Führen eines Logbuchs: Papier? Elektronisch? Auf dem PC, Tablet oder Smartphone?

Seit über vier Jahren – seitdem ich die MY Xenia habe – bin ich auf der Suche nach dem für mich optimalen Weg, ein Logbuch zu führen.

Eigentlich ist das ja sehr einfach: man kauft ein vorgedrucktes Logbuch z.B. bei Toplicht und trägt dann bei jedem Törn die gewünschten Daten ein.

Mich haben die vorgedruckten Logbücher aber letztlich nicht zufriedengestellt. Denn ich scheine andere Anforderungen und Berürfnisse zu haben als sich die Autoren von vorgedruckten Logbüchern vorstellen. Nach diesen vier Jahren jedenfalls kann ich meine Anforderungen nun wie folgt zusammenfassen:

1.) Stammdaten

Am Anfang des Logbuchs möchte ich grundlegende Informationen zu dem Schiff unterbringen: Länge, Breite, Höhe, Tiefgang, Maschinenanlage etc.
So habe ich einen definierten Ort, wo diese Daten stehen und wenn einer fragt, kann ich ggf. schnell nachgucken.

2.) Törndaten:

Ich habe ein Navigationsprogramm (CoastalExplorer) auf dem Rechner, das ständig läuft (die MY Xenia ist ja ein Motorschiff, daher habe ich unterwegs quasi unbegrenzt Strom). In diesem Navigationsprogramm wird der Track automatisch mitgeloggt, daher muss ich keine Positionsmeldungen in das Logbuch eintragen.

Ich trage in das Logbuch zu Beginn und Ende des Törns ein, und sonst nur wenn unterwegs etwas besonderes passiert erfolgt eine Zwischeneintragung.

Bei mir besteht ein Eintrag aus:

– Datum und Uhrzeit
– Windrichtung, Windstärke, Bewölkung/Regen/Neben und Luftdruck
– Ereignis (Abfahrt und Ziel, Ankunft oder ein wichtiges Ereignis zwischendurch) und ggf. Bemerkungen
– bei Ankunft: zurückgelegte Entfernungen und Dauer des Törns (d.h. die Maschinenstunden)

3.) Tourdaten:

Eine Tour (z.B. ein Urlaub) ist eine zusammenhängende Folge mehrerer Törns.
Am Ende der Tour zählen ich die Seemeilen und Maschinenstunden der Törns zusammen.

4.) Tanklog:

Bei jedem Bunkern von Diesel notiere ich das Datum und die gebunkerte Menge.

5.) Peillog:

In der Regel nach einer größeren Tour stelle ich fest, wie viel Diesel noch in den Tanks ist und notiere:

– Datum
– Liter Bb-Tank, Liter Stb-Tank, Liter gesamt
– gefahrene Seemeilen seit der letzten Peilung
– gefahrene Maschinenstunden seit der letzten Peilung
– Verbrauch als Liter pro Seemeile und Liter pro Stunde

6.) Maschinenarbeiten:

Arbeiten oder Auffälligkeiten an der Maschinenanlage dokumentiere ich mit Datum und stichwortartiger Beschreibung. So brauche ich mich nicht auf mein Erinnerungsvermögen verlassen um festzustellen, wann welche Arbeiten gemacht wurden und ob neue Auffälligkeiten ggf. damit zusammenhängen.

7.) Ständige Kontrollen:

Die Maschinen sind für ein Motorschiff verständlicherweise sehr wichtig und müssen daher gepflegt und überwacht werden, um sich anbahnende Probleme rechtzeitig zu erkennen.

Im Einzelnen prüfe ich häufig (ungefähr allel 20 Maschinenstunden): Öl, Kühlwasser und das Getriebeöl.

Jede dieser Prüfungen und das Ergebnis halte ich mit Datumsvermerk fest (z.B. „Öl Bb ok“ und „Kühlwasser 3/4“). Wenn nach 4 Eintragungen mit „Öl ok“ eine Eintragung „Öl 8/10“ kommt ist klar, dass irgendwo Öl verloren wurde und dass da ein Problem bestehen könnte.

8.) Regelmäßige Kontrollen:

Verschiedene Dinge an Bord möchte ich in regelmäßigen Intervallen prüfen, z.B.:

– Spannung und Zustand von Keilriemen
– Funktion von Taschenlampen und Rettungsblitzen
– Prüfdatum von Rettungswesten und Feuerlöschern
– Zustand und Vollständigkeit von Rettungsmitteln

und so weiter. Dafür gibt es Log, wo alle diese Prüfungen mit ihren Intervallen und dem Datum der letzten Prüfung und ggf. Bemerkungen aufgeführt sind.

