Helgoland nach Glückstadt

Gestern am Samstag musste ich nun zurück von Helgoland und weiter Richtung Hamburg fahren. Damit ich irgendwo in der Elbmündung das auflaufende Wasser nutzen kann, bin ich ungefähr 1,5 Stunden vor Niedrigwasser losgefahren.

Die Windverhältnisse waren so wie am Freitag, also fünf bis sechs Beaufort, allerdings etwas nördlicher. Die Wellen kamen daher nicht frontal, sondern seitlich von vorne. Was grundsätzlich gut ist.

Aber über Nacht hatte sich doch eine merkbar höhere See als am Freitag aufgebaut. Hardcore Segler mögen das als sportliche Herausforderung begreifen, ich empfand es als wenig angenehm. Denn: auch wenn die Stabilisatoren einen erheblichen Unterschied ausmachen – Wunder können sie nicht vollbringen.

Die durchschnittliche Wellenhöhe war sicher 1,5m und ging teilweise bis sicherlich 2m. Sprich: als ich am Innensteuerstand saß kamen die Wellen teilweise auf Augenhöhe auf mich zugerollt. Und konfus war die See – vermutlich wegen der Tide war neben der grundsätzlichen Dünung aus Nordost noch diverse übergelagerte Wellen von sonstwo.

Das ging dann ungefähr drei Stunden so und ich muss zugeben: Ich habe die Seekrankheit schon kommen gespürt – obwohl ich sonst ziemlich unempfindlich bin. Dagegen habe ich dann zeitig ein Superpep Dragee genommen und mich dann im Salon hingelegt. Ich war im völlig freien Seegebiet unterwegs, vor Berufsschiffahrt hätte mich mein AIS gewarnt und ansonsten habe ich alle paar Minuten mal einen Rundumblick gemacht.

Auf jeden Fall half das, und nach zwei Stunden ging es mir wieder besser – rechtzeitig zur Ankunft vor der Elbmündung, wo erheblicher Berufsverkehr ist und ich natürlich ständig Wache halten musste.

Dank der vorgelagerten Sande wurde die See dann etwas ruhiger und die Stimmung besserte sich. Kurzzeitig zumindest. In der Elbmündung stand dann so richtig schön der erhebliche Wind gegen den Strom, was auch spürbaren Seegang produziert hat. Das war nicht im Ansatz mit der offenen Nordsee zu vergleichen, hat aber trotzdem genervt weil in einer Tour Wasser überkam immer noch ständig ordentlich Bewegung im Schiff war.

Kurz hatte ich mit dem Gedanken gespielt, schon in Cuxhaven einzulaufen. Aber dann wäre ich Sonntag gar nicht oder nur sehr spät bis nach Hamburg gekommen – das ging auch nicht. Also wie geplant weiter nach Glückstadt, obwohl ich echt keine Lust mehr hatte.

Um 1830 war ich dann endlich in Glückstadt und konnte im Päckchen an einem anderen Stahl-Motorboot festmachen. Da war ich ziemlich froh drüber, weil sonst natürlich keine Stege auslagen und die Liegemöglichkeiten für Sportboote zu dieser Jahreszeit sehr begrenzt sind.

Ich war ganz schön zermürbt, durchgeknetet und erledigt. Bei so viel Seegang muss man sich ja ständig festhalten und jeder Gang will wohlüberlegt sein – das ist körperlich durchaus anstrengend.

Auf der positiven Seite steht, dass die Julius das alles nicht im geringsten beeindruckt hat. Die Euro 500 Ruderanlage hat sehr gut den Kurs gehalten, und jederzeit war klar, dass das Schiff völlig sicher ist und noch erheblich mehr Wellen verträgt.

Heute am Sonntag war die Abfahrt für 0630 geplant, aufstehen um 0550. Dementsprechend war schon um 2100 das Licht aus und ich habe mir erstmal eine ordentliche Mütze voll Schlaf gegönnt. Insgesamt war das übrigens ein Törn von 65 Seemeilen und ich war etwas über neun Stunden unterwegs.

Bremerhaven nach Helgoland

Als heute morgen um 0620 der Wecker klingelt war ich erfreut, dass es schon ziemlich hell war. Also schnell was gegessen und das Schiff startklar gemacht, und um 0700 ging es los.

Kurz nach der Schleuse sah es auf der Weser so aus:

DSC04327

Die Sonne schien, es war noch wenig Wind – ein sehr schöner Start in den Tag!

In der Wesermündung sind bis weit in die See eine Reihe von Sänden, die das das Fahrwasser bei den meisten Winden gut schützen. Und so blieb es noch für einige Zeit ruhig, während die Julius vom auslaufenden Wasser mit um die 11 Knoten Richtung Helgoland lief.

Je weiter wir auf die Nordsee kamen, desto mehr hat der Wind aufgefrischt, und die See nahm zu. Der Wind kam aus südost, und so kamen die Wellen direkt von der Seite. Also wie schon gedacht: ein guter Test für die Stabilisatoren!

Ich habe dazu auch ein paar Videos gemacht, die ich aber erst in Hamburg hochladen kann. Vorab aber so viel: die Stabilisatoren machen einen erheblichen Unterschied. Als die Wellen noch deutlich unter einem Meter waren, wurde die Rollbewegung durch die Stabilisatoren fast völlig unterbunden.

