Von Utklippan nach Christiansø bei Bornholm

Samstag spätabends flaute der Wind ab und Sonntag sollte es bis mindestens Mittags schwachwindig sein. Zusammen mit dem Ziel, früh in Christiansø anzukommen, ergab das ein Weckerklingeln um 0415 Uhr.

Fast alle Vorbereitungen hatte ich schon am Abend getroffen: Die Route war erstellt, der Tagestank gefüllt, der Eintrag im Logbuch vorausgefüllt und der Maschinenraum kontrolliert. So brauchte ich am Sonntag morgen nur noch ein paar Umdrehungen an der Fettpresse (Schmierung für die Welle) auszuführen, alle Systeme anschalten und die Maschine zu starten. In der Zeit war auch Steffi aufgestanden und zusammen haben wir abgelegt.

Tatsächlich war kein Wind mehr, das Rädchen des Windmessers stand und das Wasser im Hafenbecken war glatt und ölig.

Vor und hinter uns waren Segelboote, an denen weitere Segelboote festgemacht waren – Päckchen halt. Dreierpäckchen, um genau zu sein. Normalerweise wundern wir uns immer, dass kein Segelboot bei uns längsseits festmachen will, aber dieses mal waren wir froh darum. Derjenige, der bei uns längsseits festgemacht hätte, müsste nun ebenso früh aufstehen und wäre darüber sicher unglücklich.

So aber konnten wir in aller Ruhe seitwärts ausparken. Zweimal musste ich kurz das Bugstrahlruder verwenden, und dafür entschuldige ich mich bei meinen Kindern (das ist in der Bugkajüte richtig laut wenn das Teil losläuft) und bei den Seglern um uns herum: Bugstrahler hört man unter Wasser und somit in den anderen Booten ebenfalls brutal laut, und da habe ich bestimmt so einige Leute aufgeweckt.

Es hat aber nur einer kurz verschlafen aus seinem Niedergang geguckt, sonst haben sich wohl alle umgedreht und haben weiter geschlafen. Wir jedenfalls sind bei dem ersten Licht aus dem Becken und dann aus dem Hafen getuckert, so langsam wie möglich, um nicht noch mehr Leute aufzuwecken.

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Der Törn fing dann auch entspannt an, der Wind war wie gesagt total eingeschlafen und kurz hinter Utklippan war auch die Dünung (d.h. die restlichen Wellen vom Vortag) ganz gering und sehr angenehm. So verschwand die Silhouette von Utklippan langsam im Rot der sich ankündigenden Sonne:

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Nach einer Stunde und dem ersten Kaffee nahm die Dünung jedoch langsam, aber stetig zu: Die Wellen vom Vortag hatten sich noch nicht ganz abgebaut, oder in einigen Meilen Entfernung hat noch vor kurzem Wind geweht – so genau kann man das in diesem Gebiet nicht sagen.

Insgesamt natürlich harmlos, und die Familie hat ja sowieso geschlafen (d.h. Steffi hatte sich wieder hingelegt). Trotzdem hatte ich auf eine frühmorgendliche Fahrt bei ganz ruhiger See gehofft, und so musste man sich doch wieder festhalten, wenn man sich durchs Schiff bewegt hat.

Davon abgesehen verlief die Fahrt aber erneut im besten Sinne ereignislos. Fast die ganze Strecke hatten wir einen Kurs, der Autopilot hat gesteuert, das Radar hat die Augen für alles und das AIS insbesondere für die Berufsschifffahrt offen gehalten und ich konnte Kaffee trinken, frühstücken und Gedanken nachhängen.

Nur einmal musste ich wachsam sein, als wir ein Verkehrstrennungsgebiet gekreuzt haben. Da war ordentlich was los, die Frachter pflügten einer nach dem anderen und teilweise nebeneinander durch die See:

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Ich habe jeweils erst selbst geschätzt, ob Kollisionsgefahr bestand oder nicht, und habe mir erst danach die CPA („closest point of approach“ = Punkt der dichtesten Annäherung) Angabe im AIS angeschaut. Und das ist einfach mal extrem hilfreich: da steht dann exakt, in wie viel Minuten und Sekunden ein bestimmter Frachter wie nah an der Julius ist. Wenn mir einer zu nah kommt, ändere ich meinen Kurs ein wenig und sehe dann, wie sich der CPA ändert.

Selbst als ich sieben dicke Frachter vor der Schnauze hatte war die Situation immer noch total entspannt, weil ich eben genau sehen konnte, ob Gefahr besteht oder nicht. Meine eigene Schätzung war aber im Übrigen jedes mal richtig, trotzdem möchte ich das AIS wirklich nicht mehr missen.

Irgendwann hat sich dann auch die Familie aus den Kojen geschält und hat zwar erstmal etwas ob der Dünung lamentiert („das haben wir uns ruhiger vorgestellt“), aber es war nicht mehr lange bis zum Ziel und das beruhigte die Gemüter. ETA war um kurz nach elf Uhr.

Gegen 1030 kamen dann die Erbseninseln in Sicht. Sie liegen östlich von Bornholm…

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…und sind auch klein, aber nicht so winzig wie Utklippan. Vor allem gibt es dort erheblich mehr zu sehen, es leben ein paar Menschen dort und täglich kommt mehrfach ein Ausflugsschiff von Bornholm, um Tagesgäste anzulanden und wieder abzuholen.

Der Hafen besteht aus ein paar Plätzen mit Heckbojen und einer Kaimauer. Nicht überall ist es tief, und hier und da liegt mal ein Felsklotz unter Wasser, so dass man langsam navigieren und gut Ausschau halten muss. Um kurz nach elf Uhr haben wir jedenfalls problemlos einen Platz mit einer Heckboje bekommen und konnten ab dann entspannt zu sehen, wie sich der Hafen mehr und mehr gefüllt hat.

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Die Versorgung auf den Erbseninseln ist übrigens auch eingeschränkt, wenn auch nicht so karg wie auf Utklippan. Strom gibt es, von einigen Plätzen aus braucht man aber ein langes Kabel. Wasser gibt es nicht, da die Insel (eigentlich sind es zwei Inseln) generell wenig Trinkwasser hat. Aber es gibt ein Restaurant, es gibt ein Kiosk mit Eis, man kann gut um die Insel marschieren und sich alte Festungsanlagen anschauen und den Leuchtturm kann man auch besteigen:

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Die Hafengebühr bezahlt man wie überall am Automaten mit EC oder Kreditkarte, und erstaunlicherweise ist der Mobilfunkempfang einwandfrei.

Die Liegeplätze sind in dem Kanal zwischen zwei Inseln. Der Kanal wird von einer Brücke überspannt, hier mit einem Skipper, der schon wieder sehnsüchtig auf das Meer blickt:

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Gastlieger verwenden übrigens nur den südlichen Eingang. Und bei viel Wind und Seegang ist der Hafen ziemlich ungeschützt und es kann sehr unruhig werden.

Wir hatten aber weiter sehr wenig bis gar keinen Wind, und das sollte auch bis Montag anhalten. Also wollten wir am nächsten Tag das kurze Stück nach Bornholm weiter fahren.

 

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