Eines vorweg: wenn ich hier von Motorboot spreche, dann rede ich von langsam fahrenden, wenig verbrauchenden und seegängigen Verdrängerbooten, sogenannten Motorkreuzern. Ich rede nicht von italienischen Designer Gleitern, die schnell, laut und kraftstoffverschwendend sind.
Eigentlich bin ich Segler
In meiner Kindheit und Jugendzeit bin ich nur gesegelt. Ich war auf dem Segelboot bevor ich laufen konnte, meine Eltern hatten lange Zeit ein Segelboot und in jeden Ferien haben wir große Törns gemacht.
Segeln ist super: die Ruhe, das direkte Erlebnis der See und der Natur, der sportliche Aspekt. Außerdem schaukelt ein Segelboot in den meisten Situationen nicht so sehr wie ein übliches Motorboot.
Trotzdem haben wir nun ein Motorboot, und sind auch noch glücklich damit. Warum?
Segelboot oder Motorboot – Vor- und Nachteile
Das ist ganz einfach: Weil wir pragmatisch diverse Vor- und Nachteile der Frage „Segelboot oder Motorboot?“ abgewägt haben.
Es fing damit an, dass meine Frau keinerlei Bezug zu Booten hatte. Viele Jahre lang haben wir in den Sommerferien Boote in Irland oder den Niederlanden gechartert, und das waren immer: Motorboote.
Einfach weil es in Irland nichts anderes gibt, und weil es mit einer Frau, die nicht segeln kann, und damals noch sehr kleinen Kindern die bequemere Variante war. So haben wir aber vorurteilsfrei mitbekommen, welche Vor- und Nachteile Motorboote haben. Als dann das eigene Boot langsam Thema wurde, hat uns das beim abwägen enorm geholfen.
Vor und Nachteile vom Motorboote gegenüber dem Segelboot
Zusammengefasst waren bei uns folgende Argumente ausschlaggebend:
- Beherrschung des Bootes auch durch den Partner: Für mich ist es unabdingbar, dass auch meine Frau mit dem Boot so umgehen kann, dass sie Notsituationen alleine meistern kann. Und die Beherrschung eines Segelbootes ist für jemanden, der nicht von klein auf gesegelt hat, erheblich komplexer als ein Motorboot. Bei uns hieß das konkret, dass bei einem Segelboot ich der einzige gewesen wäre, der es wirklich beherrscht hätte.
- Platz an Bord und Bequemlichkeit: Ein Motorboot bietet erheblich mehr Platz unter Deck als ein Segelboot gleicher Größe. Das ist vielleicht kein KO-Kriterium, aber für eine vierköpfige Familie auch nicht unwichtig.
- Arbeitsaufwand bei Pflege, Wartung und Winterlager: Bei einem Motorboot entfällt der Mast und das ganze Segelequipment und macht dementsprechend weniger Arbeit im Winterlager.
Dagegen steht Mehraufwand für die Wartung der größeren Maschinen – da aber auch Segelboote heute meist 40 – 50 PS Maschinen haben, ist das in der Praxis kaum ein Unterschied. - Kraftstoffverbrauch: Hier liegt natürlich das Segelboot weit vorn. Allerdings muss man feststellen, dass auch sehr viele Segler, wenn sie mal ganz ehrlich sind, unter dem Strich ca. 25% der Zeit unter Motor verbringen.
Trotzdem verbrauchen sie natürlich noch immer weniger Kraftstoff als ein echtes Motorboot. Wenn man es sich allerdings um einen effizienten Verdränger handelt, dann ist der Kraftstoffverbrauch absolut verschmerzbar. Hier mal eine Beispielrechnung: Unsere JULIUS verbraucht bei Marschfahrt von ca. 6,5 Knoten um die 1,2 Liter pro Seemeile.
Nehmen wir mal an, dass wir in einem Sommerurlaub 500 Meilen zurücklegen, dann wären das 600 Liter Diesel, den ich auf Helgoland für unter einem Euro pro Liter bekomme.
Anders ausgedrückt: Weniger als 600 Euro für einen dreiwöchigen Sommerurlaub. Jeder muss selbst überlegen, ob das für ihn angemessen ist oder nicht. Für uns jedenfalls ist das in Ordnung.
Zumal hier auch erwähnt werden muss, dass Segel und das ganze zusätzliche Segelequipment in Anschaffung und Unterhalt ja auch Geld kosten. Letztlich gilt: Ob Segelboot oder Motorboot, Geld kosten beide Varianten.
