Das unerwartet schöne Revier

Der geschützte Ankerplatz bei Fænø.

Wir kamen noch komfortabel über den Eingang zum kleinen Belt: Am Tag nach dem Gewitter in der Dyvig (vorherige Geschichte: Licht nach dem Gewitter.) wehte es vormittags noch mäßig, später wurde es deutlich windiger. Von Årøsund bis nach Middlefart erstreckt sich ein zauberhaftes Revier mit versteckten Perlen, an denen wir all die Jahre bisher eher achtlos vorbeigefahren sind. Warum eigentlich?

Es lockten immer die entfernten Ziele, die großen Schläge. Der kleine Belt ist einfach zu Nahe der Heimat. Jetzt aber, mit vier Wochen Zeit und der Unmöglichkeit, weite Ziele zu erreichen, konnten wir hier auch einmal halt machen.

Umstände ändern sich, das ist ein zentraler Bestandteil des Lebens. Der Trick ist, anpassungsfähig zu bleiben und neue Chancen zu erkennen. Uns haben die Umstände nun zur Insel Fænø geführt, gegenüber von Middelfart. wo der Anker irgendwann am Nachmittag fiel.

Eben noch pustete uns ein mittlerweile ziemlich strammer und kalter Südwest um die Ohren. Nun lagen wir ganz nahe am Ufer, ein kleines Stück Wald fast zum greifen nahe. Es war völlig windstill hier, die gefühlte Temperatur stieg sprunghaft auf die Ahnung eines lauen Sommerabends an.

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Licht nach dem Gewitter.

Die enge Einfahrt in die Dyvig.

(Vorheriger Teil dieser Geschichte: Sommer 2020: Auf halbem Weg.)

Die Notwendigkeit, einhand schnell eine größere Strecke zurückzulegen, hatte sich zerschlagen: Eine Einreise nach Norwegen war nicht erlaubt, daher gibt es keinen Grund, in wenigen Tagen nach Skagen zu kommen. Der Limfjord ist nicht weit weg und wir haben vier Wochen Zeit, da können wir alle zusammen in den Urlaub von Damp aus starten.

Das erste Mal in unserem beruflichen Leben haben wir tatsächlich beide vier Wochen Urlaub. Bisher war es immer so: Nach zwei Wochen waren Beruf und Alltag wirklich weit weg, waren wir bedingungslos im Urlaubsmodus. Die dritte Woche war die wichtigste. Nun werden wir nach dieser dritten Woche noch eine Woche haben! Norwegen müssen wir uns für später aufheben, aber diese zusätzliche Woche werden wir sehr genießen.

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Leckeres Überraschungspaket

Vor ein paar Tagen kam ein Paket, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Drin war ein Geschenk eines Lesers, dem ich ein wenig bei der Begutachtung von Gebrauchtbooten geholfen habe:

Ein 15 Jahre alter Single Malt. Schmeckt mir sehr gut, danke, Friedel!

P.S. Ich habe in der Regel sehr wenig Zeit und bin keinesfalls professioneller Gutachter. Wenn mir ein Leser nett schreibt und mich um eine Meinung für ein Motorboot für die See bittet antworte ich, wenn ich Zeit und Lust habe. Unflätige, fordernde oder anmaßende Mails lösche ich sofort und blocke den Absender.

Sommer 2020: Auf halbem Weg.

Gut geschützt in dieser Bucht, Abfahrt zur Hunderunde.

Eine Pause. Jedenfalls für einen Nachmittag, Abend und die Nacht. Nachdem der Anker gefallen ist, fehlt irgendwas. Einen Augenblick später komme ich darauf: Das heulen des Windes. Das Pfeifen rund um das Schiff. Das knattern der Persenning, wenn nicht penibel alle Knöpfe festgemacht sind.

Es ist fast unwirklich ruhig. Vor wenigen Minuten noch fuhren wir durch aufgewühltes Wasser, dessen Schaumkronen von der Luft abgetragen und in unsere Gesichter gejagt wurden. Die Wellen waren nur klein, winzig fast angesichts dieses Starkwindes und brachten die JULIUS nicht aus der Ruhe. Ein Segen, dass wir jetzt hier, in diesen geschützten Gewässern sind.

Was hatten wir für Pläne! Norwegen! Stavanger Fjord! Erstmal einhand nach Skagen hoch. Ist auch nicht viel weiter als bis nach Göteborg, und das hatte ich vor einigen Jahren in drei Tagen geschafft. Die Familie wäre gemütlich mit der Bahn nach gekommen. Dann von Skagen eben nach Norwegen übersetzen, durch das launische Skagerrak zwar, aber auch dort gibt es mal ruhiges Wetter.

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Mein Boot ist mein Büro. Auch im Winter.

Mein Arbeitsplatz auf dem Boot.

„Hey Julian, it’s looking like you’re on a boat!“

Ein Geschäftskollege von IBM während einer Videokonferenz.

Am Anfang dieses Jahres kam der erste Lockdown. Es war März, mitten im Winter. Normalerweise arbeite ich von zu Hause aus und bin ab und zu mal im Büro in der Nähe von Hannover. Ich baue Software für Unternehmen, Software-Ingenieur ist eine treffende Bezeichnung dafür.

Nun hockte also die ganze Familie den ganzen Tag in der Wohnung herum. Steffi musste teilweise Homeoffice machen. Die Kinder machten Schule von zu Hause aus. Und daneben sollte ich auch arbeiten? Dafür ist unsere Wohnung einfach nicht ausgelegt.

„Yeah, in fact, I do. It’s my homeoffice.“

Wenn ich arbeite, kann ich ein schwieriger Mensch sein. Ich löse komplexe Probleme, durchdenke ganze Architekturen vom Anfang bis ganz zum Ende, bevor überhaupt eine Zeile Code geschrieben wird. Ich plane, wie sich einzelne Bausteine irgendwann in der Zukunft zusammenfügen, welche Nebeneffekte auftreten können. Das liebe ich: Schwierige Aufgaben in ästhetischen, sauberen, effizienten Software-Code zu gießen, den man angucken und „Alter, geil gelöst!“ sagen kann. Es ist herrlich.

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