Auf der boot 2016 habe ich einige ungewöhnliche Motoryachten gesehen – einige sahen eher wie ein Campingwagen auf dem Wasser aus. Ein neues Konzept aber fand ich bemerkenswert: Diese Steeler Yachts Panorama FF48. Erstmal ist es mutig und sieht völlig anders aus als die typischen Motoryachten. Dabei ist die ungewöhnliche Form kein Zweck an sich, sondern macht – für diesen Einsatzbereich – Sinn und hat seinen ganz eigenen Stil.
Gebaut wird diese Yacht von Steeler Yachts, einer holländischen Werft, die neben den namensgebenden Stahlyachten mittlerweile auch in Aluminium baut. Dieser Werkstoff hat durchaus einige Vorteile: Beispielsweise rostet Aluminium nicht (dafür muss man beim Bau aber sehr gut aufpassen, keine Probleme mit galvanischer Korrosion durch Kombination von unterschiedlichen Metallen zu erzeugen), vor allem aber ist Aluminium leicht und erlaubt es, solche Art Yachten als schnelle Halbgleiter zu bauen.
Steeler Yachts ist auch als Qualitätswerft bekannt, verfolgt aber einen anderen Markt als Privateer Yachts, deren Trawler ich mir angeschaut hatte. Und wie andere Werften auch, sucht Steeler nach neuen Formen und Konzepten, die neue Kundenkreise erschließen könnten. Die Panorama FF48 ist aus dieser Idee heraus entstanden.
Neues Konzept bei Steeler Yachts
Auf der boot 2016 war ich neugierig, ob „neues Konzept“ bei Steeler Yachts wie bei anderen Herstellern mit „Wohnwagen auf dem Wasser“ gleichzusetzen ist, oder ob es auch irgendwas mit „Boot“ zu tun hat.
Der erste Blick von außen macht klar: hier gibt es sicher viel Lebensraum, für viel Wind auf offener See ist das jedoch nichts. Aber das ist wohl auch nicht das Ziel.
Vom Vorderdeck aus gesehen könnte man auf die Idee kommen, auf einem Speedboat zu stehen:
Der Gang nach Achtern führt zu einem Sonnendeck, wie man es auf holländischen Stahl (bzw. in diesem Fall Aluminium) Yachten normalerweise nicht findet. Es ist erstmal – groß. Sehr, sehr groß.
Einen Außensteuerstand im herkömmlichen Sinn gibt es nicht, aber eine Bedienkonsole für Manöver in Häfen oder Schleusen in Form von Gashebeln und eines diskreten Rädchens für die Ruderanlage (roter Pfeil im folgenden Foto):
Dieses Deck ist nicht dafür da, die Yacht unterwegs zu führen. Es ist offensichtlich dafür bestimmt, allerlei gesellschaftlichen Aktivitäten Raum zu geben. Sprich: hier kann man Party machen.
Fahrstand mit Hubdach und Rückfahrkamera
Von diesem Sonnendeck aus kommt man in den eigentlichen Fahrstand, der mittschiffs in einem erhöhten Bereich liegt. Von dort aus hat man durchaus einen guten Überblick – zumindest voraus, nach achtern ist eine Rückfahrkamera hilfreich. Das Dach über diesen Bereich kann angehoben werden, um einerseits im Stehen mehr sehen zu können und andererseits im Sommer „draußen“ zu sein, ohne aber in der direkten Sonne braten zu müssen:
Dieser Fahrstand steht auf einem Podest mitten im Innenraum, so kann man an Steuerbord am Fahrstand vorbei in den vorderen Bereich gehen:
Das bewirkt eine sehr luftige und großzügige Atmosphäre: Der Fahrstand, Pantry und Salon (achtern hinter dem Fahrstand) und der Gang nach vorne sind quasi ein Raum, es wirkt fast wie ein Loft.
An Backbord geht es neben dem Fahrstand zur Gästekabine, oder in diesem Fall das Kinderzimmer wie an der Farbgebung zu erkennen ist:
Diese Kinder-Kabine liegt also halb unter dem Fahrstand, wirkt aber wegen der Höhe trotzdem groß genug.
Der Salon und die Pantry selbst sind natürlich sehr großzügig, und gerade die Kochzeile steht mitten im Leben und lädt dazu ein, gemeinsam zu kochen und nette Abende zu verleben. Ein witziges Detail ist der Bildschirm an der Kochzeile: Dort lässt der Eigner eine Navigationssoftware mitlaufen, damit die Gäste verfolgen können, wo gerade gefahren wird.
Die beiden Sitzgelegenheiten – fast möchte man von Sofa sprechen – stehen sehr weit auseinander. Kann man sich so noch entspannt unterhalten? Das hätte ich anders gelöst.
Im Bug schließlich ist die Eignerkabine:
Auch hier ist der Eindruck: hell und großzügig, trotzdem aber nicht ungemütlich. Ein interessantes Detail auch hier: Die Nasszelle ist im Bug und die Dusche direkt in der Bugspitze:
Damit ist der sich verjüngende Platz im Bug sehr gut ausgenutzt. Auf dem Foto ist noch keine Tür zwischen Kabine und Nasszelle zu sehen – die fehlte schlicht noch.
Vom Salon aus kommt man durch große Schiebetüren auf das Achterdeck, es gibt aber auch sehr massive seitliche Türen:
Über diese schwere Türen habe ich mich zuerst gewundert – das Boot ist ja schließlich nicht für die Hochsee gedacht. Dann aber hat mich die nette Dame von Steeler daran erinnert, dass ich mich mitten im Rumpf befinde, die Tür also Teil des Rumpfes ist und dementsprechend stabil sein muss.
Insgesamt war ich von der Steeler Yachts Panorama FF48 positiv überrascht. Ich persönlich gehöre nicht zur Zielgruppe für dieses Boot, aber wer lieber entspannt cruisen als ernsthafte Seefahrt betreiben möchte findet hier ein wie ich finde erfrischend neues Konzept, was mit Qualität und Stil umgesetzt wurde.
Moin Julian.
Habe mir dieses Boot auch sehr genau angeschaut, finde das Konzept aber nicht stimmig.
Gerade wegen der beiden Rumpftüren ein NoGo für buten (zumal diese Türen nach innen öffnen, also nur der zarte Schlossriegel die Welle halten soll …). Ich habe auch Ausbaudetails gesehen, die man für ein seegängiges Schiff nicht akzeptieren darf.
Für binnen ist das Boot sicher geeignet. Insgesamt eher ein modernes, hübsches Hausboot.
Moin Alexander,
naja, so zart waren die Schlossriegel nicht 🙂 Aber keine Frage, auf der offenen See fühlt man sich mit dem Boot eher bei wenig Wind wohl. Seegehend soll das Schiff auch nicht sein denke ich. Die Zielgruppe liegt eher länger irgendwo und will dann schnell mal von A nach B.