- Lautstärke / Betriebsgeräusche: Auch hier ist das Segelboot natürlich im Vorteil. Wenn die Maschine aus sind und man segelt, hört man nichts außer dem Wind und dem Wasser.
Das gibt es so beim Motorboot nicht. Aber: bei einem Motorboot wie der JULIUS kann man durch Lärmdämpfung und -dämmung eine erhebliche Verbesserung der Betriebsgeräusche erzielen.
Wir haben momentan im Innensteuerstand bei Marschfahrt um die 60 dB Lautstärke, dabei kann man sich ganz normal unterhalten und niemand empfindet es als störend, auch nach mehreren Stunden noch nicht.
Und im Außenbereich hört man die Maschinen fast gar nicht. - Schaukelei: Dem Motorboot fehlt die stabilisierende Wirkung des Segels, wenn die Wellen seitlich kommen. Die JULIUS hat Stabilisatoren, durch die Rollbewegungen deutlich gedämpft werden.
Aber auch mit dem vorherigen Schiff, der Xenia, war auch frischer Wind auf der Ostsee kein Problem. Wenn die Wellen zu sehr von der Seite kommen, konnten wir immer noch kreuzen. - Akzeptanz innerhalb der Familie: Das war letztlich der wichtigste Punkt. Vor allem dadurch, dass der Komplexität des Segelns in meiner Familie erheblicher und berechtigter Respekt entgegengebracht wurde, war die Akzeptanz eines Motorboots von Anfang an erheblich höher.
- Lange Schläge: Wir sind keine Rentner und damit ist unsere Zeit im Urlaub begrenzt. Um trotzdem auch weiter entfernte Ziele zu erreichen, müssen wir also auch mal lange Schläge machen: 12 Stunden, 20 Stunden oder noch länger, über Nacht, bei Kälte, bei Regen – mit einem Boot wie der JULIUS ist das alles kein Problem. Der Autopilot macht die Steuerarbeit, wir wechseln uns mit der Wache ab – und kommen ausgeruht, satt und entspannt am Ziel an.
- Weniger Abhängigkeit vom Wetter: Regen, Kälte, Windrichtung – das alles spielt für uns keine Rolle, wir können trotzdem fahren. Nur die Stärke des Windes kann wichtig sein, je nach Seegebiet.
Das sind Punkte, die für uns wichtig sind – die Entscheidung ob Segelboot oder Motorboot muss aber jeder selbst treffen.
In jedem Fall halte ich von der prinzipiellen Abneigung einiger Segler gegen alles, was nach Motorboot aussieht, nichts.
Vielen Dank füer diesen guten Beitrag. Sie haben die wichtigsten Vor- und Nachteile eines Motorbootes erwähnt, die nicht für jeden so offensichtlich sind. Sehr oft müssen wir unseren Ansprechspartnern oder Kunden ähnliche Argumente vor dem Fauf eines Bootes (als Segel- oder Motorboot) vorstellen. Zusammenfassend würde ich noch zugeben, dass Motorboote leichter zum Bedienen sind. Für einen Boot-Einsteiger würde ich deshalb immer ein Motorboot empfehlen.
Toller Artikel, zumal ich mir gerade auch die Frage stelle. Habe vor 30 Jahren segeln gelernt, dann Pause und nun seit einem Jahr ein Sportboot. Klein, schnell, laut, verbrauchsintensiv und leider ohne Kabine. Werde auch älter und hätte dann doch auch gerne eine Kabine. Langsamer Verdränger kommt für mich nicht Frage, ist mir zu nervig. Nun besann ich mich auf meine damaligen Erfahrungen als Segler. Komme damit zwar nicht eher an als mit einem Verdränger, aber wie heißt es doch – Der Weg ist das Ziel. Werde mir also zunächst jemanden suchen, der meine Frau und mich auf einem Segeltörn mitnimmt. Dann sehen wir weiter.
Danke für den klasse Blog! Der Artikel bringt das wesentliche auf den Punkt. Grade der Einwand, dass zur Not auch eine unerfahrene Person eingreifen kann, ist für mich ein wesentlicher Vorteil eines Motorboots. Wir sind uns noch ein bisschen unschlüssig, haben uns aber bei einem hiesigen Motorboot Anbieter (http://www.wassersportzentrum.com) nach einem gebrauchten Boot umgesehen (kosten ja auch ein bisschen was…). Wir sind mal gespannt wo uns die Reise hinführt. Haben Sie noch einen Tipp für uns, wo man günstig an ein gebrauchtes Boot kommt? Kennen Sie zufällig den Anbieter? Herzliche Grüße!
