Gestern bin ich um 1730 aus Hamburg losgekommen und nach langwieriger Fahrerei erst um kurz vor acht in Damp angekommen. Über zwei Stunden Fahrzeit! Es war viel los auf Hamburgs Straßen.
Nachdem eine Menge Gepäck und diverse Einkäufe zum Boot geschleppt und dort zumindest halbwegs verstaut waren war es kurz nach neun Uhr. Dann noch ein paar Vorbereitungen für den Törn nach Nakskov, und schon war es zehn.
Da am Dienstag (also heute) ab ungefähr elf Uhr der Wind ordentlich auffrischen sollte hatte ich mich dazu entschlossen, lieber früh aufzustehen und die Ostsee bei um die fünf Windstärken zu queren, statt auszuschlafen und dafür sechs Windstärken mit entsprechender See zu haben.
Also klingelte der Wecker um 0415 und um 0429 waren alle Systeme hochgefahren und die Julius bereit zum ablegen.
Wie immer habe ich mich um den Pfahl rausgedreht, was gerade heute notwendig war, damit ich nicht auf die Mauer am Ufer gedrückt werde:
Insgesamt hat sich der Ableger etwas hingezogen, dafür ist aber auch alles glatt gelaufen (Merke die drei goldenen Regeln für gelungene Manöver: 1. Langsam, 2. Langsam, 3. Langsam!). Letztlich bin ich um 0450 dann aus dem Hafen raus gefahren und habe Kurs Richtung großen Belt gesetzt.
Es war dunstig, und schnell verschwanden die Lichter von Damp hinter einer grauen Wand:
Kurz hinter Damp habe ich zumindest noch ein paar Tonnen gesehen, danach aber erstmal: nichts. Kein anderes Schiff, keine Seezeichen, keine Fischerfähnchen, nicht mal Vögel. Das Grau des trüben Morgens hatte mich völlig eingehüllt, und schnell kam das Gefühl auf, ich sei irgendwie der einzige Mensch auf der Welt… was natürlich Unsinn ist. Aber der einzige, der mit dem Schiff zu dieser Zeit in diesem Gebiet unterwegs war, das war ich in der Tat.
Der Vorteil des frühen Aufstehens ist natürlich, dass man auch früh ankommt. ETA war kurz nach 11 Uhr:
Bei Südwest 4 bis 5 hatte ich so 1m bis 1,5m See schräg achterlich. Ententeich ist natürlich entspannter, aber so konnte ich das auch gut aushalten. Die Fahrt an sich war in besten Sinne ereignislos. Die Julius ist vor sich hin gefahren und ich habe zuerst noch etwas gedöst – mit dem üblichen Rundumblick alle paar Minuten natürlich. Außerdem hatte ich eine Alarmzone im Radar (d.h. das Radar gibt Laut, wenn mir irgendwas zu nahe kommt) und das AIS hätte mich vor Berufsschifffahrt gewarnt.
Alle diese elektronischen Augen waren beruhigend, aber letztlich gar nicht nötig, weil ich bis Langeland völlig alleine unterwegs war.
Schon um elf Uhr kam ich dann im Nakskov Fjord an, unterwegs hatte mich der Strom etwas angeschoben und ich war schneller als gedacht. Hinter einer kleinen Insel fiel dann der Anker, der trotz mittlerweile stark aufgefrischtem Wind (5 – 6) auf Anhieb hielt.
Nach einem guten Essen habe ich mich dann erstmal hingelegt und Schlaf nachgeholt. Den Rest des Tages habe ich mit Dingen wie auspacken der gefühlt tausend Gepäckstücke, Update von Seekarten, Austausch des alten Fernsehers gegen ein neueres Modell und ein wenig geschäftlicher Korrespondenz verbracht.
Morgen soll es bis kurz vor dem Bogø Strom gehen, das wird etwas länger als heute: 50 Meilen statt 40. Die Vorhersage spricht von um die 4 Bf aus Südwest bis West. Außerdem bin ich größtenteils in Smålands Fahrwasser, was sehr geschützt ist. Es verspricht also eine recht entspannte Tour zu werden morgen.
Interessant wird, ob ich den direkten Kurs nördlich aus den Inseln heraus nehmen kann:
Da wo der rote Pfeil hinzeigt ist eine Barre, also eine flache Stelle zwischen zwei Fahrwassern. Mit der Xenia bin ich letztes Jahr gut darüber gekommen und hatte notiert „1,1m unter Echolot bei westl. Winde 2-3“, was bei 60cm Einbautiefe des Echolots also 1,7m Wasser macht.
Auf der NV Karte steht dort 1,9m Tiefe. Die Navionics Karte gibt 2m an. Die Julius hat 1,5m Tiefgang – sollte also passen. Wenn nicht, muss ich wieder unten um Enehøje herum, das wäre ein kleiner Umweg.
Ein paar Videos habe ich übrigens auch gemacht, weiß aber noch nicht, ob ich die von hier aus hochladen kann. Wenn ja, reiche ich sie in einem eigenen Blog Eintrag nach.