– Diese Geschichte spielt am 20. und 21. Juli 2018 –
Steffi mag keine Schleusen. Ganz und gar nicht. Einerseits hat sie Vertrauen, dass ich als Skipper die Sache im Griff habe und die richtigen Anweisungen gebe. Und sie hat schon viele Schleusen gemeistert und weiß, worauf es ankommt. Schon vor vielen, vielen Jahren, als wir Boote in Irland auf dem Shannon gechartert hatten, haben wir Schleusen problemlos und sicher gemeistert.
Doch eben weil Steffi schon so lange immer mal wieder mit Schleusen konfrontiert wurde, weiß sie auch, was alles schief gehen kann. Und dass es ein Unterschied ist, ob man mit einem zwei Tonnen Kunstoff-Segler oder mit über 25 Tonnen Stahl unterwegs ist.
„Kommt, wir gucken uns die Schleusentreppe erstmal an.“
Sage ich zu meiner Crew, nachdem wir am späten Nachmittag unterhalb der Trollhättan Schleusen in einem idyllischen Park festgemacht haben.
Der Weg über die Göta älv zum Vänern See führt über den Trollhätte Kanal, der mittels fünf großen Schleusen einen beachtlichen Höhenunterschied überwindet. Drei dieser Schiffsfahrstühle sind direkt nacheinander als Treppe angeordnet. Dazu eine vierten Schleuse, die nur durch einen kleinen See von der Schleusentreppe getrennt ist.
Um Zeit zu sparen, werden Boote im oberen Teil der Schleuse nach unten geschleust, während andere Boote am unteren Teil gleichzeitig nach oben gefahren werden. Mittendrin müssen dann alle Fahrzeuge aneinander vorbei von einer Kammer in die andere fahren. Dabei ist der Platz zum manövrieren sehr begrenzt, und wer sein Boot nicht unter Kontrolle hat, kann hier schnell für interessante Momente sorgen.
Genau das macht meine Frau nervös. In der Kammer sind manchmal noch Strömungen, so dass ich etwas Geschwindigkeit im Boot halten muss. Damit kann unser Dampfer aber schnell Kleinholz aus anderen Booten machen. Und auch wenn das noch nie passiert ist, hat Steffi diese Gefahr irgendwie stets im Kopf präsent und ist angespannt.
Dieses kleine Abenteuer heben wir uns aber für morgen auf. So können wir erstmal entspannt zu der Schleusentreppe von Trollhättan marschieren und uns angucken, wie andere Boote das machen.
Die Kammern sind groß, hoch und schon ein wenig beeindruckend. Für Binnenfahrer, die Schleusen wie Hannover Anderten (sehr gut hier von Karl-Heinz Czierpka beschrieben) kennen, ist das nichts besonderes. Als Seefahrer ist unsere Erfahrung diesbezüglich aber begrenzt.
In den Mauern sind Poller in weiten Abständen eingelassen, dazwischen sind Leitern. Wir werden Poller und Leiter zum festmachen nutzen müssen. Ob die Leine auf den rauhen und kantigen Stufen sauber laufen wird?
Während Steffis Bedenken eher den Manövern in der Kammer gelten, ist meine einzige Sorge: Wenn eine Leine blockiert, hängt sich das Schiff auf. Und das wäre… schlecht. Natürlich liegt ein amtliches Messer mit Säge griffbereit – aber geprobt, wie schnell ich damit einen Festmachter durchschneiden kann, habe ich bisher nicht.
Wir spazieren weiter durch den Schleusenpark von Trollhättan, sehr laute Musik kommt von einem kleinen Platz. Dort präsentiert sich ein US Oldtimer in Bestzustand, wie wir ihn schon häufiger in Schweden gesehen haben. Alle Türen offen wird eine kleine Menschenmenge, die auf den umliegenden Wiesen liegt, beschallt. Witzig. Gehört das zu einer Veranstaltung?