Ich würde bei den üblichen Gebrauchtbootsbörsen gucken, da muss man dann aber etwas Ahnung haben oder jemanden haben, der Ahnung hat, um Schrott von Gut unterscheiden zu können.
Stahlverdränger gibts ohne Ende in den Niederlanden.
Hallo Julian,
wie vorgewarnt habe ich eine erste Frage, auf die ich bisher im Internet keine befriedigende Antwort finden konnte. Ich plane ja auch in naher Zukunft einen Stahlverdränger zu kaufen… Größe 10 – 12 Meter. Meine Frage an Dich ist… wie viel Leistung braucht so ein Schiff?
Es werden ja so viele verschiedene Stahlschiffe angeboten (viele in Holland) aber die haben meiner Meinung nach sehr wenig Leistung. Viele weit unter 100 PS…!
Ich wohne am Rhein in der Nähe von Wesel und muss ja auch gegen den Strom ankommen (ähnlich wie Du auf der Elbe). Was rätst Du mir, welche Leistung sollte man mindestens haben? Ich weiß das Deine Xenia 2 Motoren hat, die Julius eine Maschine… was rätst Du mir auch in dieser Hinsicht wonach in Ausschau halten sollte?
Viele Grüße und weiterhin gute Fahrt 😉
Ralf
Hallo Ralf,
zwei Kennzahlen: die JULIUS hat 160 PS (aus 8,5 Liter Hubraum) bei 25 Tonnen Verdrängung (beladen), die Xenia hatte 2 x 90 PS bei ca. 15 Tonnen. Die JULIUS ist mehr als ausreichend motorisiert!
Der typische 12m Holländer mit 60 PS Peugeot Diesel reicht für ein Binnenrevier ohne Strömung völlig aus, für Strömung oder Wind & Welle sollten aber Reserven da sein, 100 PS oder mehr.
Achte auch auf den Hubraum und die Drehzahl. Viel Hub bedeutet großes Drehmoment, das ist gut beim manövrieren. Langsame Drehzahl bedeutet angenehme Fahrt wg. angenehmer Geräuschkulisse. Auf der Xenia drehten die Mercedes OM-312 mit über 2000 Umdrehungen bei 6 Knoten, auf der JULIUS dreht der DAF mit 1100 Umdrehungen bei 6,5 Knoten.
Grundsätzlich kann ein Stahlverdränger kaum schneller als seine Rumpfgeschwindigkeit (siehe Wikipedia) fahren, daher macht zu viel Leistung auch keinen Sinn. Also 300 PS oder sowas in einem 12m Stahlverdränger sind völliger Unsinn.
Viel Erfolg beim weiteren stöbern 🙂
Hallo Julian,
vielen Dank für die nützlichen Informationen… ich dachte mir schon das Hubraum durch nichts zu ersetzen ist… ich war jahrelang Biker 😉 (8,5 Liter bei der Julius ist schon recht beachtlich :-))
Es ist gut zu wissen mit welcher Leistung ich mich zufrieden geben kann, einige Schiffe, die ich gefunden habe, liegen zwischen 100 und 120 PS… das sollte dann Ok sein.
Auf jeden Fall kann ich mit Deiner Aussage wirklich was anfangen und habe Werte die ich bei meiner Suche berücksichten werde. Ich zwinge mich auch, (oder besser ich muss mich zwingen :-)) in Ruhe zu suchen und Geduld aufzubringen, bis ich das Passende gefunden habe.
Ich werde mir weiterhin bei Dir Rat holen, den ich auch dringend nötig habe… 😉 vielen Dank für Deine Hilfe.
Viele Grüße
Ralf
Hallo Julian, wir planen gerade eine Pedro Donky 37 zu kaufen.
Sie ist sooooooo schön und die ganze Familie hat sich in das Schiff verliebt. Da wir auch Nord-u. Ostsee bereisen wollen, sind wir froh einen Steyer 250 PS in dem Halbgleiter zu haben. Was hältst Du von dieser Konstelation?
Gruß
Michael
Hallo Michael,
klingt doch gut. Pedro hat m.E. nach gute Boote gebaut, 250 Pferde hören sich nach einer guten Motorisierung an. Mit Steyer habe ich persönlich keine Erfahrungen, aus Erzählungen habe ich aber gehört, dass das gute Maschinen sind.
