Schon fast Urlaub. Wenn das mal alles so klappt.

Helgoland – Emden via Norderney und Borkum?

„Keine Chance. Da kommen wir nicht hin.“

Letzten Herbst waren wir eine Woche in einem netten Haus in Balk, einem süßen, kleinen Ort in Friesland (Niederlande). Wir waren schon oft in den Niederlanden, und uns hat es immer gut gefallen. Nicht zuletzt haben wir ja auch unsere JULIUS damals aus Elburg abgeholt (Überführungsfahrt von Elburg nach Hamburg im Februar – hier lesen!).

Durch Balk spazierend kam (wieder einmal) die Idee auf: Können wir nicht mal im Sommer mit dem Boot nach Friesland? Ein wenig durch die Kanäle cruisen und das Ijsselmeer erkunden?

„In drei Wochen. Von Damp aus? Klappt niemals.“

So sprach der Skipper nach einigen Minuten des Nachdenkens. Und damit war das Thema erledigt.


Abends stand ich dann mit meinem Hund am Strand in der Nähe des Ferienhauses. Ole buddelte. Natürlich. Ich sah ihm zu. Und dachte nach.

„Wäre schon mal interessant, hierher zu kommen mit dem eigenen Boot.“

„Eine Woche mehr Zeit – dann sähe die Sache schon wieder anders aus…“

Wieder im Ferienhaus angekommen war die Familie am Tisch versammelt. Wir wollten (oder – in meinem Fall – sollten) Phase 10 spielen. Nachdem ich mir ein Glas Rotwein eingeschenkt hatte, setzte ich mich dazu:

„Na, vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit.“

Die Kinder hatten von sich aus gesagt, dass Holland mal ein interessantes Ziel und „endlich mal etwas anderes als Dänemark und Schweden“ wäre. So hatte ich Aufmerksamkeit nun sicher.

„Bei meinen Kollegen habe ich als erster Urlaub. Möglicherweise kann ich in der Woche vor unserem Urlaub auch einfach vom Boot aus arbeiten. Am Wochenende vorher könnte ich das Boot durch den Kanal und bis nach Helgoland bringen. Dort bunkern, dann habe ich die ganze Woche Zeit. um kurze Sprünge von Insel zu Insel bis nach Emden zu machen und ansonsten zu arbeiten.

Ihr kommt mit der Bahn nach Emden, von dort ist es nur ein Katzensprung bis nach Friesland.“

Da war er dann also, der Plan.


Passage durch ein Wattfahrwasser. Gute Planung ist hier wichtig.

Zwischendurch kamen doch noch die eine oder andere Schwierigkeit hinzu, aber grundsätzlich steht die Idee noch. Nun allerdings muss ich den Törn nach Emden schon ab kommenden Freitag (14. Juni) machen: Übernächste Woche muss ich zu einer wichtigen Veranstaltung in die Firma. Also wird die JULIUS eine Woche in Emden liegen bleiben müssen, bis wir uns dort dann alle zusammen wieder einschiffen und rüber nach Friesland schippern.

Navigation im Tidenrevier und im Watt

Erstmal in Friesland in den Kanälen angekommen ist alles einfach. Und auch das Ijsselmeer sieht mir wie ein komfortables Revier ohne große Fallstricke aus. Aber da erstmal hinkommen!

Die Tanks sind fast leer, ich war dieses Jahr noch nicht zum bunkern auf Helgoland. Da muss ich also hin – und es liegt ja quasi auf dem Weg. Das ist einfach. Dann möchte ich ein paar Ostfriesische Inseln anschauen und die Navigation in Seegatten und Watt lernen.

So habe ich schon eine Menge Abende und Geld in aktuellste Karten (NV Charts, Chartworld und Navionics) investiert. Dazu Lesen von wattsegler.de, wattenschipper.de und diversen Threads im segeln-forum.de, wo sich einige erfahrene Skipper tummeln. Das Buch „Seemannschaft im Tidenrevier“ aus dem Palstek Verlag hatte ich schon letztes Jahr gekauft, nun aber noch mal reingeschaut.

Ansteuerung von Norderney von Helgoland kommend durch das Dovetief.

„Jungejunge, das ist echt eine komplexe Thematik…“

Begann ich dann vor einigen Tagen am Abendbrottisch zu erzählen: Von Seegatten (Durchfahrten zwischen den Inseln), die ungemütlich bis sogar gefährlich sind wenn einige, nicht mal allzu starke, Winde gegen den Strom stehen. Von Inseln, wo schon unsere 1,5m Tiefgang zu viel sind, um sie gefahrlos anlaufen zu können. Von Wattenhochs, bei denen wir selbst bei Hochwasser nur 30, 40cm Wasser unter dem Kiel hätten. Es sei denn, es ist Vollmond. Oder Neumond. Oder Ostwind. Oder Westwind. Oder eine beliebige Kombination davon.

