Trockenfallen, Zoll, Polizei, Schleusen, Küstenkanal – Von Emden bis Surwold

Gestern waren wir ja zeitig in Emden und haben an einem Steiger von einer Baustelle festgemacht. Bei Niedrigwasser war dort dann nur etwas über einen Meter Wassertiefe – deutlich zu wenig für die Julius.

Aber der Grund besteht aus Schlick, das hatte ich vorab geklärt. Somit konnten wir „trockenfallen“ – was natürlich nicht ganz stimmt, denn rund um das Schiff war durchaus noch Wasser. Aber am Nachmittag, als es Richtung Niedrigwasser ging, merkte ich irgendwann, dass das Schiff sich viel weniger bewegte – vorher war aufgrund des Starkwindes ständig Bewegung im Schiff, obwohl das andere Ufer nur ein paar hundert Meter entfernt war.

Und das war es dann auch schon. Das Schiff war ruhig und sanft etwas in den Schlick eingesunken, sonst ist nichts passiert. So konnte ich erleichtert dem nächsten Niedrigwasser in der Nacht entgegensehen.

Heute am Dienstag sollte es ja nun die Ems hoch und in den Küstenkanal gehen. Das Ziel war das ungefähr 45 Meilen entfernte Surwold, ein ganz kleiner Ort am Küstenkanal:

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Diesen kleinen Hafen hat mir ein netter Mensch aus dem boote-forum emfohlen. Sein Vater ist da Vereinsmitglied und kann uns dann das Tor aufmachen (damit wir nicht eingesperrt sind), denn der Hafen ist an sich natürlich auch noch im Winterschlaf.

Die Ems hoch fährt man sinnvollerweise mit auflaufendem Wasser. Hochwasser Emden war 1121, Hochwasser bei der Schleuse Herbrum, mit der die Ems von den Gezeiten getrennt wird, ist 27 Minuten später, also um 1148. Für die Fahrt bis Herbrum hatte ich 3,5 Stunden geschätzt, also wäre die späteste Abfahrt um 0800. Ich wollte aber lieber etwas vor Hochwasser bei der Schleuse sein, daher war die Abfahrt für 0730 geplant.

Steffi und ich waren dann auch um diese Zeit schon beim lösen der Leinen, als uns ein Mensch vom Zoll (der ja am Steiger direkt nebenan war) zurief: „Ahoi, bitte bleiben Sie fest, ich komme rüber!“

Wer als einziges Sportboot Anfang März in Emden, direkt neben den Niederlanden, mit einem ziemlich holländisch aussehenden Schiff direkt neben dem Zoll festmacht, erregt natürlich Aufmerksamkeit des Zolls. Eigentlich wollten wir los, aber was hilft es?

Also kam der nette Zöllner zu uns und hat gefragt, wo wir denn herkommen. „Aus den Niederlanden“ – „Aha. Ja, denn… haben wir ein paar Formalitäten zu erledigen.“ Seufz. Hoffentlich dauert das nicht zu lange.

Zum Glück war ich vorbereitet. Personalausweise, Kaufvertrag und – ganz wichtig – eine Erklärung vom niederländischen Zoll, dass die Mehrwertsteuer für das Boot bezahlt wurde. Alles hatte ich parat und konnte es dem Menschen in die Hand drücken. Er ist mit den Unterlagen kurz auf seinem Zollboot verschwunden und kam ein paar Minuten später wieder. Dann wollte er noch einen Blick in den Maschinenraum werfen, um zu prüfen ob wir versteuerten weißen Diesel und keinen unversteuerten roten Diesel nutzen. Dann noch kurz die Frage, was wir an Alkohol etc. in den Niederlanden gekauft haben (gar nichts, wir hätten gar keine Zeit dafür gehabt…) und schon hat er uns eine gute Heimfahrt gewünscht.

Somit sind wir mit etwas über 20 Minuten Verspätung losgekommen. Das machte nichts, das Wasser lief immer noch ordentlich auf und hat uns anfangs mit über 10 Knoten die Ems hochgespült. Kurz nach Emden kam die Wasserschutzpolizei von achtern auf und ich dachte schon „die nächsten bitte!“ – aber sie haben uns nur mit ordentlich Geschwindigkeit überholt und hatten wohl was anderes zu tun.

Erstmal zumindest.

Denn eine Stunde später kamen sie uns auf ihrem Rückweg in gemütlicher Marschfahrt entgegen, fuhren vorbei, guckten uns aus dem Fenster an – und wendeten. Nun waren wir bei dieser Strömung nicht in der Position, das Schiff zum Stillstand zu bringen. Also habe ich nur möglichst kleine Fahrt gemacht (bei der Strömung immer noch fast fünf Knoten) und das Waschpo-Boot kam nah achtern auf und rief herüber, dass sie gerne den Sportboot-Führerschein sehen würden. Na, das ist doch die leichteste Übung!