Also viel Spaß mit dem Dampfer und gute Fahrt auf der See!
Hallo Julian, eigentlich dachten wir, „der Drop ist gelutscht“ und wir haben unser Boot bereits gefunden (sieh Pedro/Donky37)! Doch plötzlich ist uns doch noch ein Schiff aufgefallen, dass auch sehr interessant sein könnte. Ein Stahlverdränger / Alm Kotter 1170, der in 014 ein komplettes Refit erfuhr und nun zum Verkauf aussteht. Kannst Du mir einen Tip geben, welche der beiden Schiffe das geeignetere für Nord-und Ostsee ist? Sie sind beide etwa 37/39 ft. und 14 bzw. 19 Jahre alt. Die Pedro ist ebenfalls in der Pedro Werft komplett überarbeitet, also vom Zustand vergleichbar. Das einzige Manko bei der Pedro ist die Aufteilung, da müssten wir einen, für uns gr. Kompromiss bezüglich der Kojen eingehen. Der Alm Kotter dagegen ist perfekt für uns gemacht. Er ist mit Teak vollausgestattet und kommt sehr schiffig daher. Die Motorisierung ein DAF 615 6 Zyl. 6,2 ltr mit 135 PS, sollte dem Kottr genug Schub verleihen. Mich macht er jedenfalls jetzt schon schwindlig.
Ist es eine Bauchentscheidung oder kennst Du Gründe, die gegen den Kotter sprechen.
Gruß
Michael
Hallo Michael,
ich schreibe Dir gleich per Mail und werde Dich nach weiteren Daten fragen 🙂
Es ist der Alm Kotter!!! Juhuuu..
Seit gestern sind wir stolze Schiffseigner. Nun wollen wir (2 Erw. ,2 Ki, 3 Hunde) mit der Calypso über Binnengewässer bis Nord-Ostsee cruisen.
Der Am Kotter ist Ei 12x4m großes Stahlschiff, mit 135 Ps die von einem 6,3 l DAF geliefert werden. Wir lassen die Calypso diesen Winter im Wasser damit er sich in der Winterzeit an uns gewöhnen kann.
Allen eine hoffentlich kurze Winterpause wünschen
Michael, Gabi,Paul,Hans
Hallo Michael,
auch auf diesem Wege noch mal: Herzlichen Glückwunsch zum Schiff! Es freut mich, dass ich Dir mit ein paar Tipps helfen konnte, den richtigen Dampfer zu finden!
Vielleicht sehen wir uns ja kommendes Jahr irgendwo auf der Ostsee 🙂
Bzgl. Überwinterung im Wasser findest Du hier im Blog diverse Tipps, einfach Rechts in der Seitenleiste bei „Alle Artikel“ die Kategorie „Überwinterung“ anklicken.
Hallo Julian, noch einmal tausend Dank für Deine hilfreichen Ratschläge, bei unserer Wahl das richtige Schiff zu finden. Der Tip mit dem Gutachter war für uns nicht nur seeeeehr beruhigend sondern auch für die Entscheidungshilfe von großer Bedeutung – also vielen, vielen Dank!!!
Nun, zwei Wochen nach Kaufvertragsunterzeichnung würden wir am liebsten Haus mit unsere „Calypso“ tauschen. Wir freuen uns die Woche darauf, das darumkommende Wochenende an Bord zu verbringen und uns mit allem nach und nach Vertraut zu machen. Es bleiben noch soooo viele Fragezeichen bezgl. Motorkunde ( was ist wenn…) u.v.m.
Wir werden mit der Familie den Winter nutzen um uns mit dem Schiff vertraut zu machen und hoffen auf ausreichend Gelegenheit auch fahren zu können.
Gerne würde ich auch ein paar Fotos zum Besten geben, weiß aber nicht genau wie ich sie los 2werden kann“.
Ahoi Fam. Reese
Gern geschehen, es freut mich sehr, dass Ihr ein tolles Schiff gefunden habt! Die Fragezeichen werden sich mit der Zeit lichten – das war bei uns nicht anders 🙂
Fotos kannst Du mir gerne per Mail senden und mir mitteilen, ob ich sie im Blog veröffentlichen darf oder nicht.
Ich wünsche Euch viele schöne Törns, auch jetzt schon im Winter, vor allem aber im kommenden Sommer!