Am oberen Ende der Schleusenanlage ist ein kleiner Hafen und ein Café. Auf dem Weg dahin sitzen und liegen überall Menschen. Gut gelaunt und entspannt picknicken sie und genießen den Sommer. Ich kann verstehen, dass dieser Park ein beliebtes Ausflugsziel ist – aber so viele Leute…? Irgendwas passiert hier, was wir noch nicht mitbekommen haben.
In dem kleinen Hafen liegt ein historischer Ausflugsdampfer, der hier in der Gegend unterwegs ist und Gästen einen Eindruck der (nur in der verklärten Erinnerung guten) alten Zeit vermittelt. Wie schön, wenn so ein technisches Denkmal von Enthusiasten mit großer Liebe zum Detail erhalten und betrieben wird!
Die Parkanlage ist fantastisch: Zwei alte Schleusentreppen sind teilweise noch erhalten und sichtbar. Die ersten Schleusen gingen 1800 in Betrieb, ihre Kammern bestehen aus nacktem Fels und galten damals als Weltwunder. Sehr sehenswert.
Kurz bevor wir wieder bei unserem Boot ankommen lüftet sich das Geheimnis, warum so viele Menschen hier sind: Es findet ein Lauf statt, und die Sportler laufen durch den Schleusenpark zum Ziel. All die Leute sind hier, um die Läufer anzufeuern – was auch nötig ist: Es ist sehr, sehr warm und als wir die ersten Athleten sehen, machen sie einen ziemlich abgekämpften Eindruck.
„Wir machen es wie folgt:“
Am nächsten Tag kurz vor dem Ablegen erläutere ich meiner Crew, wie ich mir die Schleusung vorstelle.
„An Bug und Heckklampe fahren wir jeweils zwei Leinen mit zwei Personen. Am Bug machen das Leo und Lena, achtern Steffi und ich.
Eine Leine liegt über einem Poller oder der Leiter, die andere ist klar zum Einsatz. Wenn auf einen anderen Poller ungelegt werden muss, legen Lena oder ich die zweite Leine auf den neuen Poller, führen sie zur Klampe und geben sie Leo bzw. Mama, die dann das Boot mit dieser Leine halten.
Die erste Leine ist dann frei und wird vom Poller genommen, aufgeklart und für den nächsten Einsatz bereit gehalten.“
Da hat der Skipper sich wieder was ausgedacht. Sechs Augen schauen mich an, während meine Ausführungen verarbeitet werden.
„So ist das Boot jederzeit unter Kontrolle und wir sollten genug Zeit haben, um auf einen anderen Poller zu wechseln, während das Boot hoch fährt.“
Schließe ich meine Erklärungen ab. Gestern haben wir Boote gesehen, die sich schlicht mit dem Bootshaken an der Leiter festgehalten haben. Angesichts dessen scheint mein Vorgehen unnötig kompliziert zu sein. Nur: Unser Boot kann schlicht nicht mit der Hand oder einem langen Bootshaken gehalten werden.
Und eins will ich unbedingt vermeiden: Hektik. Ich mag ruhige, kontrollierte, überlegte Manöver. Das lösen einer Leine vom Poller, um sie dann über einen anderen Poller zu führen, erzeugt nur Stress. Was ist, wenn der neue Poller nicht sofort in Reichweite ist? Wenn die Leine abrutscht? Wenn das Boot dann schon anfängt abzutreiben? Viele Ehefrauen müssen gebrüllte Befehle ihres Skipper-Gatten ertragen, das gab es bei uns bisher nicht und soll auch nicht stattfinden.
Die Crew ist einverstanden, wir legen ab. Die Leinen werden vorbereitet, Handschuhe angezogen, jeder geht auf Position. Dann fahren wir in die geöffnete Kammer ein, nur begleitet von einem Segler. Fast alleine also, das entspannt ja schon mal etwas.
In der Kammer positioniere ich das Boot, so dass Leo und Lena an die Poller herankommen, während das Heck auf Höhe der Leiter ist. Leo fädelt mit dem Bootshaken die Vorderleine um den ersten Poller, als hätte er nie was anderes gemacht. Achtern führt Steffi ihre Leine um eine Sprosse der Leiter, um die Klampe und hält sie dann in der Hand. Alles ohne ein weiteres Kommando des Skippers.
