Frischwasser auf dem Boot frisch halten: Mit Zement.

Auf der JULIUS wird Frischwasser in einem Tank gebunkert, der direkt aus dem Rumpf des Schiffes besteht – aus Stahl also. Oben ist er mit Edelstahl abgeschlossen und hat ein Mannloch:

Frischwasser Tank auf dem Boot JULIUS
Frischwassertank auf dem Boot JULIUS

Da steht nun also Wasser ständig direkt auf dem Stahl der Schiffshülle. Das wirft zwei Fragen auf:

  1. Rostet das nicht durch?
  2. Wie bleibt das Wasser frisch?

Vor der Julius kannte ich nur Frischwassertanks aus Edelstahl oder Kunststoff. Mittlerweile habe ich aber gelernt, dass ein Stahltank in der Berufsschifffahrt völlig normal ist und die Antwort auf beide Fragen ganz schlicht lautet: Zement.

Auf der Julius hatte ich gesehen, dass der Vorfilter für das Frischwasser sich langsam mit kleinen, braunen Partikeln zusetzt. Also war es wohl mal an der Zeit, dass ich mir den Tank genauer ansehe – zum ersten Mal übrigens. Der Zugang zum Tank ist in der Pantry, halb unter einer Treppe und halb unter dem Kühlschrank, den ich aber einfach nach vorne ziehen konnte:

Zugang zum Frischwassertank auf dem BootDas Mannloch vom Tank

Der Zugang zum Mannloch ist mit 40 Schrauben fixiert, die auch schon länger nicht mehr bewegt wurden. Dementsprechend war es erstmal gar nicht einfach, die Schrauben zu lösen. Aber wozu sich unnötig anstrengen? Ich habe jede Schraube mit Ballistol eingesprüht und das einen Tag lang einwirken lassen, dann ging es ganz einfach. Ballistol übrigens weil es nicht giftig ist, das fand ich in der Nähe von Trinkwasser besser als ein mineralölbasiertes Mittel wie WD40.

Als der Frischwassertank dann offen war, war ich erstmal positiv überrascht vom guten Zustand: Die Beschichtung war fast überall einwandfrei, bis auf zwei kleine Stellen, eine davon sah so aus:

An einer Stelle ist Zement abgeplatzt und Rost entstanden.
An einer Stelle ist Zement abgeplatzt und Rost entstanden.

Dort war die Zement-Beschichtung offensichtlich abgeplatzt und der Stahl hat angefangen zu rosten. Daher auch die Rostpartikel, die auch am Boden des Tanks zu sehen sind:

Rostpartikel auf dem Boden des Frischwassertanks.
Rostpartikel auf dem Boden des Frischwassertanks.

Sonst war der Tank und das Wasser einwandfrei sauber. Die Rostpartikel sind kein Problem, die werden vom Vorfilter entfernt, und danach kommen noch ein Aktivkohlefilter und eine Behandlung mit UV-Licht.

Zement anmischen und Frischwassertank beschichten

Ich musste nun also nur etwas Zement anmischen und die schadhafte Stelle neu beschichten. Laut Vorbesitzer verwendet man hierfür tatsächlich nur reinen Zement, kein Schnellzement oder sonstige Mischungen:

Einfacher Zement ohne Zusätze.
Einfacher Zement ohne Zusätze.

Den Zement habe ich mit etwas Wasser angerührt, so dass er eine streichfähige, leicht zähe Masse ergibt, die mit dem Pinsel aufgetragen werden kann:

Der Zement angerührt mit Wasser als Beschichtung für den Frischwassertank auf dem Boot.
Der Zement angerührt mit Wasser als Beschichtung für den Frischwassertank.

Dann musste ich die Masse nur noch auf die Stelle auftragen. Und weil ich dafür viel zu viel Zement angemischt hatte, war noch genug übrig, um große Teile des Tanks mit einer weiteren Schicht Zement zu versehen. Auf die schadhafte Stelle selbst habe ich zwei Schichten aufgetragen:

Der Tank mit einer frischen Schicht Zement.
Der Tank mit einer frischen Schicht Zement.

Übrigens wäre es natürlich schlauer gewesen, die Aktion bei leerem Tank zu machen. Aber die Julius soll auch im Winter betriebsbereit sein, und daher wollte ich das ganze Wasser nicht einfach abpumpen, im Hafen ist es momentan schwierig, an neues Frischwasser zu kommen.

Irgendwann im Februar oder März wird der Tank leerer sein, dann werde ich ihn noch mal aufmachen, die Rostpartikel absaugen und noch eine Schicht Zement auftragen.

Und wie frisch hält der Zement das Frischwasser?