Es soll ein Stahlverdränger sein…
Hi Julian,
zunächst einmal alles Gute in 2020 für dich und deine Familie . Wünsche Euch viele
schöne Momente auf eurem Boot und uns wieder viele spannende Geschichten 😉
Da ich ja noch auf der Suche nach einen Boot bin schaue ich immer wieder mal auf den üblichen Seiten wie YachtAll, Boote.de, Holland-Boote.de, Yacht-Focus.com etc.
Kennst du noch gute Web Adressen auf denen ich schauen könnte ?
Vielen Danke,
Detlef
botentekoop.nl oder direkt bei Maklern wie De Valk oder Elburg.
Hallo Julian,
toller Bericht! Vielen Dank dafür.
Wir fahren jetzt eine 675 Cruiser von Quicksilver und ein solches Boot streben wir noch an.
Schau doch mal bei uns vorbei 🙂
Hallo Julian,
kannst Du mir bitte Hersteller und Modell Deiner Julius nennen?
Danke und Gruß
Mario
es gibt keinen Hersteller, das ist ein Werftbau. Den Namen der Werft habe ich jetzt nicht parat. Der Typ ist „Bekebrede Kotter“, gezeichnet von Martin Bekebrede.
Hallo Julian,
eine Frage habe ich an Deine Erfahrung.
Bist Du bei schwerer See mit der See, quer zur See oder gegen die See gefahren um das Schiff nicht zu verlieren?
In solchen Extremsituationen ist der eigentlich zu fahrende Kurs ja nebensächlich.
Gruß
Mario
Hallo Mario,
ich war noch nie in solchen Bedingungen, wo Gefahr bestanden hätte, das Schiff zu verlieren, unterwegs. Was du beschreibst kann ich mir auf halber Strecke zwischen Deutschland und England mitten auf der Nordsee bei Orkan vorstellen, aber es gibt keinen Grund, bei so einem Wind unterwegs zu sein.
Es kommt vor, dass wir den Kurs um ein paar Grad ändern, damit die Schiffsbewegung etwas weniger heftig oder unangenehm ist – dann kreuzen wir, wie Segler es gegen den Wind tun würden.
Wenn ich bei sagen wir mal drei, vier Meter hoher, kurzer Welle auf See sein sollte, würde ich schräg gegenan fahren und viel mit dem Gashebel arbeiten: Mit Marschfahrt oder schneller die Welle hoch, mit Standgas die Welle runter, damit das Schiff nicht so heftig in die nächste Welle knallt.
Diese Taktik habe ich schon mehrfach angewendet, aber nicht aus Angst, das Boot zu verlieren, sondern um die Fahrt angenehmer zu machen.
Quer zur See erzeugt Rollbewegungen, die im Extremfall tatsächlich gefährlich werden können: Wenn mehrere Übergroße Wellen direkt nacheinander in einem ungünstigen Abstand kommen, würden sie die Bewegung des Schiffes immer stärker werden lassen – bis zur Kenterung.
Die Gefahr, gegenan große Brecher aufs Vordeck knallen zu sehen, ist bei sehr langsamer Fahrt m.E. nach nicht gegeben. Außer, du ist im Flachwasser und die Wellen brechen.
Generell ist es bei schwerem Wetter immer eine gute Idee, im möglichst tiefen Wasser zu bleiben. Und Orte zu meiden, wo die Tiefe sprunghaft abnimmt – sowas erzeugt noch mal höhere, steilere Wellen.
Hallo Julan,
vorab: Ich finde Deine Seite klasse, eine sehr ergiebige Quelle für technische Informationen. Insbesondere VisuShip werde ich mir mal näher ansehen.
Die Diskussion hier finde ich spannend – habe immer gedacht, dass es zischen Segel- und Motorbot ein 100%iges „entweder oder“ ist. Bei uns ist es nun ein Segelboot geworden (eine Hanse540), aber dieser Thread trägt auf jeden Fall dazu bei, die „andere Seite“ besser zu verstehen.
Handbreit
Thomas
Hallo Thomas,
danke für das Lob! Ich bin immer ein Freund von differenzierter Betrachtung 🙂 Jede Bootsart hat aus meiner Sicht Vor- und Nachteile, und neben der Leidenschaft und Liebe zum Boot kann man auch überlegen, was man eigentlich damit machen möchte. Und davon ausgehend dann, welche Art Boot für den persönlichen Einsatzzweck die beste ist.