Von der Rader Insel via Holtenau nach Damp

Was ist es schön, endlich wieder zu Hause zu sein. In der Ostsee:

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Bis dahin war aber noch einige Geduld gefordert. Zuerst aber bin ich am Montag einen Hauch später als am Vortag aufgestanden, nämlich um kurz vor sieben, bin um 0730 ankerauf gegangen und habe den Ankerplatz hinter der Rader Insel bei Rendsburg verlassen.

Das Wetter war ein Traum: Schon Morgens blauer Himmel und Sonne, Sonne, Sonne. Dementsprechend war die restliche Kanalfahrt sehr idyllisch:

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In Brunsbüttel ging die Schleuserei ja erstaunlich schnell, trotz der Tatsache, dass dort nur zwei Schleusen in Betrieb sind. In Holtenau lehrte die Erfahrung geht es immer ziemlich zügig. Aber warum waren auf dem AIS dann fünf Berufsschiffe zu sehen, die wartend vor der Schleuse rumlungerten?

Nach der letzten Kurve bewahrheitete sich dann in der Realität das, was das AIS schon versprach: Stau vor der Schleuse. Wo ich hinblickte, nur große Pötte. Drei auf der rechten Fahrwasserseite vor der Schleuse, zwei auf der linken Fahrwasserseite an den Dalben.

Ich sollte und wollte zum Wartebereich für Sportboote, auf der linken Fahrwasserseite, vor allen wartenden Großschiffen. Dazu ging gerade das Schleusentor auf, wo auch drei Schiffe drohten, entgegenzukommen.

Schwer was los vor der Schleuse also, und ich hatte ein paar interessante Momente, bis ich mich durch die ganzen Stahlberge zum Wartebereich durchgewuselt hatte.

Für Fotos hatte ich daher erst Zeit, als ich in Ruhe meine Kreise zogen konnte. Dann sah es so aus:

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Die Schiffe liefen aus der Süd-Süd Kammer aus, die Nord-Süd Kammer stand offen und ein Segler lief aus. Mit mir warteten noch zwei andere Segler, und wir alle hatten Hoffnung, dass wir in die Nord-Süd einlaufen konnten. Das unterbrochene rote Licht lehrte uns aber etwas anderes.

Dann war die Süd-Süd leer und drei der großen Schiffe liefen in die Kammer ein – zwei lagen dann parallel, was unmittelbar bedeutete, dass Sportboote dort nicht mit geschleust werden. Denn: wenn zusammen mit der Berufsschifffahrt geschleust wird, laufen die Sportboote als letzte ein, aber als erste wieder aus. Wenn nun zwei dicke Schiffe da schon nebeneinander in der Kammer liegen, können Sportboote nicht als erstes auslaufen – ergo kommen auch keine Sportboote mit.

Einer der Segler hatte das aber nicht so gesehen und lief schon in die Zufahrt zur Schleuse – und wurde dann prompt und überaus deutlich vom Schleusenmeister zurückgepfiffen.

Also: effektiv nur eine Kammer in Betrieb, die gerade mit drei Großschiffen vollgepackt. Auf der Seeseite warteten auch schon drei Schiffe, über Funk habe ich mitgehört, dass einer davon Proviant in der Schleuse übernehmen wollte. Dazu die zwei Schiffe, die noch im Kanal warteten.

Das ließ nur eine Schlussfolgerung zu: es wird dauern. Lange.

Also habe ich mich an den Steg, der im Wartebereich ausliegt, gelegt, Maschine ausgemacht und gewartet. Zwischendurch habe ich mit einem kreisenden Segler geklönt, abgewaschen, abgetrocknet, aufgeräumt, E-Mails abgearbeitet, Sachen gepackt, mich gelangweilt, im Internet gesurft, etwas gegessen und die Sonne genossen.

Nach insgesamt 2,5 Stunden war die Süd-Süd dann wieder soweit, dass die beiden Schiffe aus dem Kanal in die Kammer einliefen. Da habe ich mal über Funk gefragt, ob es sich lohnen würde, vom Wartebereich abzulegen. „Jawoll, Julius, das lohnt sich. Ihr kommt mit und macht mit der Steuerbord-Seite fest“ war die Antwort des netten Schleusenwärters.

Also Maschine an und langsam auf die Kammer zugelaufen. Die mittlerweile zehn Segler, die ihre Kreise gezogen haben (nur zwei davon haben auch an dem Steg angelegt) fanden meine Zielstrebigkeit inspirierend und liefen auch langsam auf die Kammer zu.

Es folgte aber kein weißes, unterbrochenes Licht bei dem wir hätten einfahren dürfen. Stattdessen ein rotes, unterbrochenes Licht. Was zum Teufel…. aber schon kam über Funk die Nachricht, dass ein Arbeitsponton aus der Nord-Süd Kammer rausgefahren wird und die Sportboote dann in diese Kammer einlaufen sollen.

Und so kamen wir nach dieser langen Wartezeit immerhin in den Genuss einer exklusiven Schleusung für Sportboote (der Schwimmkram auf dem Foto war bei der Arbeit und zählt nicht).

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Um das klarzustellen: die Schleusenmannschaft versucht für alle die Wartezeit so gering wie möglich zu halten, und wenn nur eine Kammer in Betrieb ist, kommt es eben zu langen Verzögerungen.

Unfassbar dagegen ist, dass mal eben von vier Schleusen nur eine einzige in Betrieb war. Und dann die zweite Kammer bedient werden muss, während dort eine Baustelle ist. Wie man die Infrastruktur der meistbefahrenen Wasserstraße der Welt (!) derart verkommen lassen kann, ist mir ein völliges Rätsel. Aber darüber ist schon genug geschrieben worden, also wieder zu den schönen Seiten der Tour.

Irgendwann ging dann nämlich das Tor auf. Und die Heimat lag wieder vor mir: die Ostsee.

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Um zumindest ein klein wenig Zeit aufzuholen habe ich die Maschine dann mit 1.200 Umdrehungen statt 1.000 laufen lassen, und die Julius lief völlig mühelos mit 7,2 Knoten durch die ruhige Ostsee.

Es war nur wenig Verkehr, und kurz hinter dem Friedrichsorter Leuchtturm konnte ich auf Autopilot stellen und die Fahrt genießen. In der Eckernförder Bucht war der Wind dann ganz weg und die See so glatt, dass sich der Bug der Julius (und ich selbst, der über den Bug guckt) darin spiegelte:

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In Damp angekommen habe ich die Julius dann ganz langsam auf unseren alten Liegeplatz H1 gezirkelt. Viel Platz zum manövrieren ist da nicht. Aber es war ja kein Wind, also lief alles ganz entspannt und langsam ab. Und siehe da, die Julius passt auf den Platz.

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Für den Aufstieg auf den Bug allerdings müssen wir uns noch etwas überlegen. Die hochgezogene Schnauze ist ja bildschön, für das Liegen frontal zum Steg aber unpraktisch. Das ist aber ein lösbares Problem 🙂

Nun sind wir also wieder im gewohnten Revier. Und während andere Reviere auch ihren Reiz haben, finde ich die Ostsee vor allem in dieser Ecke am besten.

Zu Hause ist es eben am schönsten.

2 Kommentare zu “Von der Rader Insel via Holtenau nach Damp

  1. Peter

    Hallo, Klasse geschrieben und Klasse gemacht. Man war dabei und spürte Deine Freude! Wenn ich mal in die Gegend kommen sollte, dann lese ich mir den Bericht nochmal durch und freue mich genauso 😉

    Schöne Saison!

    Gruss aus Mannheim

    Peter

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