Der Umbau ist fertig und mein wunderschöner Mini-Holzofen „Tiny-Stove“ brennt und heizt und sieht einfach toll aus! Zum direkten Vergleich, so sah die Ecke vorher aus:
Insa Steinert (www.insa-steinert.de) hat richtig gute Arbeit geleistet und es hat wieder viel Freude gemacht, mit ihr zusammen zu arbeiten. Wer im Raum Hamburg eine Bootsbauerin sucht, die Holz kann, sollte bei ihr nachfragen.
Weil es so schön ist, noch ein Foto aus einer anderen Perspektive:
Es war durchaus aufwändig, die Ecke umzubauen und den Ofen zu installieren. Im vorigen Teil dieser kleinen Serie (Holzofen an Bord: Umbaumaßnahmen zur Lounge Area, Planung für Rauchrohre und Schornstein) hatte ich dir gezeigt, wie Insa Schablonen für die Teile, die neu gebaut werden müssen, angefertigt hat, wie ich mit dem heißen Rauchrohr durch die Decke kommen möchte und welche Pläne ich für den Tisch habe. Nun wurde (fast) alles nach und nach in die Tat umgesetzt!
Zuerst ein Blick auf die Baustelle: Werkzeug, Geräte und die neuen Holzteile liegen bereit, es geht los:
Zuerst hat Insa Steinert die Ebene installiert und den neuen Abschluss für das Polster montiert. Alle Teile hatte sie in ihrer Werkstatt vorher aus Teak Vollholz angefertigt. Die vorhandene Rückwand (im Foto auf der linken Seite) ist noch unbehandelt und sieht daher farblich sehr anders aus als das restliche Holz. Die Bordwand wird zum Holzlager, dessen helles Holz wird später nicht zu sehen sein.
Übrigens: Ist es dir aufgefallen? Den Tisch hat Insa gekonnt ein Stück abgeschnitten und mit einer Leiste versehen, die praktisch nahtlos zu den vorhandenen Leisten passt. In den Fotos oben kannst du es erkennen.
Der Stauraum unter der Ebene hat Insa mittels einer Klappe in der Seite zugänglich gemacht. Vorher konnte ich die Sitzfläche hochklappen, was eher mühsam war – mit der Öffnung in der Seite ist der Zugang einfacher geworden.
Die Ebene hat Insa übrigens aus einzelnen Teak Vollholz Brettern zusammengesetzt, was nun nicht mehr erkennbar ist. Es sieht so aus, als wäre das Holz schon immer so breit gewesen. Eine saubere und etwas erhöhte Kante schließt die Ebene zum Tisch hin ab.
Es folgte die Trennwand, hinter der ich zukünftig das Holz (oder eher: Brickets aus gepressten Spänen) lagern werde, und das Podest für den Ofen. Dieses Podest ist bewusst dunkler gehalten: Einerseits, damit es zum schwarzen Ofen passt, andererseits, weil ich auf dessen Oberseite ohnehin eine Hitzeschutzmatte aufbringen werde.
Aus einem Ofen fällt immer mal Asche oder sogar ein Stückchen Glut heraus – das darf natürlich nicht auf dem Holz landen. Oft wird unter der Ofen auf eine Glas- oder Metallplatte gestellt.
Ich wollte den Aufwand an dieser Stelle möglichst klein halten und habe mich für diese Hitzeschutzmatte entschieden und es nicht bereut: Das Material lässt sich gut schneiden und schützt das Holz perfekt. Und damit nichts vom Podest purzelt, hat es rundherum einen erhöhten Rand.
→ Hitzeschutzmatte ←
An den Rändern habe ich die Matte mit einem doppelseitigem „Nano“ Klebeband montiert: Dieses Klebeband habe ich zufällig entdeckt und bin sehr zufrieden damit: Es hält sehr gut, ist aber trotzdem flexibel und rückstandslos entfernbar,
→ Nano-Klebeband, durchsichtig, spurlos ablösbar ←
Testweise habe ich dann mal den Tiny-Stove Ofen draufgestellt – ja, das wird was!
Insas Arbeit war damit erledigt und ich habe alleine mit dem Rauchrohr weitergemacht. Das Podest stand erstmal noch locker auf der Ebene, damit ich den Ofen gegebenenfalls noch an das Rohr anpassen konnte.
Das Ofenrohr und wie halte ich die Hitze vom Dach ab?
Das Stück Rohr, was durch das bereits vorhandene Loch in der Decke gehen sollte, musste isoliert werden: Rund um das 80mm Rohr sind nur 10mm Luft bis zur Rand des Lochs, dessen Wand aus Kunststoff besteht. Unten ist an der Decke ein schöner Ring aus Holz angebracht, der auch nicht zu heiß werden darf. 10mm bieten nicht viel Platz für eine Isolierung… ob das wirklich reicht, musste die Praxis zeigen. Aber irgendwo muss ich ja anfangen!
