Marstrand ist wohl der mondäne Wassersport-Ort in Westschweden. Schöner Ort, schöne Gegend – keine Frage. Mir aber erheblich zu wuselig jetzt in der Hauptsaison.
In einem Schweden-Revierführer habe ich gelesen,
Marstrand sei ideal für den „entwöhnten Schärensegler, um wieder Leben zu schnuppern“. Ich stelle fest: ich bin nicht entwöhnt. Ich habe lieber eine einsame Schäre als einen derartigen Trubel.
Marstrand verteilt sich auf zwei Inseln: Koön als Hauptinsel und Marstrandsön mit der Haupt-Marina, Badegelegenheiten, Flaniermeile und Festung. Zwischen den Insel läuft ein Fahrwasser, durch das man einerseits zu den Marinas und einerseits weiter hoch zum Kattegat (oder ist das hier schon das Skagerrak?) kommt.
Nun stellt Euch gedanklich auf eine Brücke über eine beliebige vielbefahrene deutsche Autobahn und guckt runter auf den Verkehr. So ungefähr fühlt sich das Fahrwasser zwischen den Inseln in Marstrand an. Segler, Flitzer, Tuckerboote, eine Fähre, Multi-Millionen-Euro-Motoryachten, Ausflugsdampfer, Kajaks, Jetskis in einem nicht endenden Strom. Zum Glück gibt es hier eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 5 Knoten, die auch von einem Schweden-Cop auf einem coolen Jetski kontrolliert wird.
Wir hatten ja aufgrund der Maschinenprobleme zuerst an einem kleinen Steg auf einer vorgelagerten Insel festgemacht. Unsere Freunde hatten ihren Wohnwagen ja aber auf dem Campingplatz, der auf der Insel Koön (also der Hauptinsel) lag, und so mussten wir mit dem Dinghy rüberkutschieren. Am Tage mussten wir also eine Autbahn queren, und spätabends dann im fast dunkeln zurück.
Bei letzterer Tour wurden wir von dem oben erwähntem coolen Schweden-Cop auf seinem Jetski angehalten. Er fand es nicht gut, dass wir kein weißes Licht führten. Dem habe ich zugestimmt und erwähnt, dass wir nur eben zurück zum Boot wollen und er entließ uns mit den Worten „not a second time without light!“.
Am Mittwoch nachmittag haben wir dann direkt nach Marstrand verholt. Allerdings nicht in die Marina, dort ist es einfach nur voll und eng. Etwas abseits des Trubels gibt es noch einen kleinen Hafen mit ein paar Gastplätzen, wo wir bequem seitwärts festmachen konnten. Allerdings direkt gegenüber der Tankstelle die analog zur Tankstelle in Donsö den ganzen Tag über heftigst frequentiert wird. Die direkte Umgebung war auch nicht schön, aber für eine Nacht war es in Ordnung und wir konnten auch Wasser bunkern, was mal wieder fällig war.
Eigentlich wollten wir erst Freitag weiter nach Vindö, weil sich unsere Freunde ebenfalls am Freitag auf den dortigen Campingplatz verholen. Der Liegeplatz war aber wirklich unschön, und ich wollte erstmal mit nur einer Maschine fahren, um die Bb Maschine etwas zu schonen. Das kostet ungefähr 1,2 Knoten Geschwindigkeit. Dementsprechend dauert die Fahrt nach Vindö über sechs Stunden und es erschien mir schlau, das in zwei Häppchen aufzuteilen.
Daher sind wir am Donnerstag nachmittag um 1545 aufgebrochen, nachdem wir noch einen schönen Tag mit unseren Freunden mit baden und faulenzen verbracht haben.
Ein konkretes Ziel hatten wir nicht – wir sind einfach die Route nach Vindö abgefahren und haben uns gegen 1800 einen Ankerplatz gesucht.
Fündig wurden wir im Hake Fjord im Schutz der Schäre Stora Dagholmen. Der Anker fiel, hielt auf Anhieb, das Dinghy wurde von den Davids gelassen und dann war erstmal baden angesagt. Wunderbares Wasser, unglaubliche 24 Grad warm! Die Sonne wollte gar nicht mehr aufhören zu scheinen, und selbst als sie den Gesetzen der Physik folgend doch untergehen musste kühlte es kaum ab. Abends um elf waren es draußen immer noch 26 Grad, so dass Steffi und ich noch lange auf dem Achterdeck sitzen konnten.
Auf der Schäre leben ein paar Schafe, deren Gemecker noch lange zu hören war. Am recht nahen Ufer des Festlandes muhten diverse Kühe und Vogelschwärme zogen im Zentimeter-Tiefflug über das spiegelglatte Wasser. Eine ziemliche Idylle! Unterbrochen allerdings ab und zu von einem Motorboot mit Anglern, die raus auf den Fjord geheizt sind um Essen für den nächsten Tag zu fangen.
Je nachdem, wie das Boot sich drehte, konnte man auch die Stadt Stenungssund sehen, wo allerlei Industrie und vor allem Ölverarbeitung angesiedelt ist. Die charakteristische Flamme, mit der von einem hohen Mast aus Gas abgefackelt wird, war weiterhin zu sehen. Der Anblick jedenfalls passte nicht so recht zum sonstigen Idyll, aber man konnte ja in die andere Richtung schauen.
Heute am Freitag sind wir gegen 0900 aufgestanden und es war draußen schon wieder 27 Grad warm. Also erstmal Badehose an und zwei Runden ums Schiff schwimmen, danach unter der Solardusche abduschen, dann einen Kaffee und etwa Baguette zum Frühstück.
Um 1100 haben wir dann den Anker aufgeholt und sind abgedampft, weiter nach Vindö. Momentan sind wir im Svanesund und die Landschaft wird zunehmend hügeliger und bewaldeter. ETA Vindö ist 1530.
Hallo Juli,
da Du Dich bei diesem Beitrag mit dem Datum vertan hast (25. Juni) war er da auch
abgelegt, und ich hab ein bißchen gebraucht, ihn zu finden, wunderte mich schon,
so lange nichts gehört zu haben. Nun ist alles gut, freu mich, daß ihr auch immer
noch to tolles Wetter habt und in einer wunderschönen Gegend gelandet seid.
Weiter schönen Urlaub!
Grüße an alle
Ma