Heinz-Dieter Breidenbach: Klingelt da nicht etwas bei diesem Namen?
Er ist der Sohn der fast schon legendären Karlheinz und Anneliese Breidenbachs, die in den 80ern unter Motor von Deutschland via Schottland, Island, Grönland und Kanada in die USA gefahren sind. Über den Nordatlantik, durch Eis und Sturm. (Das Buch über diese Reise gibt es noch, hier klicken!).
In vielen Jahren vor dieser in allen Belangen bemerkenswerten Atlantik- und USA-Tour haben Karlheinz und Anneliese regelmäßig ihre Kinder auf viele Seetörns mitgenommen. Unter anderem schon in ihren absoluten Anfängen, auf einem aus heutiger Sicht winzigen Holz-Motorboot, mit dem sie aber bereits das Kattegat bereist haben.
Von diesen Anfängen und dem Weg der Breidenbachs bis zur Atlantikquerung wird noch zu berichten sein – heute aber geht es um den Sohn, der wohl von Anfang an mit dem Seefahrer-Virus infiziert wurde: Heinz-Dieter.
Mit der MY Tobago über den Atlantik
Nachdem Sohn Heiz-Dieter jahrelang auf den Spuren der Eltern den Norden bereist hat, zog es auch ihn über den Atlantik. Über Details dieser Antlantik-Überquerung unter Motor werde ich noch schreiben, vorher habe ich aber schon mal ein Interview für Euch:
Wie war (grob) die Route der gesamten Reise?
Rotterdam, La Rochelle, A Coruna, Albufeira, Lanzarote, Teneriffa, Martinique, Grenada bis St. Maarten, Virgin Islands, Puerto Rico, Bahamas, Florida,
Wann habt ihr die Reise gemacht? Wie lange wart ihr insgesamt unterwegs?
2007 2008, 2009 Transatlantik, 2010 2011 2012 jeweils in den Ferien, 2009/2010 mal 6 Wochen am Stück.
Das Boot blieb dann immer wegen des Berufs monatelang liegen wo es gerade war, das natürlich nach entsprechender Vorplanung und Reservierung. Das hat im großen und ganzen geklappt bis auf St. Maarten, dort war das „richtig daneben“, aber auch das wurde überstanden. In La Rochelle hat das mit der Reservierung erst funktioniert als ich, im Jahr vorher, übers Wochenende mit dem Auto von zu Hause aus hingefahren bin um das zu regeln.
In Grenada hatten wir eine Reservierung an einem tollen Platz wegen Grundschwell nicht wahrnehmen können (bei dem Gewicht reißt TOBAGO dann die Steganlage kaputt). Zum Glück fanden wir einen Platz in der Marina in Saint George, das Problem tauchte natürlich kurz vor dem gebuchten Rückflug auf!
Was war dein Antrieb für die Reise? War die Atlantiküberquerung eher unangenehmes Mittel zum Zweck oder eine interessante, seemännische Herausforderung?
Ich wollte nochmal in die Karibik bevor mir das aus Altersgründen zu mühsam wird – die Versorgung des Bootes aus der Ferne ist eine echte Herausforderung. Ersatzteile und Reparaturen ist nicht einfach. Schon hier im Mittelmeer „können die immer alles“, Karibik und USA sind da „ganz speziell“.
Sicherer und letztlich oft billiger ist es, wenn nötig Fachleute von hier ins Flugzeug zu setzen…. Die Überquerung selbst war leider in ein enges Zeitkorsett gebunden aber insgesamt ein schönes Erlebnis
Weißt du noch, wie lange ihr für die Atlantik-Passage gebraucht habt? Von wo nach wo und wie viele Meilen waren es? Und in welchem Monat?
Die Überfahrt war im Dezember 2009, Abfahrt Teneriffa, Marina San Miguel, 12-12-2009 19:00 UTC Ankunft Martinique, Le Marin, 27-12-2009 15:30 UTC.
2668nm / Dauer 356,5h / Durchschnitt 7,48kn (obwohl wir mit 0,5kn Strom mit uns gerechnet hatten!) / Verbrauch (9.750l) – 10.000l macht 28l/h oder 3,7l/nm
War die Atlantik-Passage eher ruhig oder hatten ihr auch Starkwind oder Sturm?
Wir hatten von allem reichlich, über die Kap Verden zu fahren ließ aber der Zeitplan nicht zu, das wäre mit Sicherheit ruhiger gewesen.
Habt ihr die TOBAGO für diese Reise angeschafft, oder hattet ihr das Schiff schon vorher?
Wir hatten das Boot bereits seit 2000 und im Norden alles bereist was in unserer verfügbaren Zeit möglich war, Benelux, England, Skandinavien und Polen, Sommer und Wintertouren.
Wie viele Personen wart ihr an Bord? Hatten alle seemännische Erfahrung?
Geplant hatten wir zu viert, gesundheitsbedingt sind wir dann zu dritt gefahren, der Ausfall eines Freundes traf uns kurz vor Abfahrt. Alle Beteiligten haben erhebliche Seeerfahrung, beide Freunde sind Segler.
Was waren die drei schönsten Orte auf der Reise?
…schwer das auf drei einzugrenzen….ein Versuch: La Rochelle und Umgebung, die spanische Nordküste, die Karibik als „Gesamtkunstwerk“.
Ein paar technische Daten zur TOBAGO?
Länge, Breite, Tiefgang, Verdrängung | 17,85 x 5,70 x 1,90 fahrfertig 70t |
Maschinen | Typ und Leistung: 2 MAN D 2866 E je 162kw |
Bunkerkapazität für Diesel und Wasser | Diesel 11.450l ohne Reserve (2 x 750l), Wasser 3.500l, Wasseraufbereitung 1.500l / Tag |
Stabilisatoren | Koopnautic Searocq 1522 hydraulisch |
Marschfahrt in Knoten und Brennstoffverbrauch dabei pro Stunde | Eine Maschine:
Beide Maschinen:
|
Habt ihr die TOBAGO noch? Seid ihr noch unterwegs oder nun ständig an Land?
Wir haben sie immer noch und touren zur Zeit im Ionischen Meer.
Danke, Heinz-Dieter, für dieses Interview und die Fotos!
Logbuch der Atlanktik Überquerung unter Motor
Heinz-Dieter hat mir Auszüge aus dem Logbuch der Atlantik-Überquerung zur Verfügung gestellt. Das liest sich – ganz in der Tradition der Eltern – sehr interessant und ich werde darüber in einem eigenen Artikel berichten. Wer bis dahin schon mal mehr über die Eltern lesen möchte: Das Buch „Kurs New York“ ist noch erhältlich.