Also habe ich das Rohr an der Stelle, wo es durch die Decke gehen wird, mit hitzefestem Silikon eingeschmiert und mit Hitzeschutzband umwickelt (jeweils wiederum mit Silikon zwischen jeder Wicklung).
Innen habe ich das Rohr unmittelbar unter dem Loch noch ein Stück weiter isoliert, damit weniger Hitze direkt an die Decke bzw. an den Holzring strahlt:
Funktioniert das mit der Isolierung, oder wird es doch zu heiß? Es war zumindest ein Teilerfolg – dazu später mehr!
Außen habe ich um das 80er Rohr ein 130er Rohr in grau gestülpt: Das passt gut zur Rumpffarbe der JULIUS und ist die Basis für den Rotovent Dragon Kaminaufsatz:
Hier ein kurzes Video von dem Rotovent Dragon im leichten Wind:
Der Rest war dann relativ schnell gemacht: Die restlichen Rohre mit der Flex zuschneiden, montieren und den Ofen festbolzen (der Tiny-Stove hat dafür schon M6 Löcher in den Füßen). Mit einigen Brickets im Lager sieht das dann auch schon richtig wie eine Feuerstelle aus. Anschließend konnte der erste Probebetrieb beginnen!
→ Kleine Schaufel ←
Der Ventilator auf dem Ofen ist ein praktischer Zusatz: Es ist ein Ecofan, der sich den nötigen Strom selbst aus der Hitze des Ofens erzeugt und die Wärme im Raum verteilt.
Ein kleiner Ofen braucht eine kleine Schaufel, um Asche einigermaßen sauber aus dem Brennraum zu bekommen: Dafür missbrauche ich diese kleine Abwiegeschaufel.
→ Ofen-Ventilator ←
Hier der Ofen in Aktion:
Es wird zu heiß im Dach
Das heiße Ofenrohr geht wie oben gezeigt durch ein Loch im Dach, das bisher für einen Dorade Lüfter vorgesehen war. Wenn der Ofen stark brennt, wird es dort mit dem 1cm Abstand rund um das Rohr selbst mit dem Isolierband zu heiß: Klar, die Wärme kann ja auch nirgendwo hin!
→ 12V Lüfter ←
Nun, wenn sich die Wärme staut, muss sie abtransportiert werden. Und ohnehin soll sich die Wärme ja nicht unter dem Dach der Pantry sammeln – besser wäre es doch, sie wird Richtung Salon abtransportiert. Dazu habe ich zwei einigermaßen leise 80mm Lüfter bestellt und sie – erstmal provisorisch – an die Decke geklebt. Gesteuert werden sie über diesen einfachen Drehzahlregler.
→ Drehzahlregler ←
So kann ich die Lüfter je nach Hitze im Ofen schnell (und leicht hörbar) oder etwas langsamer (und sehr leise) laufen lassen. Damit ist das Problem gelöst: Die Lüfter transportieren die Wärme ab und drücken sie in Richtung Salon, selbst wenn es im Ofen stark brennt.
Natürlich werden die Lüfter da nicht so einfach an der Decke kleben bleiben, ich werde sie mit einer weißen Holzverkleidung versehen, so dass sie nicht sichtbar sind.
Wie viel Dreck und Schmutz macht der Ofen?
Bei dem Umgang mit Briketts oder Holz krümelt es schnell, beim säubern des Ofens tritt Asche aus. Draußen am „Schornstein“ verbindet sich Rauch bei nassem Wetter auch mal mit Wasser und tropft dann aufs Boot. Also ja, es entsteht Dreck und Schmutz.
Das ist meinem Empfinden nach aber einfach in den Griff zu bekommen: Einerseits ist mein (alter) Dyson Akku-Staubsauger umgezogen in einen Schrank direkt beim Ofen. Späne und (abgekühlte) Asche kurz abzusaugen ist in wenigen Sekunden erledigt.
Draußen habe ich den Bereich rund um das Ofenrohr dick mit Politur von Sailpark beschichtet. So kann ich Schmutz, der vom Abgas entsteht, einfach wegwischen.
Ein Diesel-Ofen macht sicher weniger Dreck. Dafür ist die Infrastruktur aufwendiger (ein Tank, der höher liegt als der Ofen) und Diesel Geruch kann in den Lebensraum eindringen. Den Geruch vom Holzofen dagegen finde ich persönlich sehr schön.
Holzofen an Bord – mein erstes Fazit
Nun habe ich meinen Tiny Stove seit ungefähr zwei Wochen im Einsatz und bin begeistert: Der Ofen macht eine wunderbare Wärme, er trocknet das Boot (Luftfeuchtigkeit im Salon nun 40% oder weniger!) und sieht einfach toll aus. Mit dem Rotovent Dragon draußen hat der Tiny Stove immer genug Zug, so dass das Feuer ganz einfach angeht. Eine in den Ofen einsteigende Windböe habe ich bisher nicht erlebt. Als Brennstoff verwende ich Briketts aus gepressten Spänen, das funktioniert super, macht relativ wenig Asche und erzeugt sehr wenig Rauch.
