Die Julius ist mit Technik vollgepackt und ich möchte Euch auf einen Rundgang durch den Maschinenraum mitnehmen:
Wobei es eher „rundkriechen“ heißen müsste, Stehhöhe hat man dort nämlich nicht. Im Foto oben seht Ihr den Blick durch die Tür zum Maschinenraum.
In der Mitte thront natürlich die Antriebsmaschine, eine DAF 815, 6 Zylinder mit 8,4 Litern Hubraum. Das ist eine echte Industriemaschine und für den Dauerlauf gemacht.
Vom Foto aus gesehen vorne an der Maschine läuft die Antriebswelle und ist die Hydraulikpumpe angeflanscht. Das Hydrauliksystem wird für die Ruderanlage und die Stabilisatoren benötigt.
Ihr wisst: Ich habe gerne ein umfangreiches Navigationssystem. Auf der Xenia habe ich nur noch elektronisch navigiert. und so werde ich es auch auf der MY Julius halten. Das Schiff hat schon einiges an Navigationssystemen, aber – natürlich – noch nicht alles, was ich gerne hätte.
Eine Besonderheit auf dem neuem Boot ist sicherlich die Ruderanlage.
Hier mal der Innensteuerstand:
Wie man sieht, sieht man kein Steuerrad. Ein etwas ungewohnter Anblick, oder? Die MY Julius ist mit einer hydraulischen Ruderanlage ausgestattet – soweit ist das nichts besonderes, auf sehr vielen Booten wird das Ruder hydraulisch betätigt: Dafür dreht man das Steuerrad, was eine Pumpe bewegt, die dann Hydraulik-Öl durch Leitungen pumpt die dann auf einen Zylinder wirken, der dann letztlich das Ruder in Bewegung setzt.
Auf diesem Boot allerdings ist eine Ruderanlage von Radio Zeeland verbaut, genauer eine Euro 500 die meines Wissens nach im Jahr 2000 installiert wurde. Es ist ganz einfach: alles, was grün ist, gehört zur Radio Zeeland Ruderanlage.
Ich hatte das Gefühl, dass wir bereit für den „nächsten Schritt“ sind. Die Xenia war ein tolles Schiff, und hat uns immer sicher und komfortabel über die Ostsee gebracht. Aber wir wollten weiter entfernte Ziele ansteuern: Bornholm, Stockholm, durch den Limfjord und über die Nordsee zurück, vielleicht mal England, Norwegen oder in die östliche Ostsee… all diese Ziele führen über See, die offener ist als die relativ geschützte westliche Ostsee. Mit der Xenia wäre das nur bei wirklich wenig Wind gegangen. Wenn man beliebig Zeit hat macht das nichts. Beliebig Zeit haben wir aber nicht.
Kein Haus. Dafür ein Schiff.
Daher hatte ich schon länger im Hinterkopf, dass ich auf eine Immobilie verzichte und lieber in ein neues Schiff investiere. Ab und zu habe ich mal aus Neugier in den Bootsbörsen rumgeguckt. Gesucht war ein möglichst seegehender Motorkreuzer mit diesen Eigenschaften:
Am liebsten Rundspant-Rumpf, mindestens aber Multi-Knickspant,
Große Kraftstoff-Tanks, mindestens 1.500 Liter,
Großer Frischwasser-Tank.
Frischwasser-Filteranlage wie auf der Xenia oder besser.
Eine Maschine, Langsamläufer, ordentlich Hubraum, mit professioneller Diesel-Filteranlage.
Generator um stromtechnisch unabhängig zu sein, alternativ ausreichende Solaranlage.
Aufteilung analog zur Xenia, also abgeschlossene Bugkajüte, Achterkajüte, dazwischen Dinette, Pantry und Salon, Innenfahrstand und Außenfahrstand.
möglichst komplette Navigation mit Radar, Funk, Autopilot, Echolot, Windmesser.
und als Sahnehäubchen Flopperstopper oder hydraulische Stabilisatoren.
Also kurzgefasst: Alles, was man für lange Törns über offene See (inklusive Nordsee) und viele Tage Unabhängigkeit braucht. Und das ganze innerhalb eines Budgets, was deutlich unter dem eines Hauses liegt.
Eigentlich sollte das alles noch nicht so schnell passieren. Dann bin ich aber auf diesen Bekebrede Kotter hier gestoßen:
Und ich hatte beschlossen, einfach mal hinzufahren (nach Elburg, Niederlande) und spaßeshalber mal zu gucken. Mit welchem Ergebnis?
Das waren spannende Tage. Mehrere Interessenten hatten sich die Xenia schon angesehen. Einer brauchte noch Zeit und wollte sich noch viele andere Boote ansehen. Ein anderer hatte schon ein konkretes Angebot gemacht, kam aber aus Duisburg und hat dann doch noch ein anderes Boot direkt in der Nähe gefunden.
Gestern hatte ich nun eine sehr schöne Probefahrt mit einer sehr netten Interessentin. Und nun sind wir uns einig geworden, darüber freue ich mich sehr. Denn: die Xenia kommt in gute Hände und bleibt auch noch in Hamburg, schön!