Das mächtige Tor hinter uns schließt sich. Eine leichte Strömung macht sich bemerkbar, als Wasser aus der nächsten Kammer in unsere Kammer abgelassen wird. So geht es für uns nach oben, zügig, aber nicht hektisch.
Leo und Lena arbeiten perfekt als Team zusammen: Konzentriert, ruhig und entspannt. Ich bin stolz auf die Beiden. Auch Steffi ist äußerlich ruhig, aber ich spüre, dass sie angespannt ist.
Ich führe die jeweils freie Leine um eine neue, höhere Sprosse, übergebe sie an Steffi und klare die andere Leine wieder auf. Manchmal hakelt es etwas an dem kantigen Metall, es ist aber immer genug Lose in der Leine, um sie rechtzeitig aus der Leiter zu fädeln. Läuft also alles nach Plan.
Ganz frei von „was-wäre-wenn“ Gedanken bin ich aber auch nicht:
„Wenn jetzt ein Knoten in einer Leine ist, und ich bekomme sie nicht schnell genug um die Sprosse, wäre das schon gefährlich.“
denke ich für mich. Das Messer ist griffbereit. Aber trotzdem: Erleben möchte ich das nicht. Konzentration bis zum Schluß ist unbedingt angebracht.
Zwischendurch gucke ich immer wieder, ob bei meinen Kindern alles in Ordnung ist: Keine Probleme, alles im Griff. Dann ist die Schleuse oben und das Tor öffnet sich.
„Das Boot bleibt fest bis ich Kommando gebe!“
Rufe ich nach vorne. In der anderen Kammer sind einige Boote, wir müssen also aneinander vorbei fahren. Wir liegen recht weit vorne, ich möchte warten, bis die meisten Entgegenkommer vorbei sind und erst dann in die andere Kammer fahren.
„Wir warten noch etwas.“
Sage ich auch zu Steffi. Manövrieren in einer engen Schleuse mit vielen anderen Booten um uns herum: Das ist genau die Situation, die sie hasst.
Der erste Segler passiert uns, der Segler hinter uns ist schon los und wartet, was wir machen.
„Nun fahr doch los!“
Sagt Steffi zu mir.
„Alles gut, warte noch.“
Ich will bewusst Ruhe ausstrahlen. Objektiv gesehen ist ja auch nichts los: Super Wetter, kein Wind, die anderen Boote kommen uns in Ruhe entgegen, keiner hat Zeitdruck. Leider bewirkt meine in so einer Situation besonders zur Schau getragene Ruhe bei meiner Frau das genaue Gegenteil: Sie wird noch nervöser.
„Ich mach jetzt los.“
Sagt sie.
„Nein, wir warten! Einen Augenblick noch.“
Antworte ich, vermutlich mit einem unbewusst strengen Unterton in der Stimme. Sekunden später fängt Steffi an, ihre Leine zu lösen und ruft:
„Fahr jetzt endlich!“
Und dann passiert es doch mal auch bei uns: Wenn auch nicht brüllend, aber doch lauter und sehr bestimmt fahre ich sie an:
„Steffi, ich bin der Skipper. Wir fahren los, wenn ich das sage, und nicht früher. Warte es ab!“
Unsere Kinder gucken verwundert in unsere Richtung, sagen aber nichts. Die Spannung zwischen Steffi und mir ist mit Händen zu greifen. Sie behält ihre Leine in der Hand. Die Sekunden vergehen ohne ein weiteres Wort.
Schließlich bin ich mit der Situation vor uns zufrieden:
„Leinen los!“
Gebe ich das Kommando, warte kurz bis wir frei sind, löse das Boot von der Mauer und fahre langsam in die nächste Kammer. Zwischenmenschliche Spannung hin oder her, erstmal müssen wir hier einen Job erledigen.
In der nächsten Kammer läuft alles wie gehabt, allerdings eher wortlos. Nur Bordhund Ole ist tiefenentspannt, lungert auf der Bank und wartet, bis sich wieder jemand um ihn kümmern kann.