Der Wind nahm immer mehr zu und wehte dann so 15 Meilen vor Helgoland mit 22 bis 24 Knoten, also 6 Beaufort. Dementsprechend war es deutlich über einem Meter See, weiterhin von der Seite. Das war immer noch auszuhalten, aber Wunder können Stabilisatoren auch nicht vollbringen. Sprich: da war dann schon ordentlich Bewegung im Schiff, und ich musste mich teilweise ganz schon festhalten, wenn ich mich im Schiff bewegt habe.

Die Julius hat das aber alles natürlich entspannt mitgemacht, bekam aber doch ein paar gehörige Salzwasserduschen. Man sieht richtig eine Salzkruste auf dem Deck.

In Helgoland angekommen bin ich erstmal zur Tankstelle gefahren und habe viel, viel Diesel gebunkert. Das sollte locker bis nächstes Jahr reichen. Das Tanken selbst war aber etwas anstrengend: Die Zapfpistolen können nicht eingehakt werden, man muss also die ganze Zeit den Abzug gezogen halten, damit der Diesel läuft. Bei der Menge dauert das aber lange… ich war 50 Minuten nur mit Tanken beschäftigt.

Anschließend habe ich mich in den Hafen verholt und war ganz überrascht, dass da schon ein paar Segler lagen. Und ich dachte, ich wäre der einzige Bekloppte der bei winterlichten Temperaturen und viel Wind nach Helgoland fährt 🙂

Morgen ist weiterhin viel Wind und dann geht es in die Elbe. Auf See werde ich die Wellen dann wohl von vorne haben, mal sehen, wie die Julius damit umgeht. Ich fürchte, das wird ein ziemliches gebolze gegenan.

Ansonsten kann man hier sehen, wie die Energiewende gebaut wird: Der Hafen hier ist voll mit Offshore-Versorgern, mit denen Personal und Material zu den Offshore-Windparks gebracht wird. Mit dem ganzen Personal dürften alle Betten in Helgoland ausgebucht sein.

DSC04332

DSC04336

DSC04345

DSC04365

DSC04370

MbIkD

FfGPN

DSC04399

DSC04402

Heute geht es wieder zur Julius – morgen nach Helgoland

Es geht weiter. Heute nachmittag mit der Bahn wieder nach Bremerhaven, morgen um 0800 mit ablaufende Wasser (HW Bremerhaven 0528) Richtung Helgoland.

So sonnig wie gestern und heute wird es leider nicht, und Wind gibt es auch etwas:

IMG_4081

Aber die Kinder sind dieses mal nicht dabei, daher kann ich in aller Ruhe ausprobieren, wie sich das Schiff bei 5-6 Windstärken auf der Nordsee verhält – und welche Einstellung der Stabilisatoren dafür am besten ist. Das wird interessant!

In Helgoland gehe ich dann gleich an die Tankstelle, und Samstag geht es dann weiter Richtung Elbe und Glückstadt. Gut ist, dass zumindest in Helgoland schon ein wenig Schwimmsteg liegt.

Ich hätte so gerne Schwimmstege…

Als Winterfahrer muss man echt Kompromisse eingehen. Dass in den Häfen noch kein Wasser und auch sonst kein Betrieb ist, kann ich verstehen. Und mit der Julius bin ich ja lange autonom, das ist also nicht schlimmm.

Aber dass in den ganzen gezeitenabhängigen Häfen keine Schwimmstege ausliegen, nervt schon etwas. In Emden war das so, und in Oldenburg mussten wir auch direkt an der Kaje festmachen.

Nun habe ich für den Rest der Route recherchiert: in Helgoland sollen zumindest ein paar Meter Steg liegen, aber die reguläre Steganlage ist auch dort noch im Winterschlag. Genauso im Außenhafen in Glückstadt. Also werde ich auch dort direkt am Kai festmachen müssen, was ich als etwas nervig empfinde.

Ich könnte auch ankern – aber die Nacht über mit einem Anker, mit dem ich noch nie geankert habe, in einem Tidengewässer ankern – das klingt nach einer schlechten Idee. Sowas würde ich erstmal am Tage testen wollen.

Ich werde sehen, wie es sich ergibt. Auf jeden Fall bleibt es spannend. Am Freitag geht es weiter.

Nachtrag vom 10. März:

In Helgoland liegen an der Ostkaje zwei kurze Schwimmstege aus, so ein Hinweis von segeln-forum.de. Das ist ja schon mal was!

Hafentag in Bremerhaven, morgen geht es nach Hamburg

Heute haben wir uns einen schönen Urlaubstag in Bremerhaven gemacht. Wir haben gut mit frischen Brötchen gefrühstückt und sind dann in den Zoo am Meer. Das war sehr nett! Ein wirklich gut gemachter Zoo, man kann die Tiere sehr gut sehen und beobachten und es gibt eine Menge zu lesen und zu lernen.

Wo kann man sonst schon mal einen Eisbären unter Wasser beim Schwimmen zugucken? Oder eine junge Eisbär-Dame beim Spielen mit einem Ball?

Dann haben wir noch ein paar Sachen für die Julius geshoppt und haben den Tag einfach ruhig verbracht.

Morgen macht der Überführungstörn dann eine Pause und wir fahren erstmal nach Hause. Am kommenden Freitag geht es dann weiter, aller Voraussicht nach dann nach Helgoland zu bunkern. Anschließend geht es mit der Tide in einem Rutsch bis Glückstadt, und am kommenden Sonntag dann nach Hamburg.

Auf jeden Fall steht die Tide an diesen Tagen günstig, und die Windvorhersage ist bisher auch gut.