Ich blieb am Ruder und Steffi hat meinen See- und Binnenschein geholt und dem Polizisten in eine an einem langen Stock befestigte Tasche gesteckt. Damit ist er dann kurz verschwunden und kam kurze Zeit später zurück, hat die Scheine zurückgereicht und uns eine gute Weiterfahrt gewünscht (nachdem Steffi noch ein paar charmante Worte mit ihm gewechselt hat). Das alles wie gesagt bei fast fünf Knoten Fahrt. Aber der Steuermann des Waschpo-Bootes verstand sein Handwerk und kam uns nicht einmal zu nahe.

Dann blieb erstmal eine schöne Fahrt die Ems hinauf, vorbei an der wirklich imposanten Meyer-Werft in Papenburg bis zur Schleuse Herbrum.

Ein wenig gewundert hatte ich mich, als sich gegen 1030 schon ein leichter Strom gegenan bemerkbar gemacht hatte. Wie kann das sein, wenn erst um 1148 Hochwasser ist? Flussfahrt-Anfänger wie ich bin hatte ich nicht daran gedacht, dass ja auch die Ems selbst fließt und entsprechende Strömung bergab, also Richtung Nordsee, hat. Und kurz vor Hochwasser kommt die Tide zum Stillstand, so dass sich die Fließgeschwindigkeit der Ems bemerkbar macht – das war der Gegenstrom.

Aber die Schleuse war nahe, und die Julius hat ja nun wirklich eine starke Maschine. Also habe ich etwas mehr Gas gegeben und wir waren immer noch mit 7 Knoten unterwegs – gegen mittlerweile über einen Knoten Strom bis Herbrum:

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Auch die deutschen Schleusenwärter waren nett, und so durften wir schnell zusammen mit der „Octopus“, einem Binnenschiff, schleusen. Der Anleger in der Schleuse war wieder nicht preisverdächtig (höchstens für die goldene Himmbeere), aber wir lernen halt noch.

Kurz nach Herbrum wartete schon die nächste Schleuse, und so machte es keinen Sinn, die Octopus zu überholen. Obwohl es mit nur etwas über 4 Knoten die Ems entlangtuckerte. Und der Binnenschiffer wusste auch, warum. An der nächsten Schleuse waren nämlich noch andere Schiff, die vor und dran waren. Wir konnten dann aber wieder zusammen mit dem Octopus schleusen, und dieses mal gelang das Festmachen in der Schleuse auch sehr gut.

Weiter ging die Fahrt die Ems hinauf und dann in den Küstenkanal:

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Auch hier bummelten wir hinter der Octopus mit um die 4 Knoten, denn auch bei der nächsten Schleuse gab es eine Wartezeit. Inzwischen war das morgentliche schöne Wetter durch Regen bei 6 Grad abgelöst worden. Und die Brücken am Küstenkanal sind leider nur 4,5m hoch, so dass wir den Geräteträger heruntergeklappt lassen mussten und nicht mehr rundherum geschützt waren.

Ich hatte überlegt, von drinnen zu steuern – aber am Innensteuerstand ist die Sicht schon etwas eingeschränkt, das ist mehr etwas für die offene See, wo sowieso nicht viel los ist. Also blieb ich am Außensteuerstand und bekam heiße Beaked Beans und heißen Tee serviert.

Nach der dritten Schleuse bei Dörphof hat die Octopus dann Pause gemacht, und bis Surwold war keine Schleuse mehr auf dem Weg, also konnten wir wieder Gas geben und kamen dann schnell bei Surwold an. Die Einfahrt zum Hafen ist etwas eng, aber völlig windgeschützt und ohne Strömung, also konnte ich die Julius ganz langsam durch die Einfahrt in den Hafen und an einen Platz zirkeln. Das war gegen 1600, und dann war es auch wieder genug für heute.

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Fotos von heute:

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Ein gut gelaunter Skipper – könnte auch ein Werbefoto für Rymhart Troyer sein

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Meyer Werft 1

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Meyer Werft 2

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Auf der Ems hinter Papenburg

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Enge Einfahrt 1

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Enge Einfahrt 2

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Im Yachthafen Surwold

3 Kommentare zu “Trockenfallen, Zoll, Polizei, Schleusen, Küstenkanal – Von Emden bis Surwold

  1. Volker

    Spannender Fahrtbericht! Da kriegt man direkt Lust, auch mal im Winter loszufahren. Warum eigentlich immer nur im Sommer Bootfahren?

    Übrigens: Der Ort heisst Surwold (ohne r), hat nix mit „world“ zu tun – obwohl das ja mal was wäre!
    Surwold – oder suur woold – heisst nix anderes als „Saurer Wald“ auf hochdeutsch.
    😉

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