Die nächsten drei Schleusungen laufen ohne Probleme. Das Prinzip mit den jeweils zwei Leinen bewährt sich. Zwischen Steffi und mir gibt es keine weitere Auseinandersetzung, sie macht ihre Arbeit perfekt. Die Spannung klärt sich aber auch nicht.
Irgendwann sind wir dann ganz oben, fahren aus der letzten Kammer und legen uns in den kleinen Hafen. Wir wollen noch Wasser bunkern.
Und nun? Soll ich mich entschuldigen, weil ich meine Frau angefahren habe? Erwarte ich eine Entschuldigung, weil sie im Manöver eigenmächtig handeln wollte?
„Steffi, entschuldige, dass ich dich angefahren habe. Du kannst aber nicht einfach die Leine lösen, wenn ich das Gegenteil gesagt habe.“
Fange ich an. Der Zeitpunkt ist aber noch nicht richtig. Sie hasst Schleusen, Manöver auf engem Raum und die Anspannung, die sie dann hat. Das muss erstmal etwas abkühlen. So verschwindet sie nach unten und schnappt sich ein Buch.
Die Kinder nehmen den Hund und laufen mit ihm eine Runde. Ich fange an, Wasser zu bunkern. Das dauert. Währenddessen kommt ein für diesen Kanal großes Berufsschiff und fährt in die Schleuse ein. Das passt haarscharf, und so nah, wie der bei uns vorbei fährt, dürfen da auch keine Fehler passieren.
Etwas später kommt meine Frau wieder auf das Achterdeck. Wir tauschen uns aus: Sie ist ja nun schon lange mit mir unterwegs und weiß, dass der Skipper sagt, was getan werden soll. Und ich weiß lange genug, wie sie mit solchen Situationen umgeht.
Letztlich ist alles wieder gut und wir können die restliche Fahrt genießen. Ohne eine weitere Schleuse für heute.
Das kenne ich sehr gut, oh ja! Meine Steffi heisst Ruth. Das „Problem“ war genau das gleiche. Nur, wir hatten allermeistens nur mit EINER Leine festgemacht. Am Mittelpoller des Schiffs, geslippt auf den Landpoller und an den jeweils breitesten Stellen des Boots je einen grossen Kugelfender, nebst den obligatorischen Flaschenfender. Ziemlich dicht wurde die Leine genommen, aber doch so, dass das Boot ganz leicht etwas schwoien konnte. So kam immer Druck auf einen Kugelfender und die haben das Boot schön parallel gehalten. Mit Bugschraube konnte ich jeweils etwas unterstützen und mit der Hauptschraube die vor- oder rückwärts Drift ausgleichen. Eine Vor- und Achterleine legten wir nur bei sehr engen Verhältnissen und vielen Schiffen in der Schleuse. So schafften wir in den drei Jahren über 1000 Schleusen und hatten nie eine Havarie. Mit mehr als einer Leine hatten wir zu Zweit immer Hektik und Stress und der Mut zur Einleinenlösung hatten wir erst anschliessend entwickelt. Die ESCAPE hatte übrigens auch 25 T Verdrängung. Aber Ende gut, Alles gut ist ja der Beweis, dass ihr es gut gemacht habt.
Hallo Julian auch hier .
Das sehe ich eben so .
In bestens eingespielten Team’s kommt das mal vor,
längere Zeit auf engem Raum .
Wenn ich immer wieder sehe, wie oft Unruhe beim Mitschleusen
benachbarter Boote ausgebreitet wird,
habe ich kein Verständnis .
Da wird planlos rumgemacht, mit BSR unnötig rumgehühnert´
und entgegenbringende Hilfe einfach nicht angenommen .
Im eigenen Familien-Team läuft es wie Schmitz Katze ohne viele Worte .
Und kommen mal ungeplante Änderungen, wird schnell vorher angesagt .
Und das stimmt natürlich, es ist Freizeit, dann mal eine längere Tour,
da kommen mal Ungeduld u.o. Ablenkung mit hinzu .