Was ich nicht in das Logbuch eintrage

Viele Sachen, die andere Bootseigner im Logbuch festhalten, werden bei mir anders gelöst:

  • Persönliche Notizen und Informationen zu Häfen, Ankerplätzen etc. (dafür führe ich eine private Internetseite, Ankerplätze notiere ich bei ankerplaetze.info und Hafenführer gibt es ansonsten sowieso zu hauf)
  • Aufgaben für das Winterlager (notiere ich in einer ToDo App auf dem iPhone oder iPad)
  • Einkaufsliste für Bootsgegenstände (notiere ich ebenfalls elektronisch)

Meine formalen Anforderungen an das Logbuch

Die oben beschriebenen 8 Punkte möchte ich also in irgendeiner Art Logbuch festhalten. Aber wie?

Der erste Schritt zum Auswählen einer Lösung ist die Formulierung der Anforderungen. Was muss das Logbuch also für mich leisten?

  1. Strukturierte Aufnahme aller meiner 8 oben beschriebenen Datenarten
  2. Leicht zugänglich, schnell verfügbar um stets schnell und unkompliziert Eintragungen machen zu können
  3. Erweiterbarkeit, so dass ich auch bisher nicht berücksichtigte Daten sauber und strukturiert eintragen kann.
  4. Einfache Jahresendbetrachtung (z.B. Summierung der gefahrenen Meilen, Durchschnittsberechnung des Verbrauchs)

Die erste Entscheidung: Papier oder elektronisch?

Die Anforderungen 1 und 2 sind problemlos mit einem papierbasiertem Logbuch zu erfüllen, 3 und 4 nicht: ein einmal auf Papier gedrucktes Layout kann nicht mehr nachträglich verändert werden, und Summierungen sind auf Papier immer manuell zu machen.
Das Logbuch muss auch kein offizielles Dokument sein, eine Original-Unterschrift ist daher nicht notwendig.

Also entscheide ich mich für eine elektronische Variante.

Zweite Entscheidung: welche Geräteart?

Ich habe – neben einem MFD – eine PC basierte Navigationslösung, d.h. konkret betreibe ich ein Notebook am Steuerstand. Das läuft unterwegs durchgehend und würde sich daher auf den ersten Blick auch für das Führen eines Logbooks anbieten.

Aber wann führe ich Maschinenwartungen, Peilungen oder Kontrollen durch? Das passiert nicht unterwegs, dann wird das Notebook in der Regel ausgeschaltet sein und ich müsste es für eine Eintragung in das Logbuch wieder anschalten. Natürlich ist das keine große Hürde, aber es erschwert die Zugänglichkeit doch und macht es insgesamt etwas unbequem.

Und was ist im Winter, wenn ich wenig fahre und mehr Arbeiten am Schiff mache? Dann sitzt das Notebook meistens zu Hause warm und trocken, und ich müsste mir merken, was ich in das Logbuch eintragen möchte bis ich zu Hause bin. Das ist unbequem und vor allem fehleranfällig.

Als Tablet und Smartphone habe ich ein iPhone und ein iPad, diese beiden Geräte kommen also auch für das Führen des Logbuchs in Frage. Das iPhone habe ich wirklich immer dabei und parat, und es ist auf Knopfdruck sofort betriebsbereit. Das iPad hatte ich bisher bei Winterarbeiten nicht immer mit, das wäre aber einfach zu ändern, und im Sommer habe ich das iPad auch immer dabei.

Die logische Entscheidung ist daher: Tablet und / oder Smartphone.

Dritte Entscheidung: fertige App oder eine eigene Lösung?

Es gibt eine Reihe von Apps für iPhone und iPad zum führen eines Logbuchs. Die meisten davon sind für Segler gemacht, und fast alle umfassen nur Törninformationen. Einzig die Boating-Suite kommt meinen Anforderungen recht nah, aber perfekt ist sie auch nicht.

Dazu kommt die Überlegung, dass es in Zukunft ein Problem sein könnte, alle Logbuch-Daten in einer App eingeschlossen zu haben. Was ist, wenn die App nicht mehr weiterentwickelt wird? Kann man die Daten aus der App exportieren und in eine andere importieren? Wohl eher nicht.