Auf der Julius funktioniert die Beschichtung mit Zement sehr, sehr gut. Das Frischwasser, was aktuell im Tank ist, stammt vom September – ist also über drei Monate alt. Und es ist frisch wie am ersten Tag! Im Tank ist kein modriger Geruch, keine Anzeichen von Schimmel, Algen oder sonstiges.

Wenn Du also einen Wassertank aus Stahl hast, kann ich Zement als Beschichtung sehr empfehlen. Ob ich mit meiner neuen Zementmasse nun alles richtig gemacht habe oder nicht, weiß ich natürlich noch nicht. Aber ich denke, so viel kann man da nicht falsch machen, solange die Masse am Stahl haftet.

Beim verschließen des Mannlochs habe ich übrigens jede Schraube und Mutter mit Fluid Film gut eingeschmiert, bevor ich sie eingesetzt habe. So wird das nächste Öffnen des Mannlochs ganz einfach gehen.

 

13 Kommentare zu “Frischwasser auf dem Boot frisch halten: Mit Zement.

  1. Frank Sochmierda

    Hallo Julian,
    hast Du die Stellen, wo die Zementbeschichtung nicht mehr ok war und wo sich etwas Rost gebildet hatte vor dem neu Beschichten entrostet? Wird zwischen Stahl und Zementbeschichtung noch irgend ein Primer verwendet?
    Bei meinem Boot ist der Tank genau so ausgeführt und ich muss das auch bald mal angehen…
    Beste Grüße Frank

    1. Julian Buß

      bei mir waren nur Spuren von Rost zu sehen, keine wirkliche Korrosion. Ich habe da direkt Zement appliziert (dick).
      Grundsätzlich ist bei mir aber ein eine Schicht zwischen Stahl und Zement, ich vermute Epoxy-Primer.

      1. Julian Buß

        Ich muss mich selbst korrigieren 🙂 Auf den Fotos ist ja deutlich Korrosion zu sehen, meine Erinnerung war da ungenau 😀 Trotzdem war es leichter Rost, da war nichts lose, und daher hatte ich dann einfch Zement draufgepackt. Ich weiß, dass ich das in Jahren danach mehrfach inspiziert hatte und die Stelle war dann immer in Ordnung. Dieses Jahre habe ich allerdings noch nicht wieder inspiziert, das muss ich noch machen.

    2. Ludo

      Bei Zement und Stahl/Rost wird kein Primer verwendet, ganz im gegenteil: der Zement haftet viel besser auf leichte angerostete Metalfläche als auf glattes (oder gar geöltes) Metal.
      Viel wichtiger ist der richtige Zement; also: so rein wie möglich, heißt reine Zement oder Zement nr.1.
      Auch wichtig: der erste mal Bunkern nach dem Zementieren ist nur zum spühlen gedacht.
      Also voll machen, Nacht stehen lassen und dann eine Pumpe rein und Tank leer ziehen (nicht übers System); Grund: der Zement macht das Wasser erst mal leicht ’seifig‘, das will man nicht im Leitungen und/oder Bauch haben.
      Danach ist das Wasser sauber, klar, frisch.

      In der Charterfahrt machen wir das schon seit Jahnzehnte so; super Wasserqualität!!

      Schöne Gruß!!

  2. Detlef

    Hi Julian,

    ich habe mal versucht herauszufinden weshalb das Wasser im zementierten Stahltank frisch bleibt, jedoch keine Antwort im Web gefunden.

    Hast Du die Lösung ?

    Beste Grüße
    Detlef/Karlsruhe

  3. Bernd

    genau, durch die hohe Alkalität ca. pH 13 (stark basisch) werden darunterliegende Metalle vor Korrosion geschützt, gleichzeitig halten sich in diesem Milieu keine Bakterien. Wassertanks aus Betonteilen verzichten daher auch auf jegliche Oberflächenbehandlung. Kohle- und UV- Filter sind hier der Hosenträger mit dem Gürtel. Das gleiche Prinzip ermöglicht im statischen Betonbau bei ausreichender Überdeckung den Schutz der Stahlbewehrung. Durch chemische Angriffe z.B. saurer Regen oder Streusalz verändert sich der pH- bis fast neutral. Oft kann man schon rein optisch Abplatzungen am Beton und Rostspuren erkennen. Der Korrosionsschutz ist nicht mehr vorhanden, das Metall rostet und durch die Volumenänderung sprengt es den Beton förmlich auseinander. Man spricht hier von fortschreitender Karbonatisierung. Die Tiefe kann man sogar an einer frischen Bruchstelle mit einem aufgesprühtem Indikator (z.B. Phenolphthalein) messen. Die Stelle des Farbumschlages von lila auf farblos zeigt ab welcher Tiefe es keinen ausreichenden Schutz mehr bietet.

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