Als Skipper, egal ob kleines oder großes Boot,
halte ich immer ganz entspannt die Sinne beim Schleusen offen,
falls was unerwartetes eintreten sollte, während die Crew sich mit den
Leinen beschäftigt .
Aber im Fall der Fälle muß es mal vielleicht besonders zügig gehen
und dann wurde meine Stimme auch mal ruppiger .
Aber nach so vielen Jahren konnte es dann im nachhinein doch nie so schlimm sein,
das mich Familie u.o. Freunde über Bord warfen . 🙂
Wir schleusen alle locker und es gehört einfach mit zur Freizeitbeschäftigung .
Ah, 25 Tonnen verdrängt die Julius . Dann hat sich eine Frage,
die ich per BF-PN stellte hier beantwortet .
Grüße an euch alle 4 : TOMMI
Danke für die wunderbaren Fotos unseres „Lieblingskanals“, den wir öfter in beide Richtungen befahren haben. Wir hatten trotz hunderter Schleusungen, auch an größeren Schleusen und Problemstellen, einige Male Probleme. Auch ich hatte Angst vor dem „Aufhängen“. Du kannst Steffi sagen: im Notfall fühlt sich der Schnitt mit dem Messer durch die Leine an, als schnitte man durch ein Papier ! Herzlichst Annemarie Breidenbach
Liebe Annemarie,
herzlichen Dank für deinen schönen Kommentar, den ich auch gleich Steffi gezeigt habe 🙂
Endlich mal einer, der schreiben kann…
Ich habe deinen Bericht über das Festsitzen auf einem Felsen mit Neugier und Mitgefühl gelesen. Wirklich, dein Stil ist gut. Gratulation.
Auch die Geschichte mit der Schleusentreppe bei Göteborg, ich kenne sie zwar, bin sie aber noch nicht gefahren, hat mich von deinem Talent überzeugt. Ich selbst kenne das Thema „Schleusen“ nur zu gut. Bis jetzt habe ich knann 4.000 Schleusen hinter mir, und meistens ging es gut bis sehr gut. Ärger hatte ich nur, wenn ich nicht allein war.
Gruß von Günter, der allerdings ein reiner Binnenschiffer ist.
Wow, danke für das tolle Kompliment! Das freut mich sehr und zeigt mir, dass sich die Arbeit lohnt, die Erlebnisse in solche Geschichten umzusetzen.
Wir sind 2007 durch den Götakanal gefahren und ich war sehr gespannt und angespannt. denn der Kanal heißt auch Scheidungskanal. Aber alles ging gut und wir sind ohne Probleme von Ost nach West durch Schweden gefahren. Es war ein unbeschreibliches Erlebnis. Mittlerweile haben wir viele Schleusen bewältigt, aber der Götakanal bleibt immer noch als anspruchsvolles Programm in Erinnerung
Wünschen Euch weiterhin ein angenehme Tour.
Um Entspannung in Eure „Schleusenbeziehung“ zu bekommen empfehle ich eine Woche mit einem gemieteten Hausboot von der Müritz zur Elbe und zurück über den Müritz-Elde Kanal. 17 Schleusen hin und 17 zurück. Auf der Meklenburgischen Seenplatte kann man als total ungeübter Skipper nach 2 Stunden Einweisung mit einem untermotorisierten, grossen Haus mit einer riesigen Segelfläche(Hauswand) unterwegs sein. Passiert überraschend wenig! Ich habe in Binnengewässern paar Tausend mal Schleusen müssen und habe nie gesehen dass je ein Leinenmesser benutzt wurde! Und erinnern kann ich mich, daß bei den vielen Schleusungen vielleicht 2-3 Mal der Vorgang vom Schleusenwärter gestoppt werden musste! Also alles wirklich halb so wild! Falls mal grössere Schleusen mit Eurem Boot geübt werden sollten…. Über Peenestrom, Stettin mit der Berufschifffahrt nach Berlin und dann über Oder-Spree Kanal wieder zurück! Nachdem man die Schleusen in Finofurt und Eisenhüttenstadt mitgemacht hat kann einen bezüglich Größe und Fallhöhe nichts mehr überraschen. Und die Strecke ist auch wunderbar mit einem Schiff Eurer Größe zu bewältigen!
