Am Dienstag morgen wurde die Ankerbucht bei Aeroskøbing sehr unruhig: ein frischer Nordost-Wind war über Nacht aufgekommen, und genau in diese Richtung ist die Bucht offen. Die Julius zog und zerrte an der Ankerkette, und an entspanntes ausschlafen war nicht zu denken.
Also sind wir schon morgens gegen 0700 ankerauf gegangen und nach Marstal gedampft. Eigentlich ist es von Aeroskøbing nach Marstal nur ein kurzes Stück, aber mit dem Schiff muss man einen ziemlichen Umweg durch ein betonntes Fahrwasser nehmen:
So kamen wir irgendwann zwischen neun und zehn Uhr in Marstal an. Genau rechtzeitig, um die alltägliche Auslaufparade zu sehen:
Am frühen Vormittag fährt eine endlose Kette von Booten aus dem Hafen von Marstal hin zu neuen Zielen. Und so übervoll Marstal in der Saison ist, so leer ist der Hafen bis ungefähr Mittags.
Wir haben also leicht einen Platz nahe am Spielplatz gefunden, den unsere Kinder dann auch in den nächsten zwei Tagen intensiv genutzt haben.
Schon am Nachmittag war der Hafen dann wieder voll. Marstal ist sehr beliebt, und das auch völlig zu Recht wie wir finden. Überall spürt man in Marstal die vielen hundert Jahre Seefahrertradition, und die Atmosphäre im Hafen, bei der Werft und auch im Ort ist sehr besonders.
Um mal ein Detail dieser Seefahrerhistorie herauszugreifen: Am Hafen findet sich an der Mole eine kleine „Insel“ mit einem kleinen, weißem Rundbau. Das war ein Kochhaus.
Zur Zeit der großen Segelschiffe lagen dort, wo heute die Yachten liegen, große Schoner vor Anker. Auf diesen Schiffen waren die Kochgelegenheiten sehr beschränkt, und so gab es in vielen Häfen (übrigens auch in Aeroskøbing) diese Rundbauten mit einer Feuerstelle, so dass die Crews hier halbwegs vernünftig kochen konnten.
Viele weitere interessante Geschichten und Informationen kann man übrigens im kleinen, aber hervorragend gemachtem Søfartsmuseum (Schifffahrtsmuseum) in Marstal erfahren. Ein Besuch lohnt sich unbedingt, auch mit Kindern!
Am späten Nachmittag gab es noch ein seltenes Bild: eine richtig große Mega-Yacht lief durch das Fahrwasser auf Marstal zu. Groß und Mega zumindest für die Ostsee. In der Karibik (und wohl auch im MIttelmehr) zählt das wohl eher zu den kleinen Böötchen, wie mir unser Nachbarlieger und Blauwassersegler versicherte. Trotzdem: imposanter Anblick.
Wir sind Abends dann noch mal zum äußeren Hafen spaziert, wo diese Yacht festgemacht hatte. Mega Yachten sind nicht unbedingt mein Geschmack, aber man muss zugestehen, dass diese Yacht stilvoll eingerichtet war.
Äußerst verwundert hat mich aber, was für einen Lärm dieses Schiff gemacht hat: Natürlich lief der Generator, vermutlich ist Marstal nicht auf dem Energiebedarf so einer Yacht eingerichtet. Und dieser Generator war laut, LAUT, L A U T !
Sehr, sehr seltsam – da baut man sich ein Schiff für mehrere Millionen Euro, und spart dann aber an der Isolierung des Generators. Als Eigner wäre es mir äußerst peinlich, meine Gäste Tag und Nacht so einem Lärm auszusetzen. Und für die anderen Boote, die vor und hinter der Yacht lagen, wird es vermutlich eine sehr unruhige Nacht gewesen sein.
Marstal ist aber einfach nett, und wir sind zwei Tage dort geblieben. Die Kinder hatten Freunde gefunden und waren den Tag über gar nicht zu sehen. Wir hatten immer nette Nachbarn und haben die letzten Tage des Urlaubs genossen.
Am Freitag und Samstag sollte viel Wind aus Südost kommen. Und niemanden war danach zumute, den letzten Törn im Urlaub in wilder See zu verbringen. So haben wir schon am Donnerstag an der Auslaufparade teilgenommen und sind bei bestem Wetter zurück nach Damp gefahren.
Da sich unsere Rückkehr erst so kurzfristig entschieden hatte, war unser Liegeplatz in Damp noch belegt. Das machte aber nichts, wir konnten uns am Kran festmachen. Denn: wie gesagt sollte starker Südost Wind wehen. So um die 7 Windstärken. Und bei dieser Windrichtung und -stärke ist es in Damp sehr, sehr unruhig. Da ist der Platz am Kran einer der Besten.
Und so hatten wir noch ein paar Tage in Damp, bevor es dann endgültig wieder zurück nach Hamburg ging. Ein wunderbarer Urlaub war zu Ende. Wir haben viel gesehen, viel erlebt und hatten erstaunlich gutes Wetter.
Alle Technik auf der Julius hat einwandfrei funktioniert, und fast immer waren wir sehr entspannt bei ruhiger See unterwegs – man muss sich halt an das Wetter anpassen und auch mal früh los, wenn das Wetter günstig ist. Trotzdem waren wir immer sicher, auch bei viel Wind wieder nach Hause kommen zu können, wenn es denn notwendig gewesen wäre.
Steffi als nur angelernte aber nicht ursprüngliche Seefahrerin meinte in Damp: „ich hätte auch noch länger auf der Julius bleiben können!“. Da meinte ich fast, ein zufriedenes Seufzen vom Schiff gehört zu haben.