Also: eine eigene Lösung wäre am besten.

Die eigene Lösung auf dem Tablet und Smartphone – aber wie? 

Ich bin grundsätzlich vom Fach und wäre in der Lage, mir eine eigene App zu bauen. Aber will ich mir derart viel Arbeit machen? Ganz klar: nein. Das muss auch einfacher gehen.

Und die Lösung liegt eigentlich ganz nah! Bei allen iOS Geräten ist die App „Numbers“ dabei. Das ist sozusagen Excel für das Tablet und Smartphone, nur nicht so kompliziert und viel hübscher gemacht.

Mit Numbers habe ich mir innerhalb von weniger als eine Stunde Tabellen gebaut, in denen ich alle gewünschten Daten eintragen kann. Inklusive diverser automatischer Berechnungen.

Diese Tabellen werden automatisch zwischen meinem iPad, dem iPhone und sogar meinen Rechnern zu Hause synchronisiert. Ich muss nichts dafür tun.

Das bedeutet:

  • In Numbers kann ich mir die Tabellen so bauen, wie ich sie haben will.
  • Ich kann die Tabellen jederzeit erweitern.
  • Die Tabellen haben automatische Berechnungen (z.B. Summierung von Meilen oder eine Verbrauchsermittlung).
  • Ich kann die Tabellen auf jedem Gerät einsehen und bearbeiten: iPad, iPhone, Notebook und dem Rechner zu Hause.
  • Eintragungen in das Logbuch kann ich also regulär mit dem iPad machen, und wenn das mal nicht verfügbar ist, auch mit dem iPhone.
  • Auswertungen kann ich auf einem großen Bildschirm zu Hause machen.
  • Ein Backup ist immer vorhanden, weil die Tabellen halt automatisch auf mehrere Geräte synchronisiert werden.
  • Bei Bedarf kann ich die Tabellen auch auf Papier drucken (wüsste aber momentan nicht, wofür).

Nach aktuellem Stand sieht das aus, als wäre das die optimale Lösung für mich.

Und so sieht das konkret aus

Hier habe ich mal ein paar Screenshots von den leeren Tabellen auf dem iPad:

2014-01-16 at 21.18.202014-01-16 at 21.35.502014-01-16 at 21.19.22 2014-01-16 at 21.19.38 2014-01-16 at 21.19.42 2014-01-16 at 21.19.47 2014-01-16 at 21.19.54 2014-01-16 at 21.20.14

Mal sehen, wie sich diese Lösung bewährt – ich bin aber zuversichtlich.

Update 26.2.2014: hier meine Numbers-Dateien als Download zur freien Verwendung!
Logbuch als Numbers Dateien für iOS Geräte oder Mac

Update 19.3.2016: Die Numbers Tabellen waren nicht schlecht, seit letztem Jahr setze ich nun aber Ninox ein (https://ninoxdb.de/ninox/de). Damit habe ich auf dem iPad eine eigene Datenbank gebaut, in der ich das Logbuch und andere Schiffsdaten sehr einfach verwalten kann.

 

8 Kommentare zu “Führen eines Logbuchs: Papier? Elektronisch? Auf dem PC, Tablet oder Smartphone?

  1. Jens-Peter Bax

    Moin Julian,
    also ich kann die Dateien nicht öffnen. Ich weiss nicht, ob es Anderen auch so geht.
    Verwendest Du diese LOG Dateien überhaupt noch, oder benutzt Du für die Julius schon etwas Neues?

    LG Jens

  2. Julian Buß

    Moin Jens-Peter,

    stimmt, ich konnte die Dateien auch nicht mehr öffnen – das aktuelle Numbers scheint damit nicht mehr zurecht zu kommen. Ich habe den Beitrag aktualisiert: Numbers verwende ich nicht mehr, sondern Ninox (https://ninoxdb.de/ninox/de/). Damit habe ich mir eigene kleine Datenbanken gebaut, was sehr einfach geht.

    Letztes Jahr hat das sehr gut und zuverlässig funktioniert, und dieses Jahr werde ich weiter mit Ninox arbeiten.

  3. Jens-Peter Bax

    Moinsen,

    Ich hab mir dann selber eine Numbers Sheet angelegt.
    Nur, warum ist Numbers für iPad kostenlos und die MAC Version kostet 20 Ocken…

    Naja, für meine 2-3 Seetörns dieses Jahr wird es reichen.

    LG Jens

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.