🙂 Die rationale Sicht ist ja das eine, die gefühlte Gefahr eine andere – ist eigentlich genauso wie bei Höhenangst. Tatsächlich legt sich das vermutlich nur, wenn man es einfach viel öfter macht.
Vielleicht machen wir mal ein paar Wochen in Friesland/Niederlande zur Hochsaison, da gibt’s ja auch einige Schleusen und vor allem viel Möglichkeiten für Manöver auf engem Raum 🙂
„… Friesland ….“ dann aber auch die anderen Provinzen und vor allem in den Polder zwischen Ijsselmeer und den Randmeeren, dann habt ihr auch schön hohe Schleusen zu bewältigen 😉
Wir waren mit der Familie oft dort unterwegs, Die Aufteilung dann ähnlich wie bei Euch, die Kinder vorne wir beide hinten …
Ich habe den Link von einem Kollegen (Segler) bekommen und die letzten Berichte von euch „verschlungen“. Kann mich Günter nur anschließen – super tollen Schreibstil, bin gespannt auf neue Berichte – habe aber ja auch noch genug „alte“ Berichte von euch zum Lesen!
Weiterhin allzeit gute Fahrt und immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel 🙂
Jürgen, danke für das Lob 🙂
Es kommen noch mehr Geschichten – dauert aber, ich brauche dafür einfach Zeit um in Ruhe zu schreiben, das geht im normalen Alltag praktisch nicht 🙁
Moin Julian,
ich habe deinen Artikel ganz amüsiert gelesen. Ich muss zugeben, dass ich eine Ösi-Landratte (aber gebürtig an der Ostsee) mit geringster Erfahrung bin und deshalb haben wir dieses Jahr als Einstieg zu viert (Eltern+ 2 erwachsene Kinder) einen Hausbooturlaub am Canal du Midi in Frankreich gemacht. Und gleich mit 12,5m Boot ohne Bugstrahlruder. Und dann am ersten Tag gleich 24 Schleusen. Nach einer Woche und 62 Schleusen wissen wir so halbwegs wie es geht aber es gibt sicher immer wieder neues zu erfahren. Und da wir alle Greenhorns waren lagen die Nerven bei mir öfters mal blank. Aber wie du sagst, in der Ruhe liegt die Kraft.
Meine erste Schleusung kurz nach dem Bootsführerschein und mit Leihboot (Searay 230) war auch ein Herausforderung – 10m Schleuse mit Nischenpoller. Bei der Rückfahrt und Talschleusung ging der Bootshaken über Bord – zum Glück haben wir ihn wieder eingefangen. Man sollte nie die Verdrängung selbst eines kleinen Sportbootes unterschätzen.
LG,
Christian
Hi Julian,
ich muss bei diesem Bericht an Mela und mich denken. Obwohl wir uns gut im Griff haben, ist das Schleusen mit einem traditionellen Kutter und Unterbesatzung immer ein Erlebnis.
Ich schleuse auch oft allein, wie noch am 30.12. in den Fischereihafen in Bremerhaven. Praktischerweise fehlen zu dieser Jahreszeit oft die anderen Sportskipper, so dass ich die Möglichkeit habe, direkt an der Schleusenwand in die Spring einzudampfen. Ist die Schleuse leer, mache ich es wie der Fischkutter dort, nämlich eingedampft lassen, dann muss man noch nicht mal fieren. Ob das noch gute Seemannschaft ist, weiß ich nicht, wird aber den Umständen gerecht.
Eigentlich wollte ich wegen des Messers schreiben: ich habe immer ein Brotmesser griffbereit, alter Trick eines erfahrenen Nautikers vor einigen Jahren. Damit habe ich tatsächlich schon unsere stegeigene 24mm Festmacherleine durchbekommen, als die Feuerlok im Strom umklappte und ein anderes Boot zu berühren drohte.