Von Damp nach Göteborg: Eine Planänderung, die sich als gute Idee erwies.

Kooikerhondje Bordhund Ole auf seiner Manöverstation.
Kooikerhondje Bordhund Ole auf seiner Manöverstation.

„Aaauuuuuf Manöverstation!“

Hörte Bordhund Ole das Kommando am Mittwoch um 04:15 Uhr. Ole sprang natürlich noch nicht von alleine zu seinem Manöverplatz auf der achterlichen Bank, dafür ist er noch zu jung. Nachdem ich ihn händisch dort positioniert und mit seiner Leine gesichert hatte, ging es los: Auf große Fahrt nach Göteborg, 208 Seemeilen, 32 Stunden. So jedenfalls der Plan.

Dieser frühe Morgen jedenfalls war schon mal sehr, sehr schön:

Ententeich an der Küste von Damp, sehr früh am Morgen.
Ententeich an der Küste von Damp, sehr früh am Morgen.
Ein anderer Segler ist kurz vor uns ausgelaufen.
Ein anderer Segler ist kurz vor uns ausgelaufen.
Kurze Zeit später ging die Sonne auf.
Kurze Zeit später ging die Sonne auf.

Doch die für einen Motorkreuzer perfekten Bedingungen waren nur von kurzer Dauer: Als die Sonne aufging, frischte der Wind langsam auf. Und je näher ich der Südspitze Langelands und damit dem Eingang vom großen Belt kam, desto mehr See baute sich auf, etwas mehr als angekündigt. Aber: wir sprechen hier von höchstens einem Meter Welle, also immer noch guten Bedingungen!

Eine Anzeige mit einer TTG (Time To Target) von 1,3 Tagen hatte ich jedenfalls noch nie:

CoastalExplorer Navigation ungefähr eine Stunde nach dem Ablegen: Nur noch 1,3 Tage zu fahren.
CoastalExplorer Navigation ungefähr eine Stunde nach dem Ablegen: Nur noch 1,3 Tage zu fahren.

Die Fahrt durch den großen Belt war ansonsten unspektakulär. Ich hatte gut zu tun, Ole zu betreuen und die Technik kontinuierlich im Blick zu behalten bis sich irgendwann das Gefühl eingestellt hat, dass alles zuverlässig funktioniert.

Diese Unsicherheit am Anfang eines großen Törns habe ich immer: Ständig denke ich „irgendwas bricht doch bestimmt“. Denn auf einem Boot ist ja ständig etwas zu tun, und regelmäßig macht irgendeine Komponente Probleme. Direkt vor Urlaubsbeginn beispielsweise funktionierte der Maschinenraum-Ventilator nicht mehr und die Backbord-Positionslaterne blieb dunkel.

Das sind Sachen, die bei einem zwanzig Jahre altem Schiff einfach vorkommen: Bei dem Ventilator war der Antriebsmotor mit Abrieb verschmutzt, und die Verbindung vom Kabel zum Stecker bei der Positionslaterne war völlig korrodiert. Beide Punkte hatte ich vor dem Ablegen natürlich erledigt.

Und so entspannten Ole und ich uns irgendwann und genossen die Fahrt durch den großen Belt bei Sonnenschein, allerdings kaltem Wind, der achterlich reingeweht kam.

Hunde können viel Zeit einfach mit Dösen verbringen. Ole macht da keine Ausnahme.
Hunde können viel Zeit einfach mit Dösen verbringen. Ole macht da keine Ausnahme.

Die auf dem Foto sichtbare olle Fußmatte ist übrigens Oles „Löseplatz“: Wenn er mal muß, kann und soll er darauf machen. Dabei liegt diese Matte allerdings weiter draußen auf dem Achterdeck. Anschließend wird das mit der Brause kurz abgespült und schon ist wieder alles sauber.

Und irgendwas funktioniert dann doch nicht so perfekt

Bei der Arbeit an dem oben angesprochenen Maschinenraum-Ventilator hatte ich mir eine Änderung überlegt: Bisher wurde Luft mit einem starken Gebläse in den Maschinenraum geblasen, erzeugte dort einen Überdruck und drängte die heiße Luft durch andere Öffnungen nach draußen.

Unschön dabei ist, dass es kleine Öffnungen zum Innenraum gibt, beispielsweise für Kabeldurchführungen. Also kam immer etwas Mief aus der Maschine in den Salon. Nicht viel, aber schon so, dass man es bemerken konnte.

„Es wäre doch schlauer, die heiße Luft abzusaugen und kalte Luft nachströmen zu lassen“ dachte ich mir und hatte experimentell einen anderen Ventilator mit umgekehrter Drehrichtung eingebaut.

