Unterwasserschiff-Refit: Begriffe

(Dies ist ein Teilartikel zu Refit des Unterwasserschiffes bei einem Stahlschiff)

Hier der Versuch, häufige Begriffe bezüglich eines Refit des Unterwasserschiffs zu definieren.

Shopprimer

Bezeichnet einerseits eine „werkseitige“, kurzzeitige Grundierung, die direkt nach der Herstellung des Stahls aufgetragen wird. Hierbei verhindert der Shopprimer, dass der neue Stahl unmittelbar nach der Herstellung korrodiert.
Dieser Shopprimer ist meistens nur für kürzere Zeit, z.B. 6 Monate, vorgesehen.

Andererseits wird die Grundierung, die direkt nach dem Sandstrahlen als allererste Schicht aufgebraucht wird, ebenfalls als Shopprimer bezeichnet. Hier verhindert der Shopprimer ebenfalls, dass der blanke Stahl sofort wieder korrodiert.
Da in diesem Fall der Shopprimer mit weiteren Schichten überzogen wird, ist die Haltbarkeit nur durch das Gesamtsystem begrenzt.


Primer

Dieser Begriff ist eigentlich mehrdeutig. Einerseits ist ein Primer schlicht die Erstschicht (Grundierung) eines Beschichtungssystems.
Andererseits wird auch ein Haftvermittler, der die Haftung zweier Schichten aufeinander sicherstellt, als Primer bezeichnet.

Grundsätzlich ist ein Primer in der Regel irgendeine Art von Grundierung. Bei Booten sind die Anwendungsfälle für einen Primer:

a) Korrosionsschutz
b) Abdichtung des Rumpfes gegen Wasser / Feuchtigkeit
c) Sicherstellen von Haftung zwischn zwei Schichten

Sealer

Der Sealer ist eine Sperrschicht, die zwischen einem Altanstrich und einer neuen Schicht vermitteln soll. Im Grunde ist „Sealer“ daher nur ein speziellere Bezeichnung für einen Primer.
Ein Beispiel wäre, dass man auf eine alte, ausgelaugte Antifoulingschicht ein neues, anderes Antifouling aufbringen möchte. Da kaum vorhersagbar ist, ob ein neues Antifouling auf ein (ggf. unbekanntes) altes passt, sollte dazwischen ein Sealer (Primer) aufgebracht werden.

Doch gibt es auch nicht „den“ Sealer, der universell zwischen allen Untergründen vermitteln kann. Vor der Wahl eines Sealers sollte schon grob bestimmt werde, ob der Untergrund z.B. ein Hart-Antifouling oder ein 2k (Epoxy) Belag ist.

Antifouling (AF)

Wenn ein Boot im Wasser steht, wird es in der Regel recht schnell bewachsen (z.B. mit Algen oder Muscheln).
Wie stark, wie schnell und mit welchen Pflanzen oder Muscheln der Bewuchs ausfällt  („Bewuchsdruck“ oder auch „Fouling„) hängt vor allem vom Gebiet ab. In der relativ kalten Ostee ist der Bewuchsdruck beispielsweise erheblich niedriger als in der warmen Adria oder der Karibik.

Da der Bewuchs bei Booten sehr störend (kostet Geschwindigkeit, schwer wieder abzubekommen) oder sogar gefährlich ist (wenn z.B. Muscheln das Ruder oder den Probeller zusetzen), soll er durch das Auftragen von Antifouling verhindert werden.

Das Antifouling ist demnach immer die letzte Schicht eines Systems.

Weichantifouling / selbstschleifendes Antifouling / selbstpolierendes Antifouling

Dieses Antifouling enthält Biozide (giftige Stoffe), die in kontrollierter Menge freigesetzt werden, schädlich für den Bewuchs sind und ihn damit verhindern oder zumindest stark reduzieren.
Da die Biozide freigesetzt werden, verbrauchen sie sich mit der Zeit.

Daher schleift sich das Antifouling durch die Bewegung des Bootes im Wasser selbst ab, so dass mit der Zeit immer neue Schichten mit Biozid freigesetzt werden und die Wirksamkeit damit erhalten bleibt.
Neben den Bioziden enthält Weichantiouling in der Regel Kupferverbindungen, da Kupfer ebenfalls als Biozid gegen den Bewuchs wirkt. Wichtig ist hierbei übrigens, dass das Antifouling nur Kupferverbindungen und kein metallisches Kupfer enthält, damit keine galvanischen Ströme z.B. zwischen einer zinkhaltigen Schicht und dem AF auftreten.
(Galvanischer Strom ist ein Potentialausgleich zwischen verschieden edlen Metallen, bei der ein Metall Elektronen an ein anderes Metall abgibt und sich dabei teilweise auflöst.)

Aus der Tatsache, dass der Vorgang des Abschleifens nur bei Bewegung des Bootes stattfindet ergibt sich unmittelbar, dass ein Weichantifouling nicht wirksam ist, wenn das Boot über lange Zeit (Monate) nicht bewegt wird.
Weichantifouling ist für schnelle Boote (>20kn) nur bedingt geeignet, da es sich bei hohen Geschwindigkeiten sehr schnell abschleift.

Weichantifouling kann – wenn es sonst keine Schäden im System gibt (Blasen, Risse…) – in der Regel direkt mit dem gleichen oder ähnlichen Weichantifouling übertrichen werden, um wieder neue Schichten mit Biozid zur Verfügung zu haben.