Aber – irgendwie ist das ja auch alles interessant. Und hier sind ja nun auch viele andere Skipper unterwegs, also kann das alles keine schwarze Magie sein. Daher steht der Plan: Freitag bis Samstag von Damp nach Cuxhaven, Sonntag morgens Helgoland. Dann nach Norderney (eigentlich wollte ich zuerst nach Langeoog, aber von dort komme ich nicht durch das Watt weiter).

Von Norderney vielleicht noch nach Borkum, aber nur, wenn ruhiges Wetter ist (ich kann durch das Memmert Wattfahrwasser, muss dann aber raus auf die Nordsee, Borkum umrunden und dann durch das Seegatt und zum Hafen). Oder von Norderney direkt nach Emden.

Wenn sich allerdings abzeichnet, dass in der Woche viel Starkwind ist, werde ich das lassen. Dann fahre ich nur nach Helgoland und überlege, was wir weiter machen.

Welche Werkzeuge und Karten ich einsetze

Westlich des Memmert Fahrwassers, weiter auf dem Weg nach Borkum.

Für die Sportbootler unter Euch: Als Karten verwende ich:

  • NV Charts in Coastal Explorer: Das Kartenbild ist super, es gibt sehr viele nützliche Informationen, Papierkarten sind dabei und die Karten enthalten alle Tideninformationen für ein Jahr.
  • Chartworld 9C3DE002: Günstige, aber gute Vektorkarten. Die nutze ich auch im Coastal Explorer, um eine zweite Meinung zu haben und um eine Route automatisch auf Hindernisse prüfen zu können.
  • Navionics in meinen Raymarine MFDs: Hauptsächlich wegen der SonarCharts, die eine sehr exakte und – meinen bisherigen Erfahrungen nach – aktuelle Darstellung der Tiefen bieten.

Die Planung mache ich in Coastal Explorer: Dort habe ich alle Tideninformationen und kann für jeden Teil einer Route die voraussichtliche Strömung berücksichtigen lassen. Coastal Explorer kann darauf basieren sogar ausrechnen, wann eine optimale Abfahrtszeit ist, um möglichst schnell am Ziel anzukommen.

Unterwegs fahre ich dann parallel nach Coastal Explorer (der auch meinen Autopiloten steuert) und Navionics auf den Raymarine MFDs. So habe ich immer mehrere Karten in unterschiedlichen Auflösungen.

23 Kommentare zu “Schon fast Urlaub. Wenn das mal alles so klappt.

  1. Sabine

    Wir können für Holland die ANWB Gewässerkarte App nur wärmstens empfehlen, kostet zwar, aber das lohnt sich: aktuelle Meldungen wie Reparaturen, Sperrungen und Öffnungszeiten von Brücken und Schleusen auf einen Blick, einfache Darstellung der Binnengewässer, Häfen mit Kontaktdaten sind mit Link zur jeweiligen Webseite eingepflegt. Es geht – ich meine – 7 Tage kostenloses Kennenlernen der App, und man kann sie Wochenweise, für einen Monat oder für das ganze Jahr kaufen. Wir fahren nie wieder ohne….

  2. Till

    Hi Julian. Wir haben aufgrund meines für die Ostsee doch zu kurzen Urlaubs nun einen ähnlichen Törn vor. Allerdings erst ab 25.7. Ich melde mich mal bei dir wegen Wattpeilungen.

  3. Ralph Niepenberg

    Hallo zusammen,
    was unbedingt mit muss, ist der Wateralmanak 1&2.
    Teil 1 in der aktuellen Version Teil 2 muss nicht von 2019 sein.
    Interessanterweise muss es auch die gedruckte holländische Version sein.
    (Soweit ich weiß reicht kein PDF)
    Egal ob man es lesen und verstehen kann oder nicht. 😉
    Hier achtet die Polizei bei einer Kontrolle sehr drauf und es kann teuer werden, wenn man die beiden Taschenbücher nicht vorzeigen kann.

    Viel Erfolg und viel Spaß in Holland.
    Jederzeit eine Wandbreit Wasser unter der Schraube.

    VG
    Ralph

    1. Julian Buß

      ich komme nicht mit einer Tide von Norderney durch das Memmert und Borkumer Wattfahrwasser. Memmert ist kein Problem, Borkum laut wattsegler.de 1,7m bei HW – also nur 20cm mehr als mein Tiefgang. Das ist mir als Neuling erstmal zu kritisch. Aber wenn ich vor Ort bin guck ich noch mal… bei Springtide und wenig Wind sieht das ja vielleicht anders aus.

      1. Wolfgang

        Hallo Julian
        nur so als idee: wenn das wetter halbwegs akzeptabel ist und du zeitdruck hasst, kannst du vielleicht am besten direkt aussen rum fahren, d.h. direct vom Tanken auf Helgoland nach Borkum. Hab ich auch schon gemacht und spart ne menge Zeit. Dass waattfahrwasser (Mehmert und dann rund um Borkum ist zwar gut zu machen aber ist insgesamt weiter und du bist von der Tide abhängig und verlierst dadurch extra Zeit).

