Unterwasserschiff: Ich kaufe mir Zeit.

Material, das nach anstrengender Arbeit aussieht: Sealer, Bohrmaschine, Schleifmaschine, Staubsauger, Schutzausrüstung, Schleifmittel und so weiter.
Material, das nach anstrengender Arbeit aussieht: Sealer, Bohrmaschine, Schleifmaschine, Staubsauger, Schutzausrüstung, Schleifmittel und so weiter.

Das sieht nach Arbeit aus. 

Nachdem die JULIUS bei der Yachtwerft Glückstadt aus dem Wasser geholt wurde kam heraus, dass es Schäden bei der Beschichtung des Unterwasserschiffes gibt (Details und Fotos hier).

Recherchen ergaben, dass auf dem Unterwasserschiff tatsächlich noch die allererste, originale Beschichtung drauf ist – immerhin nun 24 Jahre alt! Also ist die einzige echte Lösung: Runter damit und komplett neu aufbauen.

Doch: Das Geld dafür will und kann ich nicht „einfach mal so nebenbei“ investieren.

Neuaufbau des Unterwasserschiffes jetzt nicht möglich – wie erkaufe ich mir Zeit?

Wenn der komplette, professionelle Neuaufbau der Beschichtung jetzt nicht möglich ist, muss ich mir Zeit erkaufen. Zeit bis zum Herbst. Bis dahin werde ich geklärt haben, wo ich den Neuaufbau machen lasse und ich kann die passende Menge Geld ansammeln.

Ich muss also etwas machen, damit der Stahl am Unterwasserschiff für eine Saison, ungefähr 7 Monate, geschützt ist. Aber wie?

Aufbau des Arbeitsplatzes.
Aufbau des Arbeitsplatzes.

Die Lösung ist im Grunde einfach:

  • Losen Rost und die Teile der alten Farbe, die nicht mehr halten, entfernen.
  • Die harten Kanten zwischen der Farbe, die noch hält, und den Stellen, wo Teile entfernt wurden, anschleifen und einebnen.
  • Einen guten Sealer (Primer) auftragen. Mindestens drei Schichten.
  • Einmal Antifouling auf den ganzen Rumpf auftragen.
  • Und natürlich neue Anoden anbringen.

Dabei ist jedoch eine große Unbekannte: Wie viel der alten Beschichtung hält noch? Endet es vielleicht darin, dass die Farbe am halben Rumpf abfällt…?

Dazu kommt, dass ich nur wenig Zeit habe. Ich kann unmöglich tagelang am Boot rumschleifen. Entweder die Arbeit geht zügig oder ich habe ein neues Problem.

Dieser Sealer soll halten wie die Pest. Wir werden es sehen!
Dieser Sealer soll halten wie die Pest. Wir werden es sehen!

„Das Zeug beißt sich in die alte Beschichtung und hält wie die Pest!“

So hat mir ein Profi in Sachen Beschichtung Relest Marine 470 als Sealer (Primer) empfohlen. Klingt gut, oder?

Also ran an die Arbeit:

  • Oberflächlichen Rost und lose Farbe mit Bohrmaschine und Drahtbürste entfernen.
  • Harte Karten mit Exzenter-Schleifer und Körnung 40 einebnen.

Glücklicherweise ist mein Sohn mittlerweile ein ziemlicher Kerl geworden und immer daran interessiert, sich etwas Geld zu verdienen. Somit habe ich einen zweiten Mann, das ist eine große Hilfe.

Schleifen. Keine angenehme Arbeit.
Schleifen. Keine angenehme Arbeit.

Das Schleifen und auftragen der ersten Schicht lief dann auch erstaunlich gut. Rund um die schadhaften Stellen war noch etwas Farbe lose, aber nicht viel. Die Arbeit mit der Drahbürste ging gut und schnell. Zum Schleifen hatte ich nur einen einfachen Bosch Exzenterschleifer, aber selbst damit ging die Arbeit recht flott von der Hand.

Nur an einzelnen Stellen kam das blanke Metall durch, sonst waren überall noch eine oder mehrere alten Schichten vorhanden, die der Behandlung mit Drahtbürste und Schleifer widerstanden haben.

