Das Schiffshorn tutet. Lang, laut und wütend. Wir sind eben in den Nord-Ostsee-Kanal eingefahren, haben die großen Schleusen von Kiel-Holtenau verlassen. Wie schon häufig wurden ein paar Sportboote zusammen mit einem Berufsschiff geschleust.

Der Dampfer in der Schleuse war schon ein ordentlicher Brocken. Einer der Sorte, denen man niemals zu nahe kommen darf, schon gar nicht im engen Kanal. So ein großes Schiff kann schlicht nicht anhalten, oder ausweichen, selbst wenn der Schiffsführer das will. Und wenn die Crew auf dessen Brücke ein kleines Sportboot überhaupt sieht: Durch hoch gestapelte Container sind die toten Winkel nämlich beeindruckend groß.
Beim Hafenmeister in Damp lagen letztens Broschüren aus, ich glaube sie waren von der Wasserschutzpolizei. Ein Beitrag dort hat versucht, die Lage der Leute auf der Brücke von so einem Dampfer zu verdeutlichen: Fotos von dort oben, und eingekreist irgendwo die Mastspitze eines Seglers. Oder die Schemen eines Motorbootes, das denkt, es wäre doch wohl gut zu sehen, von der Brücke aber selbst bei gutem Wetter kaum auszumachen ist.

Ich empfand die Fotos als sehr interessant, und sie haben mich in meiner Strategie mehr als bestätigt:
„Bleib weg von großen Dampfern. Und fahre nie, nie, niemals vor deren Bug herum.“
Wieder das kräftige Horn. Kurz bin ich irritiert: Meint jemand mich? Mache ich etwas falsch? Ich schaue nach achtern: Nein, der Container-Feeder aus der Schleuse ist noch weit weg und nimmt erst Fahrt auf. Außerdem bin ich brav eng am rechten Ufer des Kanals.
„Scheiße.“
Denke ich, nachdem ich mich umgedreht und noch mal genauer voraus geschaut habe.