Für eine Saison (7 bis 8 Monate) in der Ostsee werden üblicherweise zwei Schichten AF aufgetragen. Wenn das Boot einige Wochen liegt, bildet sich üblicherweise eine leichte Bewuchsschicht aus Algen, die aber bei der nächsten Fahrt weggewaschen wird.

Hartantifouling

Normales Hartantifouling enthält ebenfalls Biozide, schleift sich aber nicht selbst ab. Nachdem die enthaltenen Biozide aufgebraucht sind, bleibt dieses AF als einfache Farbschicht ohne AF Wirkung zurück.
Ein Hartantifouling kann üblicherweise mit kompatiblen Hartantifouling überstrichen werden.

Hartantifouling wird vor allem für schnelle Boote verwendet, bei denen sich Weichantifouling zu schnell abschleifen würde.

Teflon basiertes Hartantifouling

Diese Art von AF versucht den Bewuchs dadurch zu verhindern, dass es eine so glatte, harte Oberfläche hat, auf dem sich der Bewuchs nicht festsetzen kann. Damit empfielt sich Teflon-Hartantifouling für Boote, die sehr lange Liegezeiten haben.

Zur Wirksamkeit von Teflon-Hartantifouling gibt es unterschiedliche Meinungen, ich selbst habe keine Erfahrung damit.

Teflon basiertes Hartantifouling kann nicht einfach durch eine neue Schicht überstrichen werden, da durch die sehr glatte Oberfläche keine Haftung gewährleistet werden kann. Vor dem Aufbringen von neuen Schichten (auch Primer/Sealer) muss ein Hartantifouling angeschliffen werden.

Haiffischhaut

Es gibt Produkte, die versuchen, die Struktur einer Haifischhaut nachzuahmen – ausgehend von der Erkenntnis, dass die Haut von Haien gegen Bewuchs immun ist. Der Erfolg dieser Idee scheint aber mäßig zu sein, da selbst die Hersteller diese Produkte nicht mehr offensiv vermarkten (Stand 2011).

Siehe auch

Antifouling in der Wikipedia

1-Komponenten oder 2-Komponenten Systeme (1K / 2K Systeme)

Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Beschichtungen, die sich in der Art, wie die Aushärtung erfolgt, unterscheiden.
Diese beiden Systemarten sind in der Regel inkompatibel. Beispielsweise haftet ein 1 Komponenten Primer meist nicht zuverlässig auf einer 2 Komponenten Epoxy Beschichtung.

1 Komponenten Beschichtungen (1K)

Eine 1K Beschichtung enthält Lösungsmittel, das nach dem Auftragen der Beschichtung verdunstet und damit die Aushärtung der Beschichtung bewirkt.
Beim auftragen von 1K Beschichtungen von verschiedenen Herstellern sollte darauf geachtet werden, dass die jeweils verwendeten Lösungsmittel kompatibel sind.

Die Verarbeitung ist problemlos und unterliegt nur Restriktionen hinsichtlich Temperatur und Luftfeuchte (minimale Temperatur meist 5 Grad, maximal Luftfeuchte meist 80%).
1K Beschichtungen haben normalerweise keine Überstreichintervalle und haften auch nach längerer Zeit (Monate) gut aufeinander, wenn keine sonstigen Verschmutzungen vorhanden sind.
Restmengen können jederzeit unter Luftabschluss aufbewahrt werden.

Vorteile

– Einfache Verarbeitung
– keine Überstreichintervalle
– kann mit Beize wieder entfernt werden
– Restmengen können aufgehoben werden

Nachteile

– geringere Festigkeit / geringerer Schutz gegen mechanische Einwirkungen (z.B. Grundberührung)
– Feuchtedichte nicht so hoch wei bei 2K
– geringere Haltbarkeit gegenüber einer 2K Beschichtung (einige Jahre statt über 10 Jahre)

2 Komponenten Beschichtungen (2k)

Hier erfolgt die Härtung nicht durch Lösungsmittel, sondern durch eine beigemischte Härterkomponente (d.h. die Beschichtung ist eine Komponente, der Härter eine weitere Komponente, also zwei Komponenten).
Vor dem Auftragen muss der Härter hinzugefügt und die Beschichtung dann gut durchgerührt werden. Dann gibt es ein bestimmtes Zeitintervall, in dem die Beschichtung aufgetragen werden muss.

Ein Nachteil dieses Vorgehens ist, dass die einmal angerührte Menge auf aufgebraucht werden muss und Reste nicht wiederverwendet werden können. Weitere Schichten können auch nur innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls aufgetragen werden (d.h. bevor eine Schicht endgültig ausgehärtet ist).
Eine typische 2K Beschichtung besteht aus Epoxy-Harz und passendem Härter.

Die Hauptargumente für 2K Systeme sind die sehr hohe Festigkeit und Feuchtedichte.

Vorteile

– sehr fest, sehr guter Schutz gegen mechanische Einwirkungen
– sehr hohe Feuchtedichte (d.h. sehr guter Schutz gegen Wasser)
– lange Haltbarkeit (über 10 Jahre bei korrekter Verarbeitung)

Nachteile

– schwierigere Verarbeitung
– muss mechanisch entfernt werden
– Restmengen können nicht aufgehoben werden
– Überstreichintervalle müssen eingehalten werden
– nach Ablauf des Überstreichintervalls muss die Beschichtung angeschliffen werden, um eine neue Schicht aufzutragen
– erfordert einen Primer zwischen Epoxy- und Antifouling-Schicht zur Haftvermittlung*

* Man kann Antifouling auch direkt auf eine Epoxy Schicht auftragen, wenn die letzte Epoxy Schicht noch leicht klebrig ist. Dann kann der Primer als Haftvermittler entfallen.

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