Schon ganz gut: Loses Material abgetragen, Kanten fast alle eingeebnet.
Schon ganz gut: Loses Material abgetragen, Kanten fast alle eingeebnet.

So waren wir nach zwei Stunden fertig mit Schleifen: Lose Farbe war entfernt und die harten Kanten grundsätzlich eingeebnet. Ganz bestimmt hätte man es noch besser machen können, aber wir wollen ja das Ziel nicht aus den Augen verlieren: Es soll bis zum Herbst halten, sonst nichts. 

Fast überall sind noch alte Schichten, die gut halten.
Fast überall sind noch alte Schichten, die gut halten.

Danach haben wir sofort die erste Schicht Sealer aufgetragen. Ein ganz fieses, pechschwarzes, zähes Zeug. Wie flüssiger Teer. Verarbeitbar bei bis zu -5 Grad (wir hatten +7 Grad). Nach weiteren anderthalb Stunden war die erste Schicht appliziert (mit Fellrolle und Pinsel), der Mast neben uns vom Schleifstaub befreit und der Platz aufgeräumt. Insgesamt haben wir also 3,5 Stunden benötigt. Genau so habe ich mir das vorgestellt.

In den nächsten Tagen müssen wir dann erstmal nur weitere Schichten Sealer auftragen, dafür plane ich pro Durchgang ungefähr eine Stunde ein. Dann einmal komplett Antifouling, das wird etwas länger dauern.

Und dann: Daumen drücken, dass der Plan funktioniert und die Reparatur bis zum Herbst hält!

10 Kommentare zu “Unterwasserschiff: Ich kaufe mir Zeit.

  1. Thomas

    Ja Julian, das ist sicher eine gute Zwischenlösung. Aber wenn Du im Herbst das mal richtig machen lassen willst, würde ich die Fahrt nach Holland in Kauf nehmen. Das ist mit Garantie um fast 50 % billiger und den Weg kennst Du ja. Wie gesagt, die Offerte für mein 10 M langer Rumpf, etwa vergleichbare Rumpffläche lag bei ca. 4500 EUR. Sandstrahlen, 4 x 2K Epoxi Grundierung plus Jotun Antifouling, inkl. Aus- und Einwassern und MwSt inbegriffen. Das würde extrapoliert für Dich ca. 35 % teurer. Mindestens die Offerte von Geertmans würde ich anfordern. Da diese Werft primär Berufsschiffe saniert sind die auch entsprechen professionell ausgerüstet und schnell im Arbeiten.

  2. Ingo Lüer

    Hallo Julian, vielen Dank, dass Du Deine Erfahrungen mit uns teilst und uns damit sehr hilfst.
    Ich stehe, da wir seit diesem Jahr auch frischgebackene Eigner sind, vor dem gleichen Problem, dass ich mir etwas Zeit erkaufen muss.
    Deine Idee mit dem „Sealer“ finde ich sehr ansprechend.
    Hat sich deine Wunderwaffe bewährt?

    MfG Ingo

    1. Julian Buß

      Ja, es hat bis zum Herbst gehalten, genau wie geplant. Viel länger allerdings hätte es wohl nicht funktioniert, beim waschen war jetzt im November wieder einiges Material abgekommen.

      Also: Bei uns hat es als kurzfristige Lösung gut funktioniert.

        1. Julian Buß

          Moin,

          es lief wie geplant: Bis Herbst hat das gehalten, dann hat meine Werft Julius Grube noch mal alles, was nicht noch fest gehaftet hat, weggeschliffen und mit Epoxy, Vinyl Barrier und Antifouling neu aufgebaut. Das Antifouling hat zwei Jahre bis diesen Herbst gehalten. Ich war im November wieder bei Grube und habe wieder ausbessern und 2 x Antifouling machen lassen.

          Letztlich hat sich wenig geändert: Einmal komplett strahlen und von Anfang an neu aufbauen wäre absolut sinnvoll. Die Mittel dafür habe ich aber nicht, es gibt einfach noch zu viele andere Sachen, die ich auch umsetzen will (z.B. der neue Tender).

          Alle zwei Jahre eine Reparatur der Beschichtung im Dock von Grube ist für mich ein akzeptabler Kompromiss, bis ich das irgendwann mal wirklich komplett neu machen lasse.

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