        Alternatief zu Emden kannst du das Schiff auch im Hafen von Delftzijl lassen; von da gehts dann ziemlich einfach mit der ’staande mastroute‘ ueber Groningen nach Friesland; hinter Groningen ist es dann bei mir mit 1,80- 1,90 tiefgang manchmal knapp und hin und wieder mit Kiel im schlamm aber insgesamt gut zu machen und ne tolle landschaft.
        Als Amsterdammer mach ich die Tour nach Helgoland inatuerlich mmer in der anderen Richtung, hoffentlich in ca. 2 wochen auf dem weg nach Daenemark :-).

        Du musst meines wissens nach nicht unbedingt den Wateralmanak,den der ANWB fuer 19,95 Euro verkauft an bord haben, sondern das Gesetz schreibt vor: eine Kopie vom Binnenvaartspolitiereglement (BPR) in einer aktuellen Version. Im Wateralmanak deel 1 ist das abgedruckt, d.h. wenn du den kaufst, erfuellst du die gestlichen Vorgaben – aber es ist ein ziemlich trockener Gesetestext und du musst dir oefter nen neuen kaufen. Du kannst es aber auch kostenlos downloaden, z.b. auf: https://www.vaarbewijzen.nl/wp-includes/pdf/Binnenvaartpolitiereglement.pdf – die website sagt auch deutlich, dass ein pdf als elektronische kopie ausreicht (allen angaben natuerlich ohne gewaehr). Bin auf der Nordsee im Niederlaendischen Teil schon wirklich oft kontrolliert worden aber immer nur Schiffspapiere, Ausweise, Nachweis dass Mehrwertsteuer bezahlt wurde und der Diesel nicht rot ist. Aber bei auslaendischen Schiffen zum „koellchen-schreiben“ ist das veilleicht anders? Besser ein pdf auf den ipad

        Viel spass in nem sehr entspannten und tollen Fahrgebiet, und fuer dein Schiff ist das Isselmeer auch bei Starkwind gut zu befahren, kannst ja einfach das Ufer von der Windseite (meistens westen) wählen.

        lg
        Wolfgang (vom Obelikx, Amsterdam)

        1. Julian Buß

          Danke für die Hinweise, Wolfgang!
          Ich möchte aber explizit mindestens eine, gerne zwei Inseln besuchen und die Navigation im Seegatt und im Watt lernen.
          In Delfizjl will ich das Boot nicht lassen – von Emden aus komme ich einfacher und schneller mit der Bahn wieder nach Hamburg und zurück.

          Ich werde berichten, wie es läuft

  4. Detlef

    Ijsselmeer ab 5 Bft und möglicherweise noch West oder Ostwind nicht mehr wirklich gut für Stahldampfer zu befahren . Ich weiß deine Julius ist mit Schwingungsdämpfern ausgestattet. Mein Tipp wäre dennoch: dann. über Makkum ins Binnenland einzufahren ,,,
    Grüße zZ. aus Hoorn/Noordholland

    1. Julian Buß

      Mal schauen – während der Überführung damals waren wir bei 6-7 unterwegs, das war durchaus noch handig. Aber ich kenne ja die Ostsee mit ihrer Hackwelle, so ähnlich stelle ich mir das Ijsselmeer vor.
      Danke jedenfalls für den Hinweis!

  5. Enno Schaarwächter

    Ich mache es gerade umgekehrt. Bin seit Ende April etappenweise von West nach Ost unterwegs. Winterlagerplatz Emmeloord, Lemmer, Grou, Groningen, Delfzijl, Leer (sehr schön), Emden und dann durch den traumhaft schönen Ems Jade Kanal nach Wilhelmshafen. Jetzt brauche ich händiges Wetter für den 50sm Törn nach Cuxhaven. Irgendwann in die Ostsee. Schauen wir mal.
    Eine Empfehlung für die JULIUS. Von Helgoland nach Norderney sollte kein Problem sein. Aber dann, wenn es für die Familienzusammenführung möglich ist, von Norderney direkt nach Lauersoog und die Reise beginnt mit einem fantastischen Revier, dem Lauwermeer, dann weiter über die stehende Mastroute. So spart man sich die Ems und die „Schleusereien“ Delfzijl, Groningen etc.
    Mast u. Schotbruch von der LEA

    1. Julian Buß

      Hallo Enno,

      das Wetter sieht gut aus kommende Woche 🙂

      Lauwermeer klingt toll, aber Emden ist gesetzt. Ist mit der Bahn einfach und schnell von Hamburg aus zu erreichen. Aber vielleicht machen wir einen Abstecher da hin.

      Den Ems Jade Kanal will ich auf der Rückfahrt nehmen!

      1. Enno Schaarwächter

        Ja, ist sicher unkomplizierter. Achtung beim Ems Jade Kanal, eine Brücke ist auf 3,77 abgesackt. Aber vielleicht seid ihr ja niedriger. Der Kanal ist jedenfalls alle „Abbauten“ wert.

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