Raymarine SPX-5 Radpilot auf einem 14 Tonnen Motorschiff

Seit langer Zeit überlege ich, wie ich meinen Dampfer mit einem Autopiloten ausstatten kann. Grund ist, dass wir häufig längere Touren über die freie See machen (6 Stunden und mehr, auch mal 12 Stunden und über Nacht).

Unbestritten ist für meinen Dampfer (14 Tonnen) ein Autopilot mit hydraulischem Antrieb die beste Lösung.
Aber: ein hydraulischer Antrieb kostet richtig Geld, und ich kann ihn nicht alleine installieren. Vor allem müsste die Hydraulikpumpe dann in der Achterkajüte plaziert werden – exakt dort, wo unterwegs auch geschlafen werden soll. Man hat dann also ein ständig nervendes Geräusch quasi gleich neben der Koje.

Daher hab ich in Richtung Radpilot überlegt, den es als Modell SPX-5 von Raymarine gibt, z.B. günstig bei Compass:http://www.compass24.de/product/17845111/spx-5-radpilot

Irritiert hatte mich nur immer die Aussage, dass der Radpilot nur bis 7,5 Tonnen Verdrängung zugelassen ist (steht u.a. auf der Raymarine Seite). Eine Diskussion darüber findet Ihr hier: http://www.boote-forum.de/showthread.php?t=131050&highlight=radpilot

Nach langer Recherche bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das 7,5t Limit für Segelboote gedacht ist, weil dort je nach Wind ein erheblicher Ruderdruck auftreten kann. Beim Verdränger-Motorboot ist das meiner Erfahrung nach nicht der Fall, daher bin ich das Risiko eingegangen und habe den SPX-5 Radpilot bestellt und installiert (in der Variante mit dem p70 Bedienelement).

Es ist mein erstes Raymarine Produkt und ich war vom Lieferumfang, der Dokumentation und der Einfachheit der Installation sehr positiv überrascht. Raymarine liefert eine Reihe von Installationsmaterialien mit (z.B. auch Kabelbinder!) und gestaltet die Installation m.E. nach so einfach wie nur möglich.

Der Radpilot ist für Segelboote gedacht, das sieht man daran, dass das Teil, mit dem der Radkranz fixiert wird, für eine runde Steuersäule gedacht ist – da musste ich etwas improvisieren, aber das war die einzige Unschönheit.

Den Kompass-Sensor (Fluxgate) habe ich am Geräteträger außerhalb der Stahlhülle montiert. Dort war vorher schon ein sehr alter Fluxgate Sensor montiert, und ich konnte dessen Kabel zum Glück wiederverwenden, was mir stundenlanges, quälendes Kabelziehen erspart hat.

Also: die Installation ist im Grunde simpel. Dann habe ich bei ruhigem Wetter die Kalibrierungsfahrt gemacht, was auch ganz einfach und sehr gut erklärt war.

Anschließend hatte ich in drei Wochen Urlaub ausgiebig Zeit, das System zu testen und bin bisher sehr zufrieden!

Wie erwartet hat der Radpilot keinerlei Probleme damit, meinen Dampfer zu steuern. Die Zentraleinheit ist sowieso die Gleiche, egal ob man nun einen Radpiloten oder eine hydraulische Lösung hat.

Wir hatten mehrere Törns um die 8 Stunden und einen Törn von 12 Stunden, jeweils bei relativ ruhiger See (max 0,5m Welle), da lief der Pilot absolut zuverlässig. Mehr Welle hatten wir bisher nicht, da fehlen mir also noch Erfahrungswerte.

Der Autopilot bekommt über mein Navigationssystem (Laptop mit Coastal Explorer) Navigationsdaten über NMEA0183 und ich kann daher auch den Wegpunktmodus nutzen, d.h. das System fährt die Wegpunkte automatisch ab und gleicht Versetzung durch Wind und Strom aus. Auch das klappt wunderbar.

Ein nettes Plus ist übrigens, dass die Zentraleinheit alle NMEA0183 Daten nach NMEA2000 konvertiert und in das SeatalkNG (=NMEA2000) Netz einspeist. Das ist nötig, damit das p70 Instrument z.B. die Geschwindigkeit geliefert bekommt. Aber nun könnte ich auch weitere NMEA2000 Instrumente einsetzen, die Daten aus meinem bisherigen NMEA0183-Netz verwenden können.

Also: für mich ist der SPX-5 Radpilot eine relativ günstige und sehr gute Autopilot-Lösung, auch für ein Verdränger mit über 7,5t Verdrängung.

Von Busse Yachtshop gibt es übrigens ein schönes Video, in dem der Radpilot ausgepackt und gezeigt wird:http://www.youtube.com/watch?v=5LAhi8x0dxA

Und so sieht der Radpilot bei mir nun aus:

M2

5 Kommentare zu “Raymarine SPX-5 Radpilot auf einem 14 Tonnen Motorschiff

  1. Hermann Lenz

    Moin Julian.
    Habe nur 10 Tonnen und einen uralten Neco vor 25 Jahren
    geschenkt bekommen .
    Stammte aus einem Fischkutter.
    Bãrenstark.
    So einen hãtte ich dir empfehlen. Aber du bist glücklich
    mit Raymarine ? ! ??
    Der ist natürlich total modern.
    Bei Neco muss natürlich der Kurs über einen Regler
    eingestellt werden.
    Aber man gewöhnt sich dran.
    Gruss
    Hermann

  2. Hermann

    Hallo Julian,

    wir fahren einen Blauwe Hand Cruizer mit 11,70 m Länge und möchte diesen Stahl-Holländer mit einem Autopiloten ausstatten. Da der Einbau mit hydraulischer Pumpe über 7000 Euronen kosten soll, habe ich mir überlegt, ob die Lösung mit einem Radpiloten nicht auch möglich ist. Kannst du deine Erfahrungen aus dem Jahr 2013 noch bestätigen, oder hast du in der Zwischenzeit deine Meinung dazu geändert.

    Gruß Hermann

    1. Julian Buß

      Hi,

      der Radpilot hatte auf der Xenia verlässlich funktioniert! Wir haben ihn dort ein paar Jahre gefahren, auch auf See und bei ordentlich Seegang.

      Entscheidend ist, wir schwergängig das Ruder ist. Die Mechanik ist hauptsächlich aus Kunststoff und verträgt keine allzu schwere Last. Bei uns war das Ruder leichtgängig und es hat wie gesagt einwandfrei funktioniert.

      1. Hermann

        Hallo,

        Prima, dann werde ich es erst einmal damit versuchen. Falls das nicht die Lösung ist, kann man immer noch umrüsten. Das vorhandene Axiom-Display & die P70R-Anzeige, Ruderlagegeber und der Kompass EV1 können ja dann anscheinend noch weiterverwendet werden.

        Gruß Hermann

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