Von der Stege Bugt nach Falsterbo in Schweden

Auch heute ging es wieder früh los: um 0530 war die Maschine an und ich war bereit für das Ankerauf Manöver. Denn: mir war immer noch nicht klar, ob ich heute in einem Rutsch die 65 Meilen nach Ystad fahren muss, oder ob ich bei Falsterbo ankern kann. Aber der Reihe nach.

Der Morgen war etwas kühl, aber ansonsten wieder sehr schön:

Ein schöner Sonnenaufgang morgens auf der Ostsee

Ich merke, dass ich mich an das frühe Aufstehen gut gewöhnen kann. Die Stimmung so früh morgens ist immer eine ganz besondere, und wenn andere erst ans Ablegen denken, hat man selbst schon ein großes Stück geschafft. 

Das Ankerauf Manöver allerdings war langwierig: unter mir war ein Wald aus Seegras, den mein Anker zum guten Teil gerodet hat. Jedenfalls war an der Kette und am Anker selbst massig Seegras, das ich umständlich mit dem Bootshaken runterpulen musste. 20 Minuten hat das gedauert, und am Anker klebten danach immer noch ein paar Reste. Frühsport vom Feinsten!

Dann ging es durch den Bogø Strom, der in die Faxe Bugt führt:

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Das Fahrwasser durch den Strom ist teilweise eng und nicht wirklich tief, an einigen Stellen habe ich nur etwas über zwei Meter gelotet. Auf beiden Seiten des Fahrwasser stehen entweder Fischernetze oder es ist gleich so flach, dass man stehen könnte. Um die Zeit war aber natürlich nichts los, ich war wieder alleine unterwegs, also hatte ich genügend Platz im Fahrwasser.

Nach dem Bogø Strom kommt man dann in der Faxe Bugt an, die nach Osten hin offen ist und den Weg nach Schweden freigibt. Es wehte mit West 4-5 Bf, also habe ich mich darauf eingestellt, dass es mehr Seegang gibt, je weiter ich aus der Bucht rauskomme.

Grundsätzlich war das auch so, aber die Wellen waren trotzdem sehr moderat und kamen achterlich, was zusammen mit den Stabilisatoren zu sehr angenehmen und zurückhaltenden Schiffsbewegungen geführt hat. Also wieder wie gestern: genussreiche Seefahrt! (Mehr zu dem Seegang im Video, das ich noch hochladen werden).

Auf dem Weg zur schwedischen Küste kreuzt man ein Verkehrstrennungsgebiet, also eine Autobahn für die Berufsschifffahrt. Und da war ganz schön was los, einem Frachter bin ich ziemlich nah gekommen und habe leicht den Kurs geändert, um hinter seinem Heck durch zu fahren:

Berufsschiff auf dem Weg nach Falsterbo

Merke: auch wenn ein Frachter noch weit weg ist, versuche immer hinter seinem Heck durch zu kommen. Die Pötte sind so verdammt schnell, dass man sich häufig verschätzt und dann auf einmal tausende Tonnen Stahl auf sich zukommen sieht.

Übrigens: wer noch kein AIS hat, sollte sich das alleine für solche Gelegenheiten anschaffen! Mein AIS hat mir ganz genau gesagt, wann ich dem Schiff wie nah komme. So konnte ich meinen Kurs solange ändern bis der minimale Abstand ausreichend war. Fakten statt Schätzen!

Doch nach dem Verkehrstrennungsgebiet wusste ich immer noch nicht, ob ich durch nach Ystad fahren oder mir den möglichen Ankerplatz bei Falsterbo anschauen sollte:

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Der Wind blies mittlerweile kontinuierlich mit 5 Windstärken, allerdings stabil aus West. Der Karte nach muss die Landspitze bei Falsterbo Schutz bei diesem Wind bieten, und die Wellen liefen auch schnurgerade von West nach Ost. Ein Abstecher nach Falsterbo würde aber unter dem Strich fast 10 Meilen Umweg bedeuten, wenn ich dann doch weiter nach Ystad laufen will…

Kann ich vor Falsterbo ankern?

Ich habe mich dann entschieden, Falsterbo eine Chance zu geben. Und es war eine gute Entscheidung!

Obwohl ich sogar noch unsicher war, nachdem ich die Landspitze von Falsterbo querab hatte. Denn auch wenn die Wellen dann nur noch klein waren – sie waren vorhanden, und überall waren immer noch Schaumkronen zu sehen.

Doch auf der Sonarkarte von Navionics (sehr genaue Karten bzgl. Wassertiefe und der Struktur des Bodens unter Wasser) habe ich einen Punkt gesehen, wo es bis ganz nah an den Strand noch zwei Meter tief ist.

Bei vielleicht 200 Meter Abstand zum Strand fiel dann der Anker auf 2,4m Tiefe. Das Wasser war nur noch leicht gekräuselt, und die Julius lag sehr ruhig, obwohl der Wind weiter um das Schiff pfiff.

Vor Anker am Strand von Falsterbo

Dieser Platz bietet nur Schutz bei westlichen und nördlichen Winden, zur den anderen Seiten ist nur die offene See:

Offene See am Ankerplatz

Da alle Vorhersagen sich aber einig sind, dass der Wind nicht dreht, ist der Platz gut genug für eine Nacht.

Und: hier gibt es Seehunde! Wenige Meter vom Schiff entfernt schwamm ein Tier:

Ein Seehund vor Falsterbo

Ich habe mir dann noch den Strand und die Dünen etwas angeguckt und dabei bemerkt, dass es das erste Mal seit drei Tagen war, dass ich das Schiff verlassen habe! Wenn ich in Ystad bin werden ich seit vier Tagen kein Hafen und keine Landversorgung gehabt haben – trotzdem fehlt es an nichts.  Die Julius übertrifft meine Erwartungen!

Aber zurück zu Falsterbo: an Land weht gleich beim ersten Haus die schwedische Flagge und erinnert mich daran, meine dänische Gastflagge gegen die Schwedische zu tauschen.

Schwedische Flagge

Der Strand ist sehr schön und perfekt für Kinder: Es geht ganz flach in das Wasser, und der Grund ist reiner Sand, keine Steine. Perfekt zum Baden! Leider ist der Wind aber kalt, mich zumindest hat es heute nicht zum Baden animiert.

Zodiac Schlauchboot am StrandDie JULIUS vor Anker

Morgen geht es dann entspannt nach Ystad, wo ich um kurz vor vier Uhr meine Familie vom Bahnhof abhole. Und dann werden wir wohl sofort weiter nach Simrisham fahren: Das Wetter verschlechtert sich ab Samstag nämlich, und vermutlich werden wir zwei oder drei Tage einwehen – und dann lieber in Simrishamm als in Ystad.

 

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