Der Umbau der Sitzgruppe, der Ofen und all das Material haben schon spürbar Geld gekostet. Aber es ist eine Investition, die sich über viele Jahre auszahlen wird und ich erfreue mich jeden Tag daran!
Nun steht noch der Umbau des Tisches zur Lounge Area an – aber das ist erstens eine andere Geschichte und muss zweitens noch bis Anfang nächsten Jahres warten. Vorerst bin ich ein sehr zufrieden mit diesem Projekt, das verschönert den Winter auf dem Boot erheblich!
Um es dir einfach zu machen, falls du ein ähnliches Projekt planst, habe ich dir hier Links zusammengestellt:
Insa Steinert, Tischlerin und Bootsbauerin in Hamburg: Insa kann super mit Holz umgehen und baut Inneneinrichtung nach Wunsch. | www.insa-steinert.de |
Der Tiny Stove von Andres aus der Schweiz: | www.tiny-stove.com |
80er Pelletofen-Rohre und Zubehör: | www.kamdi24.de |
Der Rotovent Dragon Kamin-Abschluss, der sich mit dem Wind dreht: | www.ofenseite.com |
Asche-Eimer aus Metall: | www.kamdi24.de |
CO2 Warner: | CO2 Warner |
No-Name Stromloser Ofen Ventilator (zuerst hatte ich den Ecofan Mini empfohlen, dessen Motor hat aber schnell angefangen, laute Geräusche zu machen). | Ofen-Ventilator |
Drehzahlregler für 12V Lüfter: Damit können die 12V Lüfter soweit heruntergeregelt werden, dass sie praktisch lautlos sind. | Drehzahlregler |
12V Lüfter, 80mm: Diese Lüfter sind einigermaßen leise, aber nur mit Hilfe der obigen Drehzahlregler so gut wie lautlos. | 12V Lüfter (80mm, grau) |
24v auf 12V Wandler: Wenn du wie ich ein 24V System an Bord hast, brauchst du diesen Spannungswandler. | 24V auf 12V Wandler |
Hochtemperator-Silikon, schwarz: | Hochtemperator-Silikon |
Magnetisches Ofenrohr-Thermometer: | Ofenrohr-Thermometer |
Hitzefeste Handschuhe, um mit dem heißen Ofen und Brickets zu hantieren: | Hitzefeste Handschuhe |
Kleine Schaufel, um Asche aus dem Ofen zu holen: | Ascheschaufel |
Hitzeschutzband zur Isolierung des Ofenrohres: | Hitzeschutzband |
FireMat Schutzmatte / feuerfeste Unterlage, „Gold Edition“ (gibt es auch in grau): | Schutzmatte |
„Nano“ doppelseitiges Klebeband, spurlos ablösbar: | Nano Klebeband |
Wachs-Ofenanzünder: |
Wachs-Ofenanzünder (rund) Wachs-Ofenanzünder (eckig, etwas größer und fester) |
Update Ende Dezember 2023
Ich habe ein Video zum Thema Tiny Stove Holzofen auf dem Boot, Camper, Hütte oder sonstwo gemacht:
Hütten Atmosphäre an Bord – tolle Arbeit !
Danke!
Nimm den, der ist deutlich besser.
Doppelmotoriger… https://www.amazon.de/dp/B09FSSCNY7?ref=ppx_pop_mob_ap_share
Hallo Peter,
danke für den Tipp… tatsächlich tausche ich meinen gerade aus, weil der Motor rasselt… den von dir empfohlenen Ventilator würde ich danach testen wollen, danke für den Tipp! Bin aber noch nicht sicher, ob der nicht zu groß für mein Öfchen ist 🙂
Hallo Julian, danke für den Bericht und die Links. Bin hin und weg und würde gerne auch einen Ofen installieren, nur fehlt dem Boot das Loch in der Decke. Soll ich nun ein Loch in mein Stahlboot sägen ? Wo stell ich ihn hin ? Es ist noch nicht zu Ende gedacht , nochmals Danke für deinen Bericht. Einen schönen, gemütlichen Advent wünscht dir Birrgit.
Ja… alles nicht so einfach, ich habe drei Jahre überlegt bis ich eine Lösung hatte 🙂 Man kann ein Loch durch den Stahl schneiden, technisch ist das kein Problem. Muss aber gut gemacht werden wg. Korrosionsschutz, und dann muss ein guter Dachdurchbruch verwendet werden, um die Hitze nicht zu übertragen. Bei Tiny Stove findest du auch einen Dachdurchbruch, der für so einen Zweck gemacht ist.
Viel Spaß beim träumen und überlegen 😀