Der Effekt war auf der Fahrt bis zum Ende des großen Belts deutlich spürbar: Im Salon roch es überhaupt nicht mehr nach Maschine. Super! Und dieser Lüfter verbrauchte auch noch viel weniger Strom, auch gut!

Aber je länger die Fahrt dauerte, desto deutlicher wurde: Der Luftstrom ist etwas zu schwach, der Maschinenraum heizt sich mehr und mehr auf. Mit dem alten Ventilator waren es immer so 40°-41°, nun waren wir schon bei über 43°.

Das ist schlecht. Denn: Die Fahrt sollte ja noch lange nicht zu Ende sein. 

Also musste ich wieder den alten Ventilator einbauen. Und zwar möglichst ohne Zeitverlust!

Ich lief daher mit ganz kleiner Fahrt direkt hinter der Großen-Belt-Brücke auf ein Stück Küste zu, vor dem ich kurz hätte ankern können, wenn etwas bei meiner Umrüstungsaktion schief gehen sollte. Währenddessen habe ich den experimentellen Lüfter aus- und den alten Lüfter wieder eingebaut. Das dauerte zehn Minuten, in denen ich konzentriert und schnell arbeiten musste, damit der Maschinenraum nicht zu heiß wurde.

Das hat geklappt, und so konnte ich kurze Zeit später wieder den alten Kurs aufnehmen und die Fahrt fortsetzen.

Option A oder Option B, was soll ich wohl wählen…?

Dank meiner neuen Internet-Lösung habe ich ja nicht nur im Hafen gutes WLAN, sondern auch mit deutlichem Abstand zur Küste immer Internet über Mobilfunk. So konnte ich die Wettervorhersage (vor allem über windyty.com) immer im Blick behalten.

Und was ich sah, gefiel mir nicht. Oder auch doch, je nachdem.

Denn: für den Abend und die Nacht war im Kattegat ein deutlich frischerer Wind vorhergesagt, um die 5 Windstärken. Nun war schon gegen 17 Uhr der Wind locker eine gute 4, und nördlich des Belts hatte sich schon eine gut spürbare See aufgebaut, so dass ich die Stabilisatoren auf kleiner Stufe laufen ließ.

Weiter draußen auf See bei noch mehr Wind versprachen deutlich höhere Wellen.

Dagegen stand die Vorhersage, dass der Wind ab Donnerstag Nachmittag einschläft und sich auch in der Nacht zu Freitag im Bereich von 2 – 3 Windstärken bewegt.

Also lieber Skipper, was willst Du wählen? Jetzt weiter fahren und sich in der Nacht durchschütteln lassen? Oder Sejerø ansteuern, was direkt auf dem Weg liegt, und dort bis Donnerstag Nachmittag waren?

Eine einfache Wahl: Ab nach Sejerø!

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Und was für eine gute Idee das war! Ich habe mit meinem Schlachtschiff zwar nur noch einen Platz an der Mole bekommen, wo ich das balancieren über einen mehr oder weniger schmalen Balken üben konnte, um an Land zu kommen – aber die Insel ist wunderschön!

Dazu war Ole glücklich, sich wieder an Land austoben zu können. Und dazu all die vielen völlig neuen Gerüche und Eindrücke – nach dem ersten Spaziergang war der Hund völlig erledigt und ist sofort eingeschlafen.

Ein etwas provisorischer Platz mit eingeschränktem Zugang zum Land über einen schmalen Balken.
Ein etwas provisorischer Platz mit eingeschränktem Zugang zum Land über einen schmalen Balken.
Sejerø ist eine wunderschöne Insel, gut, dass mich der Zufall hier her getrieben hat.
Sejerø ist eine wunderschöne Insel, gut, dass mich der Zufall hier her getrieben hat.
Der Hafen ist nicht groß, eigentlich sollte man schon am Nachmittag kommen.
Der Hafen ist nicht groß, eigentlich sollte man schon am Nachmittag kommen.
Kooikerhondje Ole im Glück!
Kooikerhondje Ole im Glück!
Leckere Algen am Stand. Sollen ja gesund sein.
Leckere Algen am Stand. Sollen ja gesund sein.

Und so habe ich den großen Törn also in Sejerø unterbrochen und gegen 20:30 Uhr ein Anlegerbier getrunken. Ungefähr die Hälfte des Weges geschafft!


Dienser Eintrag spielt am 27.7.2016.

2 Kommentare zu “Von Damp nach Göteborg: Eine Planänderung, die sich als gute Idee erwies.

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