemacht, auch deren Filter war ziemlich zugesetzt.
Nun cruisen wir gemütlich weiter nach Rendsburg, ETA ist 1745, locker eine Stunde vor Plan.
Unterwegs, Höhe Blankenese
Wir haben plangemäß um 0600 abgelegt. Das Ablegemanöver war etwas hakelig, die Strömung hat uns an den Ponton gedrückt, schlussendlich kamen wir aber frei und konnten los.
Kurz nach der Werft kommt ein Sperrwerk mit eigentlich dicke ausreichender Durchfahrtshöhe. Dort stand der Pegel (der die momentane Durchfahrtshöhe angibt) auf 5m – ausreichend für uns, aber schon recht wenig.
Dann kamen die Elbbrücken. Dort stand der Pegel bei etwas über 4m. Zu wenig!
Normalerweise sind die Elbbrücken immer hoch genug… und nun? Warten, bis das Wasser wieder abläuft? Das hätte uns zwei Stunden gekosten.
Meine Frau hatte die rettende Idee: warum klappen wir nicht den Geräteträger? Ja, warum eigentlich nicht? Hab ich selbst nicht dran gedacht… gesagt, getan:
So hat’s gepasst und wir konnten durch die Brücken fahren. Ein actionreicher Morgen also. Nach einem heißen Kaffee war die Kälte und Nässe, die wir bei der Aktion hatten, aber vergessen. Die Kinder haben dabei schön geschlafen und nix mitbekommen.
Nun sind wir auf Höhe Blankenese, es ist noch regnerisch und uns kommt ein Containerriesen nach dem anderen entgegen.